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Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoecker
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der Brücke vor meiner Wohnung zu erspähen. Hören und spüren kann ich ihn schon. Ich Glücklicher …
    Ich steige aus dem Boot und stapfe leicht triefend gen Umkleidekabinenzelt. Mir kommen zwei deutsche Touristen entgegen, die gerade ihre Tour starten wollen und sich offensichtlich freuen, mich zu sehen.
    »Der Hoëcker!
    »Eh, geil, sieht der scheiße aus, komm, mach mal ’n Foto! Is nur für Facebook.«
    Ich steige aus den Gebrauchtklamotten und freue mich über meine eigenen Socken. Tommy hatte sie netterweise zum Trocknen nach draußen gehängt. Dummerweise in den Regen.
    Man fährt uns dann zurück zum Flughafen, wo schon der Hubschrauber wartet. Das Gefährt, mit dem uns der Kajakverleiher, ein Bart tragender junger Mensch in viel zu langen Boxershorts, dort hinbringen will, regt allerdings meinen moralischen Widerstand.
    Schon vor dem Einsteigen in den kleinen Bus bin ich überrascht, ich möchte sogar sagen: verstört. In großen Lettern prangt an der Seite die Aufschrift: »The Great Annual Nude Tunnel Run«! Als ich nachfrage, ist es genau das, wonach es klingt. 1998 in einer Bierlaune ins Leben gerufen, rennen nun jedes Jahr um die hundert Kiwis nackt durch den Homer-Tunnel, einen Straßentunnel, der den Milford Sound mit Queenstown verbindet. Er ist 1,2 Kilometer lang und hat 11 Prozent Steigung. Die 20 Neuseeland-Dollar Startgebühr werden für einen gemeinnützigen Zweck gespendet. Ich vermute mal, der Betrag geht an die Angehörigen von in Tunneln verschollenen Nackten …
    Auch die Fahrt in diesem Vehikel ist gewöhnungsbedürftig: Ok, ohne Anschnallgurt fahren, habe ich auch schon mal … also, ich habe davon gelesen, dass es Leute gibt, die so was machen. Aber hier handelt es sich um einen VW-Bulli, dessen hinterer Bereich mit einer großen Matratze ausgelegt ist. Die Deckenverkleidung des Wagenshat Flecken. Aber das Schlimmste ist, dass wir mit vier Mann auf den Restsitzen sitzen, und wir haben unseren Kontakt zur neuseeländischen Bevölkerung, nämlich die immer gut gelaunte Neuseelandfachfrau Awesome-Amazing-Katie, hinten auf die Matratze drapiert. Abgesehen von unseren Gedanken, für die ich mir wohl noch Jahre lang mit Seife die Zähne putzen muss, sieht es so aus, als würden vier Zuhälter ihre Mitarbeiterin zum nächtlichen Arbeitsplatz bringen.
    Wir nehmen es mit Humor. Sie hoffentlich auch.
    Der Hubschrauber steht schon bereit, und bis wir starten können, laufen wir die ganze Zeit im Kreis herum. Die Mücken. Sie sollen einfach keinen Angriffspunkt haben. Ich fürchte nur, die Dreckstiere sind klug genug, immer kurz auf einem von uns zu landen, schnell einen Schluck Blut zu schlürfen, abzuheben, zu warten, bis der Nächste vorbeikommt, um dann wieder bei einer kurzen Landung schnell zuzuschlagen. Dann wieder hoch, warten, runter und so weiter. Wir sind die perfekte Sushi-Bar für Mücken, immer kommt was neues Leckeres vorbei.

    Wenig später heben wir endlich ab.
    Für das Video des Tages über die Wanderung quer durch Southland auf der Suche nach einem Campingplatz hat Tommy hoch oben in der Luft plötzlich die Idee, dass es einfach super Bilder wären, wenn ich auf einem Bergkamm entlanglaufen würde.
    Wir fragen den Piloten. Entspannt, wie Neuseeländer nun mal sind, lässt er mich kurzerhand auf einem Bergrücken aussteigen.
    Wir landen, und ich springe aus dem Heli. Kein Wanderweg, kein Pfad nimmt meinen Schuhen den Schwung. Ich sinke knöcheltief ins feuchte Gras. In Kriegsfilmen habe ich mal gesehen, wie die Soldaten immer sofort gebückt wegrennen. Das sah so gut aus, das mache ich auch mal. Keine Ahnung, warum, ich bin nicht unter Beschuss, und der Vietcong ist hier auch nur vereinzelt kulturell ansässig. Aber vielleicht ist es sicherer, wegen der Rotorblätter.
    Keine drei Schritte später donnert es hinter mir los, und der Hubschrauber hebt ab. Ich stapfe durch das feuchte Gras und genieße das Gefühl, mitten auf einem Berg durch unberührte Natur zu laufen. Meine Füße haben keinen richtigen Halt, ständig knicke ich um, weil Steine unter dem Mutterboden liegen. Habe ich mal eine ebenere Stelle gefunden, rast der Schatten des Hubschraubers auf mich zu oder überholt mich von hinten. Dann biegen sich die Grashalme in alle Himmelsrichtungen, und ich habe Mühe, gerade zu gehen. Ständig halte ich meine Mütze fest. Dann geht es vor mir steil hinab, und ich drehe mich um, und gehe zurück, damit ich auf der Ebene bleibe.
    Für einen Moment herrscht Stille, ich bin

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