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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Muegge
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Gebäuden ihr behagliches Unterkommen, als aber seine Zimmer leer waren und das Haus still wurde, ging er lange noch in seinem Schlafgemach auf und nieder, um seinen Gedanken nachzuhängen.
Die dickbesohlten Stiefel der nordländischen Aristokratie hatten seine Dielen zerstampft und ihre Kraftsprüche aus rauhen Kehlen seine Ohren zerschnitten. Während er sich langsam entkleidete, begleitete er seine Selbstgespräche mit verächtlichen und spöttischen Randbemerkungen. Er war hierher gekommen, einzig, weil er Geld nötig hatte und ihm kein weiterer Ausweg geblieben war. Jetzt, wo viel Geld ihm gewiß schien, war nicht mehr der geringste Grund vorhanden, länger hier zu bleiben, als er mußte.
»Morgen«, sagte er, »will ich nach Christiania und Stockholm schreiben und meine Vorbereitungen beginnen. Ich suche ein ehrenvolles Amt, gleichviel, was es einbringt; für unsere standesgemäße Erhaltung wird Hvaland mit Freuden Sorge tragen. Fort will ich«, murmelte er dann erregter, »wäre es auch nur, um allen diesen Lappen und Böelappen, Missionaren und langweiligen Geschichten aus dem Wege zu gehen! – Sonderbar, daß mir der blasse schwarzhaarige Schelm immer wieder einfällt, daß mir die Augen immer wieder einfallen, mit denen er mich ansah, als ich ihn über den Rand der Klippe stürzte.«
Er hatte sich auf sein Bett gesetzt und starrte ernsthaft vor sich hin, endlich aber sah er zur Decke empor, denn über ihm schlief Mary, und leise streckte er die Hand aus und flüsterte spöttisch: »Warte, mein Goldfischchen, warte! Alle diese Sorgen und Plagen sollst du mir bezahlen! Ich will dich an einen Ort bringen, wo du ganz mein eigen sein sollst, will dafür sorgen, daß dir die tugendhaften Grillen vergehen, und alle Erinnerungen an deine Verirrungen will ich dir austreiben!«
Im selben Augenblick, als er diese Worte sprach, drang ein Ton in sein Ohr, der jähes Entsetzen über ihn brachte. Es war derselbe Ton, der ihn einst aufgeweckt hatte, als er in dem Felsspalt eingeschlafen war. Leise, süß und klagend zitterte er durch die Nacht. Stureson meinte den gespenstischen Geiger vor sich zu erblicken, wie er ihn damals gesehen hatte, das Haupt tief auf sein unförmiges Instrument geneigt, sein schwarzes Haar darüber ausgeschüttet und Mondlicht blaß darüber rieselnd. – Mit glühenden Augen sprang er auf, sein mächtiger Körper zitterte. Er blickte nach allen Seiten hin und sah nichts als das verglimmende Licht der kleinen Lampe in der Ecke. Aber der Ton war noch in seinen Ohren, als umschwebe er ihn wie der Geist eines Erschlagenen, der mit seinen Seufzern den Mörder aufweckt und verfolgt. Er wußte nicht, woher der Ton kam. Er hörte ihn, ohne zu wissen, ob es Wahrheit oder erregte Einbildung sei. Mit Heftigkeit stieß er den Laden auf und öffnete das Fenster. Alles war dunkel und still, der kalte Wind schüttelte die schwarzen Bäume, die Wellen des Fjords rauschten, phosphorisches Leuchten zuckte darüber hin. Die düsteren Schatten des Gebirges und schweres Gewölk schmolzen zusammen zu einer mächtigen undurchdringlichen Masse.
Schaudernd zog Stureson den Kopf zurück. Seine große Uhr schlug eins.
Am nächsten Morgen begann der Markt, und vom ersten Tagesschein an scholl der Lärm vieler hundert Menschen von allen Seiten her. Noch lag der blaue Dunst der Nacht in düsteren Spalten und engen Klüften, Nebel ringten und ballten auf dem Fjord in wunderlichen Spielen, bald aber wurde alles durchsichtiger und heller, und endlich lief ein blitzendes Leuchten über die Mitte des breiten Wassers. Der erste Sonnenstrahl spaltete die dicke Luft und fuhr über den Wiesengrund, auf welchem der Markt stattfand.
Früh war auch jeder im Hause erwacht. Hvaland war längst auf den Beinen, hatte seinen Kaffee getrunken, mit einem Messer lange Späne von einer zähen, holzartigen rötlichen Masse abgeschnitten und nach gewaltiger Arbeit zwischen seinen Zähnen glücklich verschluckt, wobei er alle Zeichen gab, daß es ihm vortrefflich schmecke. Diese Masse war eine Lieblingsspeise des echten Nordländers, der Überrest eines geräucherten Hammelschinkens, herrliches Spegekjiöd, dessen beste Teile schon gestern den Weg allen Fleisches gegangen waren.
Nebenher sprach er mit Mary, die mit gefalteten Händen bei ihm saß und still über etwas nachzudenken schien. Ihr sanftes Gesicht war von einem Lächeln erfüllt, ihre Augen blickten durch die Fenster auf den sonnenhellen Fjord, aber ihre Ohren schienen wenig von dem zu

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