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Am Helllichten Tag

Am Helllichten Tag

Titel: Am Helllichten Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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gewesen.
    »Ganz schön warm, was?«, sagt Taco. »Was meinst du, wollen wir im Freien essen?«
    »Gern. Ich finde es gemütlich hier.« Entspannt lehnt Julia sich zurück und lässt den Blick über den belebten Munsterplein schweifen. Sämtliche Straßencafés sind voll, und von überall her hört man Leute reden und lachen. Mitten auf dem Platz steht ein Musikpavillon, in dem ein kleines Orchester aufspielt und nach jedem Stück großen Applaus erhält.
    Die Kellnerin bringt Julias Getränk und nimmt die Essensbestellung auf.
    Während sie warten, tauschen sie Neuigkeiten aus. Julia erzählt nicht viel von ihrer Arbeit, denn das meiste ist streng vertraulich. Außerdem hat sie sich vorgenommen, Beruf und Privatleben strikt zu trennen, was jedoch nicht immer gelingt. Oft verfolgen sie Dinge, die sie tagsüber erlebt hat, bis in den Schlaf.
    Dafür redet Taco umso mehr. Er arbeitet als Fahrlehrer und erzählt gern von seinen haarsträubenden Erlebnissen mit Fahrschülern.
    »… und dann hat sie den rechten Blinker gesetzt, also dachte ich, sie will am Straßenrand halten. Aber nein, sie schert nach links aus! Das Auto hinter uns hatte schon zum Überholen angesetzt und konnte gerade noch ausweichen. Der Fahrer war puterrot im Gesicht und hat wie wild gehupt. Und ich selber hab vor Schreck fast einen Herzkasper bekommen.«
    »Und deine Fahrschülerin?«
    »Die ist seelenruhig weitergefahren. Hat nur ›hoppla‹ gesagt. ›Hoppla‹!«
    Julia grinst. »Ich werde oft gefragt, warum ich ausgerechnet bei der Polizei arbeite, aber wenn ich das höre, finde ich deinen Beruf viel gefährlicher.«
    »Tja, man muss auf alles gefasst sein. Besonders darauf, dass manche Leute rechts und links nicht unterscheiden können. Und zwar ganz schön viele.«
    Die Kellnerin bringt die Gerichte, und sie greifen hungrig zum Besteck.
    »Mir ist mal was ziemlich Peinliches passiert, als ich gerade erst den Führerschein hatte«, sagt Julia nach dem ersten Bissen. »Damals war ich zwanzig und mit Don zusammen.«
    »Dein Freund vom Gymnasium?«
    »Genau. Er lag nach einer Knieoperation im Krankenhaus, und ich konnte so lange sein Auto haben. Als ich ihn besuchen wollte, war der Krankenhausparkplatz brechend voll, aber schließlich fand ich doch noch eine Lücke und manövrierte das Auto irgendwie hinein. Ich stand neben einem großen Kombi, und zwar so dicht, dass die Fahrertür nicht mehr aufging. Ich wollte korrigieren und stieß vorsichtig zurück, aber die Hinterräder blieben in einer Abflussrinne stecken. Ich traute mich nicht, mehr Gas zu geben, weil ich Angst hatte, ich könnte den Kombi beschädigen. Also ließ ich das Auto einfach stehen und hoffte, dass der andere vor mir ausparken würde.«
    »Tat er aber nicht, oder?« Taco grinst breit.
    »Nein. Ich bin durch die Beifahrertür ausgestiegen und zu Don gegangen. Die ganze Zeit über war ich nervös und habe immer wieder aus dem Fenster geschaut, ob der Kombi schon weg war. Irgendwann fragte Don, was los sei, und ich habe ihm alles gebeichtet. Er erklärte mir, wie ich die Sache am besten anstellen soll. Doch als ich dann wieder im Wagen saß, gab ich viel zu viel Gas, sodass der Motor laut aufheulte. Genützt hat es nichts. Schließlich habe ich einen älteren Herrn, der vorbeikam, um Hilfe gebeten. Der rangierte das Auto souverän aus der Lücke. Als ich vor dem Wegfahren noch mal zu Dons Fenster hochsah, stand er auf seine Krücken gestützt und mit leichenblassem Gesicht da.«
    Taco kann sich das Lachen nicht verkneifen.
    »Kein Wunder, wo doch ein fremder Mann in seinem Auto saß. Der hätte ohne Weiteres damit abhauen können«, sagt Julia.
    »Wenn du mal Nachhilfe in Sachen Ausparken brauchst, dann sag Bescheid«, neckt Taco.
    »Nicht nötig, vielen Dank.«
    Sie lachen beide und merken im nächsten Moment, dass sie ein paar Tische weiter nachgeäfft werden.
    Verdutzt dreht Julia sich um und sieht mehrere etwa achtzehnjährige Jungen, die sich einen Spaß daraus machen, andere Leute zu veralbern.
    Zwei junge Frauen halten Ausschau nach einem freien Tisch. Eine von beiden hat einen ziemlich dicken Hintern, was prompt abfällig kommentiert wird.
    Julia runzelt die Stirn. »Idioten!«, murmelt sie.
    Taco beugt sich vor und mustert die Jungen mit zusammengezogenen Brauen. Einer bemerkt es, beugt sich ebenfalls vor, ahmt Tacos Miene nach und flüstert seinen Freunden etwas zu, die laut losprusten. Dann nehmen sie wieder die beiden Frauen aufs Korn.
    Taco richtet sich auf und

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