Am Tag, als die Liebe kam
und Ihre Stiefmutter hat sich in ihrem Zimmer eingeschlossen.“
Immer noch benommen, stand sie vorsichtig auf. „Ihre Hilfe kommt reichlich spät, Mr. Fabian. Hätten Sie Lily mit der Hochzeit nicht so unter Druck gesetzt, wäre das ganze Drama nicht passiert.“
„Da bin ich anderer Meinung, Miss Trentham. Ganz offensichtlich lieben sich David und Lily und hätten sich früher oder später sowieso zueinander bekannt. Durch mich wurde diese Entwicklung nur beschleunigt.“
„Soll das ein Trost sein?“
„Das hängt von Ihnen ab. Hätten Sie wirklich gewollt, dass David Sie aus Pflichtgefühl heiratet? Wie lange wäre eine solche Ehe wohl glücklich gewesen?“ Er reichte ihr ein Glas Wasser. „Hier, trinken Sie.“
Widerwillig nahm sie es entgegen. Als ihr Blick dabei zufällig in den Spiegel fiel, erschrak sie. Ihre Haut war fahl, die Wimperntusche verlaufen und der Lippenstift verschmiert. Sie sah aus wie eine Vogelscheuche und hatte sich in Gegenwart eines Mannes übergeben, den sie verachtete!
„Lassen Sie mich jetzt bitte allein“, bat Louise.
„Wie Sie möchten.“ Alex runzelte die Stirn. „Ich werde Ihnen Tee bringen lassen.“
„Der bringt David auch nicht zurück.“
„Nein, aber er mildert die Schocksymptome. Soll ich Ihnen in Ihr Zimmer helfen?“
„Nein, und hören Sie bitte auf, den barmherzigen Samariter zu spielen. Ich habe nur einen einzigen Wunsch an Sie. Gehen Sie mir möglichst schnell aus den Augen, denn ich möchte Sie nie wieder sehen.“
„Darüber sollten wir bei nächster Gelegenheit noch sprechen.“ Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Die wird es nicht geben! Und jetzt gehen Sie bitte endlich.“ Sie wandte ihm den Rücken zu und drehte den Wasserhahn auf. Als sie hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, seufzte sie erleichtert und wusch sich das Gesicht.
Dann ging sie zurück in ihr Zimmer, sank auf ihr Bett und schloss verzweifelt die Augen. Liebe macht blind, dachte sie.
Nie wäre sie auf die Idee gekommen, dass David nicht sie, sondern eine andere Frau liebte. Sie war sich seiner ganz sicher gewesen und hatte nichts gemerkt.
Erst jetzt, im Nachhinein, wurde ihr klar, dass es Dinge gegeben hatte, die sie eigentlich hätten misstrauisch machen sollen. Zum Beispiel die Tatsache, dass David nicht mehr über die Hochzeit gesprochen hatte. Oder dass er ungewöhnlich grüblerisch gewesen war – obwohl er berufliche Probleme vorgeschoben hatte.
Auch Lilys Verhalten hätte sie misstrauisch machen müssen, denn es hatte in keiner Weise dem einer glücklichen Braut entsprochen.
Ich bin unbedarft und viel zu vertrauensselig gewesen, warf Louise sich vor, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Doch noch ehe sie ihnen freien Lauf lassen konnte, klopfte es. Wie Alex angedroht hatte, brachte Mrs. Gladwin ihr ein Tablett mit Tee.
Obwohl sie eine ernste Miene aufgesetzt hatte, war offensichtlich, dass sie vor Neugier beinah platzte.
„Niemand wollte frühstücken!“ beklagte sie sich. „Das schöne Essen ist vom Tisch in den Mülleimer gewandert – eine Schande ist das!“ Sie machte eine kleine Pause. „Die Küche habe ich fertig. Wenn sonst nichts mehr anliegt …“
Natürlich, sie wollte ihr Geld! Louise stand auf, um ihre Handtasche zu holen.
„Und was ist mit nächstem Wochenende, Miss Louise? Kommt Ihre Familie? Werde ich gebraucht?“
Louise blickte ins Leere. Das interessierte sie alles nicht mehr. Sie wollte nur eins: weg aus diesem Haus, weg aus diesem Dorf, wo alles sie an ihre enttäuschten Hoffnungen erinnerte, wo jeder über sie redete.
Ich muss sofort hier weg, dachte sie.
Plötzlich gefasst, reichte sie Mrs. Gladwin den Geldschein. „Ich bin sicher, dass meine Stiefmutter sich bei Ihnen melden und Ihnen ihre Pläne mitteilen wird. Und vielen Dank für den Tee.“
Obwohl sie gern noch mehr erfahren hätte, musste sich Mrs. Gladwin notgedrungen verabschieden.
Abwesend betrachtete Louise das Tablett mit dem Teegeschirr, bis ihr die Konturen vor den Augen verschwammen und ihr die ersten Tränen über die Wangen liefen. Sie hielt sie nicht länger zurück und schluchzte laut.
Als sie sich einigermaßen beruhigt hatte, zog sie sich um. Achtlos warf sie den Rock und das T-Shirt in die Ecke. Diese Sachen würde sie nie wieder anziehen! Sie ging zum Schrank und nahm eine schwarze Jeans und einen leichten Sommerpullover aus feiner grauer Wolle heraus.
Dann packte sie ihre Reisetasche – Unterwäsche, T-Shirts, zwei weitere Jeans, flache
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