Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoecker
Vom Netzwerk:
Außerdem sähen wir dann vollkommen albern aus. Als wären wir in Nehbergs Kielwasser auf dem Weg nach Brasilien und hätten uns kurz hinter Betzdorf mal eben verfahren. Ich nahm den Imageverlust in Kauf und behielt die Weste an, als wir die Wasserwanderung starteten. Die ersten Kilometer waren akustisch geprägt vom Winseln des wasserscheuen Hundes und dem Knirschen, das entstand, wenn der Boden unseres Plastik-Wakas mal wieder über das Geröll 20 Zentimeter unter der Wasseroberfläche schrappte. Nur in schärferen Kurven gab es schon mal so was wie Strömung, Geschwindigkeit und die vage Ahnung, der Strom habe im Laufe der Zeit einen tiefen Graben in diese Seite des Flüsschens gewaschen. Wir hatten gerade vor, die Regenjacken überzuziehen, um nicht durch den einsetzenden Nieselregen den restlichen Tag in feuchten Klamotten zu paddeln, da geriet die Situation außer Kontrolle. Eine dieser semiharmlosen Kurven kam direkt auf uns zu. Oder vermutlich war es umgekehrt. Diese hatte sich aber als echte Rheinländerin mit allerlei Astwerk und Gestrüpp kostümiert. Profis, die wir nun mal sind, lehnten wir uns zeitgleich steuerbords weit aus dem Boot, um diesem ganzen Zeug auszuweichen. Beide! Der Gedanke »Scheiße!« war noch nicht mal komplett formuliert, da fanden wir uns, den Hund, die Paddel und das Gepäck im Wasser wieder, das Boot kieloben neben uns treibend. Die Aufgaben waren im Folgenden klar verteilt: Der Hund geriet in Panik, du versuchtest, mit den vollgesogenen Klamotten irgendwie an der Wasseroberfläche zu bleiben, und ich kümmerte mich um den Rest. Nämlich darum, Boot, Paddel und Gepäck beisammenzuhalten, bis wir wieder aus der großen Kurve ins flache Wasser getrieben würden. Während dein Hund noch damit beschäftigt war, so schnell wie möglich auf die einzige erreichbare Insel zu klettern – deinen Kopf – und dich nun nicht nur ein Haufen Kleidung, sondern auch noch ein paar Kilo angstvoll jaulenden Hundes nach unten drückten, hatte ich meinen Teil der Aufgaben bereits erfüllt. Alle Utensilien waren wieder sicher in meinen Armen gelandet. Und ich hatte mir sogar Boden unter den Füßen erstrampelt.
    Dank der Schwimmweste.
    Das Ergebnis war allerdings das Gleiche. Wir waren total durchnässt, die Sieg nun komplett in unserem Canadier, und der Hund bekam Durchfall.
    Ich bin gespannt, was du hier im Waka-Land für eine Figur an Bord machst!
    Dann steche ich in See, genau genommen in den See, auch wenn dieser irgendwann ins Meer mündet. Zwar haben wir nicht genug Zeit, um weiter hinaus in den Fjord zu fahren, aber ein paar schöne Stellen zum Anlanden gibt es bestimmt auch hier in Reichweite. Überall sind schmale Schotterstrände. Und dort, wo ein Fluss in denSound mündet, befindet sich eine breite Sandbank, rechts und links davon sind kleine Buchten.
    Sobald der erste Paddelschlag getan ist und das Kajak im Wasser vorangleitet, geht es mir gut. Die Gedanken gehen auf Reise, Ruhe setzt ein. Diese direkte Nähe zum Wasser, diese unmittelbare Übertragung von Kraft auf Bewegung, dieses leise Plätschern, wenn der Bug ganz sanft das Wasser …
    »BERNHARD? GEHT DAS AUCH SCHNELLER?«
    Normalerweise versuche ich Tommys tantrischen Singsang durch fehlende Satzzeichen und konstante Kleinschrift zu visualisieren, aber das hier klingt schlicht anders. Eigentlich kann es nicht sein, dass er so mit mir redet. Ich blicke zum Schlauchboot und sehe Jakob, der die Hände noch wie einen Trichter vor dem Mund hält. Klar. Niemals hätte Tommy so viel Energie in seinen Stimmapparat gesteckt. Vor allem nicht, wenn er mit mir redet. Das motorisierte Schlauchboot ist weit vor mir, und seine Insassen sind weit entfernt von jeder körperlichen Anstrengung.
    Ich verstehe – ich bin einfach zu langsam. Alex schaut zu mir und zeigt dabei dauernd auf seine Kamera, weil er wohl verzweifelt versucht, mich näher heranzuzoomen, dabei aber feststellt, dass die Optik das einfach nicht hergibt.
    So kommt es zur bitteren Erkenntnis, dass ich wohl mithilfe fossiler Brennkraft gezogen werden muss. Wie viele Eisbären müssen daran glauben, damit ich schneller werde? Es ist so deprimierend.
    Nur die letzten paar Meter auf den Kies auffahren, das sollte ich selbst machen.
    Wenigstens die Bilder sehen nach total schnellem Fahren aus, aber der Paddler könnte auch jeder andere sein, weil Alex nur Detailaufnahmen macht. Da eine Bugwelle, hier die Spitze eines Paddels.
    Irgendwann lassen sie mich los. Ich fahre zum

Weitere Kostenlose Bücher