Am Mittwoch wird der Rabbi nass
dies eine erstklassige Geschäftslage. Und wenn die Geschäftslage so schlecht ist, warum will dann ein schlauer Immobilienmakler wie Safferstein das Haus kaufen?»
«Wie er dir ja gesagt hat – für seinen Schwager. Ich kann mir die Situation gut vorstellen. Seine Frau hat einen Bruder, den er mit unterstützen muss. Also will er ihm einen eigenen Laden einrichten, damit er ihm nicht mehr auf der Tasche liegt. Aber für einen jungen Mann wie Arnold …»
«Ich sage dir, er könnte Erfolg haben hier», behauptete Aptaker. «Ich würde ihm die Geschäftsübernahme leicht machen. Ich würde Kredite aufnehmen, und er würde sich keine Gedanken über pünktliche Rückzahlung zu machen brauchen. Und jeden Tag würde ich ein paar Stunden zum Aushelfen kommen, nicht gegen Bezahlung, nur gegen Erstattung der Unkosten.»
«Dann sprich mit ihm. Erklär ihm, was du dir vorstellst.»
Aptaker ließ verzweifelt die Schultern hängen. «Ich kann nicht mit ihm reden. Es ist, als sprächen wir verschiedene Sprachen.»
«Was hattest du denn sonst erwartet? Wenn du mit ihm redest, wie du mit allen anderen redest, wie du mit deinen Kunden redest oder mit McLane, ruhig, vernünftig …»
«Ich kann nicht mit ihm reden wie mit McLane», fuhr er auf. «Er ist schließlich nicht irgendein Apotheker, der einen Job sucht. Ich kann mich nicht hinsetzen und mit ihm über Gehalt und Arbeitszeit diskutieren. Er ist mein Sohn. Er muss fühlen, dass das Geschäft ihm gehört, dass ich es nur für ihn führe, bis er es übernehmen kann, wie ich es von meinem Vater übernommen habe.»
«Aber wie soll er begreifen, was du empfindest, wenn du es ihm nicht erklärst?»
«Er müsste es wissen, ohne dass ich es ihm lange erklären muss. Er müsste selber so empfinden. Wenn man es ihm erklären muss, ist es ohnehin sinnlos.»
Rose Aptaker seufzte. «Bitte, geh schon ins Geschäft. Arnold muss jeden Augenblick heimkommen, und so, wie du jetzt redest, wäre es besser, wenn du nicht hier bist.»
«Soll ich mich vor meinem eigenen Sohn verstecken?»
«Du brauchst dich nicht zu verstecken, aber manchmal ist es besser, wenn … Ach, ich weiß nicht, du bist in letzter Zeit so gereizt. Geh ins Geschäft, bitte! Ich werde nochmal mit ihm reden.»
5
«Sag mal, Miriam, kennen wir einen jungen Mann namens Rokeach?», fragte der Rabbi seine Frau, als er nach Hause kam. «Akiva Rokeach? Erinnerst du dich, ob ich jemals diesen Namen erwähnt habe?»
Miriam war klein und besaß die straffe Figur eines jungen Mädchens. Sie hatte große blaue Augen und ein freies, offenes Gesicht, das ohne das feste, energische Kinn naiv gewirkt hätte. Die Masse der auf dem Kopf aufgetürmten blonden Haare drohte ihr auf die Schultern zu fallen, als sie jetzt heftig verneinend den Kopf schüttelte. «So einen Namen hätte ich bestimmt nicht vergessen. Klingt israelisch.»
«Ein Israeli ist er auf keinen Fall. Dazu ist sein Hebräisch zu schlecht. Und sein Englisch hat nicht die Spur eines Akzents.» Er berichtete ihr über das Zusammentreffen beim Tempel.
«Er muss ja nicht unbedingt ein sabra sein», meinte Miriam. «Vielleicht ist er emigriert und zu einem kurzen Besuch zurückgekommen. Viele von den Auswanderern nehmen israelische Namen an. Oder übersetzen ihre Namen ins Hebräische. Hat Rokeach auf Hebräisch irgendeine Bedeutung?»
«Aber ja. Es bedeutet Drogist. Apotheker.»
«Apotheker? Wie wär’s denn mit Aptaker? Das heißt doch auch Apotheker, nicht wahr?»
«Auf Russisch, glaube ich. Weißt du, ich möchte wissen …»
«Der Besitzer des Town-Line Drugstore ist ein Mr. Aptaker. Könnte das vielleicht sein Sohn sein?»
«Weißt du, Miriam, du könntest Recht haben. Erinnerst du dich noch, vor ein paar Jahren …»
«Natürlich. Als Jonathan mitten in der Nacht diesen schrecklichen Anfall bekam und du den Arzt rufen musstest …»
«Und der rief Mr. Aptaker zu Hause an, und dessen Sohn ging in den Laden, holte die Medizin und brachte sie uns.» Bei dem Versuch, sich die äußere Erscheinung des jungen Aptaker in Erinnerung zu rufen, kniff er angestrengt die Augen zusammen. «Damals hatte er natürlich keinen Bart, und die Haare trug er kurz geschnitten. Ja, möglich wäre es.»
«Ich habe ihn nicht gesehen.» Miriam lächelte bedauernd. «Ich war bei Jonathan. Er wollte mich nicht fortlassen.»
«Und ich habe ihn danach auch nicht mehr gesehen», sagte der Rabbi. «Als ich ein paar Tage später hinkam, um die Medizin zu bezahlen, war er fort. Wenn
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