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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Muegge
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mittelste und größte Zelt, dessen grober Vorhang von Segeltuch halb zurückgeschlagen war und innen ein qualmiges Feuer sehen ließ, über welchem ein Kessel an eiserner Kette hing. Eine alte Frau mit tief niederhängenden Haaren rührte in dem Kessel herum, aus welchem ein scharfgewürzter Duft aufstieg. Vor dem Zelt aber erblickte Stureson den Missionar Propst Stockfleth, der ein Buch in der Hand hielt und dieser Gesellschaft offensichtlich eben eine geistliche Erbauungsstunde gehalten hatte. Er hatte Stureson erkannt und angerufen.
Nach wenigen Augenblicken hatten sich beide verständigt, und der Landrichter nahm neben Stockfleth Platz. »Ich habe«, sagte der Missionar, als die üblichen Begrüßungen ausgetauscht waren, »eine sehr weite Wanderung gemacht, um irgendeine Nachricht über meinen armen Freund Olaf zu erhalten, der, wie Sie wissen, seine Stelle verlassen hat, ohne daß jemand wüßte, wohin er gegangen ist.«
»Und auch Sie haben nichts entdeckt?« fragte Stureson.
»Nichts«, erwiderte der Propst seufzend. »Diese Kinder der Wüste sind gewöhnt, am kleinsten Zeichen eines Menschen Spur aufzufinden, doch alle Mühe ist verloren gewesen.«
»So muß er verunglückt sein«, sagte Stureson.
»Leider wohl«, antwortete der Missionar. »Hier ist die ganze Familie meines unglücklichen Schützlings. Seinen Brüdern gehört diese Herde, ihre Frauen und Kinder helfen bei dem harten Hirtenleben, und die alte Mutter hält patriarchalisch Ordnung und Einigkeit aufrecht. Es sind gutgeartete Wesen«, fügte er hinzu, als er den verächtlichen Blick bemerkte, mit welchem Stureson den Kreis der Männer, Frauen und Kinder musterte, der sich um sein Roß gesammelt hatte, »alle sind gläubige und fromme Christen, redliche Freunde, arbeitsam und, was selten ist, mäßig und getreuen Sinnes.«
Stureson hörte aufmerksam zu, was der Missionar zum Lobe dieser Lappen sagte, und einen eigentümlichen Reiz konnte er dem wilden und freien Nomadenleben nicht absprechen. Die Männer waren sämtlich unter Mittelgröße, breitschultrig und schwachbeinig mit flachen gedrückten Gesichtern und rötlich entzündeten Augen, die Weiber meist alle häßlich, die Kinder gelb und hager, dennoch aber hatten sie etwas Verständiges, Ernstes und Bescheidenes, was für sie einnehmen konnte. Mit dem Widerwillen des echten Normannes betrachtete Stureson jedoch ihre wetterharten Gesichter und schwieligen Hände, ihre braunen Baumwollhemden, die breiten Ledergürtel, an denen das Messer hing, und die Mützen, unter denen ihre schlauen beweglichen Augen blitzten. Es kam ihm vor, als träfen ihn die Blicke des älteren Mannes, welcher das Haupt dieser Familie war, ganz eigentümlich lauernd und tückisch, und eine geheime Furcht wandelte ihn an, denn plötzlich fiel es ihm ein, daß dies Olafs Brüder seien, die Blutrache üben könnten.
Es war dies jedoch nur ein Blitz, der durch seinen Kopf zuckte und wieder verschwand. Er richtete Fragen an den Lappen und erhielt bescheidene und verständige Antworten, dann erzählte er dem Missionar, daß er auf dem Wege zu Hvaland sei und Mary ihn längst erwarten werde.
»Sie wissen es doch, Propst Stockfleth«, fuhr er fort, »Jungfer Mary ist meine Verlobte, in vier Wochen wird sie meine Frau sein.«
»Ich habe es denken können, Herr Stureson«, erwiderte der Geistliche sanft.
»Und Sie wünschen mir Glück, nicht wahr?« rief der Landrichter, ihn triumphierend anschauend, indem er ihm die Hand bot.
»Wie sollte ich nicht, da ich zugleich damit dem guten Kinde Glück wünsche, die alles Glück auf Erden verdient.«
»Sie liebt mich«, fiel Stureson stolz ein, »und an Glück und Freuden wird es ihr nicht fehlen. Morgen wird sie mit ihrem Vater mich an den Malanger Fjord begleiten, um mein Haus zu sehen, wo sie wohnen wird. Ich denke, Propst, Sie werden auch auf dem Markt sein und Ihre Pflegekinder nicht verlassen. So lade ich Sie ein, gastlich an meinem Herde zu sitzen und Mary Ihren Segen zu erteilen.«
»Ich werde kommen«, erwiderte der Missionar, »Mary zu sehen wird mir ein Trost sein.«
Der übermütige und spöttelnde Ton in Sturesons Fragen und die ruhigen und milden Antworten des Priesters bildeten eigentümliche Gegensätze. Der Sorenskriver fühlte recht gut, daß dieser greise Schwärmer sein Freund nicht sei, aber er hielt es für nötig, nicht ganz mit ihm zu brechen. Er änderte daher seine Redeweise, sagte dem Propst schmeichelhafte Dinge, ließ sich belehren und umherführen und

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