Elfentausch
LANGEWEILE
Tamara, Trixi und Tina langweilten sich. Ziellos flogen die drei kleinen Elfen durch ihr Wohngebiet und an den Zwergen vorbei durch den großen Herzoginnenwald bis hin zum Spiel- und Grillplatz, wo sie immer die Menschen beobachten konnten. Diese gingen gerne in den Wald, aber hielten sich meist nur an dessen Rand auf. Es machte ihnen keinen Spaß, sich durch das schier undurchdringliche Dickicht zu kämpfen. Sie wanderten lieber auf dem schön angelegten Wanderweg und atmeten die herrliche Waldluft oder sie grillten mit ihren Familien auf einem der Spiel- und Grillplätze, die es zu beiden Seiten dieses Weges gab.
Deshalb hatten die Menschen auch nie zuvor die Elfen und Zwerge entdecken können, die tief im Unterholz wohnten. Und sogar wenn einige Leute sich durch das Unterholz gekämpft hätten – nur ganz, ganz wenige Menschen waren überhaupt fähig, die Naturwesen wahrzunehmen. Diese wohnten nicht alle zusammen, sondern jede Gattung hübsch für sich getrennt. Das kann man sich vorstellen wie Städte bei den Menschen. Die Elfen wohnten in Elfenhausen, die Zwerge in Zwergenheim, die Trolle in Trolllingen und die Wichtel in Wichtelhofen, die Kobolde in Koboldheim und die Gnome in Gnomfurt.
Elfenhausen besteht hauptsächlich aus Blumen, die wie kleine Hütten oder Zelte arrangiert sind. Sie sind hübsch verflochten und verwoben, ohne ausgerissen worden zu sein. Denn sonst würden die Häuser der Elfen ständig welken. Im Winter, wenn es kälter wird, müssen die Elfen sich mit Moos und Laub kuschelige Eckchen in den Bäumen und Sträuchern bauen. Aber nicht etwa, weil sie frieren würden, (Elfen sind anders als Menschen. Sie spüren Wärme und Kälte nicht), sondern weil es im Winter ja keine Blumen gibt. Und deshalb bauen sie sich einen hübschen Zweitwohnsitz aus Moos und Laub und allem, was sie in dieser Jahreszeit finden können. Diesen Winterwohnsitz können sie jedes Jahr wieder beziehen und neu gestalten. Wenn im Sommer dann die Blumen wieder blühen, bauen sie sich wieder neue Sommerhäuser.
In Zwergenheim und Wichtelhofen sieht es ähnlich aus. Die Zwerge und Wichtel bauen gerne mit Holz und suchen sich ausgehöhlte Baumstämme oder basteln sich selbst kleine Hütten. So sind Zwergenheim und Wichtelhofen bautechnisch beinahe zusammengewachsen. Aber das stört die Bewohner nicht. Außerdem brauchen sie dann im Sommer und im Winter nicht neu an ihren Häusern zu bauen. Holz ist ja sehr beständig, und so haben die fleißigen Zwerge und Wichtel genug Zeit, sich im Wald nützlich zu machen. Die Kobolde hingegen bauen mit allem, was sie finden. Sie haben Stein- und Holzhäuschen. Notfalls stehlen sie sich die Baustoffe gar zusammen. Obwohl sie gerissen und manchmal gemein sind, sind sie doch nicht wirklich bösartig, und die anderen drücken meist ein Auge zu, wenn wieder Baumaterial verschwunden ist. Die Gnome haben nicht gerne mit den anderen Naturwesen zu tun. Sie leben in Grashügeln oder Höhlen oder ganz unterirdisch. Sie sind die Bergwerker, die nach Erdschätzen suchen und bei den anderen dann gegen Nahrung eintauschen. Sie sind auch hervorragende Handwerker. Gnome arbeiten gerne mit Kobolden zusammen.
Die Naturwesen haben keine richtige Arbeit und deshalb viel Freizeit und Gelegenheit, sich einfach herumzutreiben. Die drei Elfen, die gerade auf dem Weg zum Grillplatz »Hasenblick« waren, steckten schon von klein auf zusammen und vertrieben sich die Tage mit süßem Nichtstun und Spielen. Meistens flogen sie daher, wie auch heute, zum Spielplatz am Waldrand. Hier konnten die Elfen nämlich unbemerkt die Menschen beobachten und viele merkwürdige Dinge über sie lernen. Einmal hatte eine Gruppe Jugendlicher bei einer Geburtstagsparty sogar ein kleines Fernsehgerät dabei – was für die Menschen nichts Besonderes war, aber bei den Elfen für Entzücken sorgte. So etwas gab es in Elfenhausen nämlich nicht. Deshalb flogen die drei Freundinnen ganz dicht an den Bildschirm heran, um auch ja nichts von den bewegten Bildern zu verpassen. Fasziniert hörten sie zu, als die Jugendlichen über Kino redeten – da gab es diese Filme, wie sie die Bilder nannten, in einem riesengroßen Format. Die Elfen konnten es überhaupt nicht fassen.
Da Elfen sehr alt werden und die Freundinnen deshalb ausreichend Gelegenheit hatten, die verschiedensten Menschen auf dem Spielplatz zu beobachten, waren sie recht gut über die vielfältigen Musikrichtungen und Filme informiert und hatten
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