Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)
Geschichte vielleicht wirklich einmal in die Legendenwelt Neuseelands eingeht und von Großvätern an ihre Kinder weitergegeben wird.
Am Schluss meines Vortrags soll dann nur noch kurz ein Geist auftauchen und mich erschrecken. Als kleiner, schneller Gag am Ende. Den Geist will Tommy spielen. Und damit nehmen die Überstunden ihren Lauf.
Es fängt damit an, dass er hinter einem Busch stehen, aber nicht ganz, sondern nur ein wenig, zu sehen sein möchte. Zunächst brauchen wir einen Busch, der etwas abseits der Zeltstätte befindlich ist. Um das ins rechte Licht zu setzen, wird eine große Lampe vor dem Busch aufgebaut. Claudia hält diese lächelnd fest, damit der Wind sie nicht umweht. Elke lenkt den Schein einer kleineren Leuchte gekonnt so hinter das Blattwerk, dass es ganz tolle Schatten gibt. Renate steht versteckt hinter einem Busch und wedelt mit einem großen Tuch, damit Tommys langer Mantel hin und her weht und total unheimlich aussieht. Zusätzlich muss Jakob das flackernde rote Licht halten, um das Feuer zu simulieren, das vor dem Zelt vor sich hin knistert, hier zwischen den Büschen aber nicht mehr zu sehen ist. Und die immer gut gelaunte Neuseelandfachfrau Awesome-Amazing-Katie, die sich in eine große Decke gehüllt hat, damit ihr nicht zu kalt wird, stützt den riesigen Strahler, der das Mondlicht erzeugt. Alex macht Ton, Alex macht Bild, und Alex findet, dass das nun wirklich etwas zu viel für eine Person ist. Endlich ist alles an der richtigen Stelle. Nach mehreren Versuchen greifen sämtliche Gewerke Hand in Hand für das eine, das perfekte Bild. Tommy korrigiert immer wieder: Da ein Millimeter nach links, hier einStück höher, dort etwas später flattern lassen. Dann kommt der große Moment. Alle sind auf Anfang, es wird gedreht.
Tommy tritt ins Licht und sagt fehlerfrei seinen Text: »Huhuuuuu!«
Fertig.
Damit ist der Dreh beendet, und wir haben jetzt eine wunderbare Gegenlichtaufnahme von etwas, das Tommy sein könnte.
Nach dem Dreh sind alle durchgefroren und haben blaue Fingerkuppen. Es ist ein Uhr morgens, und wir fahren ins Hotel. Niemand will die Nacht jetzt noch hier draußen verbringen. Mir wäre die Temperatur zwar egal, aber ich habe Angst, dass Tommy noch so eine klitzekleine Idee hat.
10 | H ERR DER R INGE
Ein Nazgul auf zwei Rädern
ls ich wusste, dass es nach Neuseeland geht, konnte ich natürlich nicht an mich halten und habe es jedem erzählt, den ich traf. Mit folgenden Sätzen versuchten meine Gesprächspartner dann immer einen Lacher zu landen:
• Grüß mir Gandalf!
• Schläfst du in Hobbiton?
• Pass auf, die Bäume schlagen aus!
• Wenn’s kalt wird, ist’s ’n Nazgul!
• Grüß mir Sauron!
• Isengard soll ganz toll sein!
Okay, ich habe geschmunzelt. Na ja, mitleidig gelächelt.
Aber es ist einfach so: Das Erste, was die Leute mit Neuseeland verbinden, ist Peter Jacksons Verfilmung von Der Herr der Ringe . Und ich nehme mich da nicht aus: Ich freute mich auf große Schlachtfelder, Dörfer inmitten grüner Auen, Burgen vor gigantischen Bergkulissen.
Also mir geht es nicht so. Ich dachte immer, die hätten das in Irland gedreht. Oder in Hollywood. Das ist doch dieser Film mit den Dinosauriern auf der einsamen Insel, wo der Typ, der jetzt im Rollstuhl sitzt, diesen Roboter spielt, der die Frau in New York per E-Mail kennenlernt?
Viele Leute, die ich vorher traf, konnten ganze Passagen aus dem Film zitieren, sie kannten die abenteuerlichsten Details über den Dreh, und viele von ihnen sammelten alle möglichen Devotionalien. Das wundert mich gar nicht: Wenn wir Deutschen etwas machen, dann richtig. Und so ist es nicht verwunderlich, dass von allen HdR-Fans der Welt diejenigen mit der meisten Inbrunst und Begeisterung aus Deutschland kommen.
Die drei Buchstaben HdR sollte ich den Laien vielleicht kurz erklären: Sie stehen für Herr der Ringe . Wir Fans kürzen das ab.
Die Suche nach HdR-Sets gleicht der Suche nach archäologischen Artefakten. Nachdem die Filme abgedreht waren, startete man eine Go-Green-Kampagne, um alle Sets wieder abzubauen und die Landschaft nach Möglichkeit in den Zustand zurückzuversetzen, in dem sie vorher war. Ökologisch gesehen ein hervorragender Gedanke. Für Filmfans eine Katastrophe. Denn so findet man meist einfach nur Landschaften, anstatt der beeindruckenden Kulissen. Jüngst kam Peter Jackson allerdings auf die Idee, hier den Zweiteiler zum Buch Der Hobbit oder Hin und zurück zu drehen, neue Sets entstehen,
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