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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Mügge
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Rentierhaut, welche seine Beichtkinder so gut zu verfertigen verstehen und Komager nennen. In der Hand hielt er einen narbigen tüchtigen Stock mit langer Eisenspitze, und sein ernstes wohlwollendes Gesicht, aus dem zwei blaue freundliche Augen leuchteten, trug Züge unverkennbarer Güte, die auch unter rohen Naturkindern verstanden werden.
Als er seinen großen grauen Pilgerhut abnahm, neigte er grüßend den Kopf gegen Stureson, der aufgestanden war, als Hvaland ihn beim Namen nannte.
»Sorenskriver Stureson vom Malanger Fjord«, sagte der Kaufmann, »hat jedenfalls dieselbe Freude wie ich, Propst Stockfleth hier zu sehen.«
Der Missionar lächelte, indem er seine Augen weit öffnete und Stureson anblickte. »Sie sind der Nachfolger meines unvergeßlichen Freundes Holmböe«, sagte er. »Heil auf Ihren Pfaden, damit gedeihe, was ausgesät wurde zu Gottes Ehre!«
Er setzte sich auf einen Stuhl, nachdem er den Platz auf dem Sofa ausgeschlagen hatte, und mischte sich nach des Kaufmanns wiederholter Aufforderung ein Glas Wasser mit wenig Wein, an dem er genügsam und behaglich trank. Auf die Fragen des Wirts erzählte er dann, daß er vom Altenfluß her quer durch das wilde Hochland mitten durch endlose Wüsten gewandert sei, wo in den inneren Tälern jetzt nur wenige Lappen ihre Rentiere weiden ließen. Von Familie zu Familie sei er unter mancherlei Mühen bis zu den Quellen des Malself gelangt und habe den Strom begleitet, der endlich in den Malanger Fjord niederschießt. »Darüber sind beinahe drei Monate vergangen«, fuhr er fort, »aber, will's Gott, nicht ohne großen Segen. Ich habe mit dem Wort der Liebe manchen erquickt, manche Freude erlebt und nebenher mich selbst auch bereichert.«
»Bereichert, Propst?« rief der Kaufmann, ungläubig lachend, und doch angeregt von dem Wort, das so vielen Reiz für ihn hatte. »Habt etwa die Silberhöhlen im Enare-Traesk entdeckt, wo einst die Zauberer und Häuptlinge des spitzbübischen Volkes ihre Schätze und ihre Götzen holten?«
Der Missionar schüttelte sanft den Kopf. »Der Enare-Traesk«, sagte er, »ist und bleibt ein wildes Freigebirge von Eisenstein, womit die ganze Erde versorgt werden könnte. Die Silberhöhlen sind eine Sage, welche manches Unglück anstiftete. Wer sie auch gesucht hat, kein Sterblicher hat sie je gefunden. Ihr, Christie Hvaland, solltet mich aber besser verstehen und mild von einem unglücklichen, verlassenen Volke sprechen. – Womit ich mich bereichert habe«, fuhr er dann fort, als Christie lachend sein Glas ergriff, »steht hier in diesem kleinen Buche, und es soll meinem gelehrten Freunde Rask in Kopenhagen als großer Schatz zukommen. Ich habe neue Forschungen über den lappischen Sprachstamm gemacht und kann jetzt mit Gewißheit sagen, daß es drei ganz abweichende, bis in die Wurzeln verschiedene Stämme und wenigstens zwölf Mundarten gibt, welche alle noch gesprochen werden. – Ja, gewiß«, sagte er, als seine Zuhörer schwiegen, »es ist so merkwürdig damit, daß die wandernden Familien der verschiedenen Stämme, wenn sie sich in der großen Wüste begegnen, sich oft gar nicht, oder doch nur mit Mühe verstehen und unter sich manchmal Dolmetscher nötig haben, um ein Gespräch zu führen.«
»Und was«, fragte Stureson, »läßt sich daraus schließen?«
»Daß es einst ein mächtiges Volk gewesen sein muß, welches weit umher diesen ganzen skandinavischen Norden bewohnte, bis es von Asen, Goten, Finnen und arideren siegenden Eroberern in die Eiswüsten getrieben wurde.«
»Wo es umkommen muß!« rief der Landrichter.
»Umkommen muß?« wiederholte der Missionar mit sanftem Vorwurf. »Sagen Sie das nicht, Herr Stureson, es tut mir weh, es von Ihnen zu hören. Sie werden dies Volk kennenlernen und seine vielen guten Anlagen leicht bemerken.«
»Anlagen zum Trunk und zum Umhertreiben«, sagte Lars Stureson lachend, indem er sein Glas leerte.
»Schmutzige Tagediebe«, fügte der Kaufmann hinzu. »Bei ihren Rentieren liegen, mit der Büchse durch Wald und Schlucht streifen, jede Arbeit fliehen, die ein ordentliches Leben fordert, aber Branntwein trinken, bis sie sinnlos niederfallen, das ist ihr Leben.«
»Das sagt Ihr und meint, Ihr habt ein Recht dazu«, erwiderte Stockfleth. »Aber Trunk und Habgier zugetan ist mancher andere Mann, und wer hat diese Unglücklichen dazu gebracht? Wer stößt sie von sich in die Wüsten, haßt, verachtet und verfolgt sie? Wer verkauft ihnen das höllische Gift und macht sie zu entehrten

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