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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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als sich dieser
neben sie auf einen der Stämme setzte.
»Er hat noch nicht einmal einen Kratzer«, sagte sie leise. Sie
hielt den Schwimmer gegen die Sonne und beobachtete, wie
sich die Strahlen zitternd in dem blauen Glas brachen. »Das ist
ein gutes Omen«, sagte sie.
»Ein Omen?«
Sie lächelte verschmitzt. »Natürlich. Es bedeutet, daß wir
noch heute den richtigen Ort finden werden.«
»Wäre auch angebracht«, meinte Brad finster. »Wenn nicht,
kommen wir langsam in Schwierigkeiten. Schließlich gibt es
kaum noch einen, den wir nicht besichtigt haben.«
Elaine stand entschlossen auf. »Komm schon«, sagte sie,
»zurück in den Wagen mit dir. Ich schau’ in die Karte und ich
wette, daß der erste Ort, auf den mein Blick fällt, alles haben
wird, wonach wir suchen.«
Im Wagen steckte Elaine die glänzende blaue Kugel
sorgfältig in ihre Handtasche, bevor sie nach der Karte griff.
»Clark’s Harbor«, verkündete sie.
»Clark’s Harbor?« wiederholte Brad. »Wo liegt das?«
»Ungefähr zwanzig Meilen weiter südlich.«
Brad zuckte mit den Schultern. »Fürs Mittagessen gerade
richtig.« Er startete den Motor, legte den Gang ein und gab
Gas. Neben ihm setzte sich Elaine zuversichtlich zurecht.
»Du scheinst recht sicher zu sein«, sagte Brad. »Und du
denkst an mehr als nur ein Mittagessen.«
»Das tu’ ich.«
»Würdest du mir sagen, warum?«
»Ich hab’s doch schon gesagt – der Schwimmer ist ein
Omen. Außerdem klingt’s einfach gut. ›Ich schreibe in Clark’s
Harbor ein Buch.‹ Klingt sehr professionell. Und du wirst
natürlich ein sehr professionelles Buch schreiben.«
»Ich frag’ mich«, äußerte Brad plötzlich laut seine
Bedenken, »ob ich nicht einen großen Fehler mache. Ich
meine, ein ganzes Jahr frei nehmen, lediglich um ein Buch zu
schreiben, das sich vielleicht gar nicht verkaufen läßt…«
»Natürlich wird es sich verkaufen«, erklärte Elaine.
»Millionen von Menschen werden es verschlingen.«
»Ein Buch über Biorhythmus?«
»Also gut«, erwiderte sie, »dann eben nur Hunderttausende.«
»Zehntausend wären wahrscheinlicher«, meinte Brad
keineswegs überzeugt.
Elaine lachte und tätschelte sein Knie. »Selbst wenn es sich
nicht verkauft, was macht das schon? Wir können uns das freie
Jahr leisten, und ich kann mir für diese Zeit kaum etwas
Schöneres als das hier draußen vorstellen. Selbst wenn das
Buch also nur eine Entschuldigung für ein paar Monate am
Meer sein sollte – was es natürlich nicht ist«, fügte sie rasch
hinzu, »dann ist es das wert.«
»Und was ist mit meinen Patienten?«
»Was soll mit ihnen sein?« sagte Elaine leichthin. »Ihre
Neurosen blühen weiter, während Bill Carpenter sich um sie
kümmert. Er mag kein so guter Psychiater wie du sein, aber
töten wird er deine Patienten wohl kaum.«
Brad verfiel in Schweigen. Elaine hatte recht. Es war ein
angenehmes Schweigen, wie es nur zwischen Menschen
möglich ist, die sich lieben und verstehen. Ein Schweigen, das
nicht daraus erwuchs, daß man sich nichts zu sagen hatte,
sondern aus der fehlenden Notwendigkeit, sich mit Worten zu
äußern.
Sie hatten die Halbinsel zwei Wochen lang nach
dem
richtigen Ort durchkämmt, wo sie das Jahr verbringen wollten,
das Brad zur Fertigstellung seines Buchs benötigen würde.
Aber irgend etwas hatte immer nicht gestimmt – eine Stadt war
zu kommerziell, die andere zu schäbig, eine zu selbstgefällig
idyllisch, eine andere zu arrogant. Entweder sie fanden heute,
was sie suchten, oder sie mußten die Suche abbrechen, da sie
sonst nach einer vollen Runde um die Halbinsel wieder in der
unveränderten Langeweile von Aberdeen und Hoquiam landen
würden. Vielleicht hatte Elaine recht, dachte Brad. Vielleicht
war Clark’s Harbor der richtige Ort. Er rollte den Namen auf
der Zunge. Clark’s Harbor. Clark’s Harbor. Hatte einen
anheimelnden Klang. Wie ein Fischerdorf in Neuengland.
»Es ist dort drüben«, sagte Elaine leise, und brach damit das
Schweigen.
Brad merkte, daß er der Straße kaum noch Beachtung
geschenkt und den Wagen eher automatisch als konzentriert
gesteuert hatte. Er sah, daß sie durch die Ausläufer einer
kleinen Stadt fuhren.
Daß sie klein war, fand er schön. Außerdem schien sie
sauber und gepflegt zu sein – ein weiterer Pluspunkt. Die
Häuser, die locker entlang der Straße standen, waren aus Holz;
einige trugen einen hübschen Anstrich, andere hatte der
Seewind mit einer silbernen Patina versehen. Aber auch die
älteren waren solide gebaut und

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