Am Schwarzen Berg
Auch der obere Flur war hell erleuchtet. Die Kinderzimmertür stand offen, dahinter war es dunkel bis auf den bläulichen Neonschein des Aquariums. Emil trat als erster ein. Die Keilfleckbarben schossen vorbei, ihre Schwarmordnung ein lockeres, purpursilbernes Dreieck. Am Boden schwammen die Buckelköpfe um einen umgedrehten Blumentopf, aus dessen Seite ein dreieckiges Stück herausgebrochen war. Der kleinste verschwand mit wehenden Flossen in diesem Versteck, die anderen dümpelten weiter draußen herum und sahen mit strafenden Augen in die Gegend. Die Schublade der Kommode war nicht ganz geschlossen, der grüne Plastikstiel eines Keschers schaute hervor.
Peters Bett war ordentlich gemacht, die Decke penibel über Eck gefaltet, das Kissen aufgeschüttelt. Das Fenster stand offen, und der Nachtwind bewegte die Vorhänge über dem Außensims. Auf dem Schreibtisch standen die beiden Pappgesichter, die Ivo und Jörn gebastelt hatten. Beide starrten mit ihren ungelenk umrandeten Augen auf die Sprossenwand neben dem gegenüberliegenden Regal.
Peter hatte Carlas alten Gürtel um die oberste Sprosse geschlungen. Seine Füße hingen eine Handbreit über dem Boden. Emil konnte nur für den Bruchteil eines Augenblicks in sein Gesicht schauen. Er hob die Hände an die Ohren, als Hajo zu schreien begann und die Frauen in Entsetzen und Unruhe die Stufen emporhasteten. Emil trat ans Fenster und sah hinüber in seinen Garten, der still in der Dunkelheit lag, durchflossen vom Wind im Gezweig der Bäume, auf die stillen schwarzen Köpfe der Sonnenblumen und das bunte Licht der im Luftzug schwingenden Laternen. Mit gesenktem Kopf drehte er sich um. Er nahm Peters Hand, die noch warm und sehr feucht war, und hielt sie so lange, bis man ihn zwang, sie loszulassen.
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