Am Tag, als die Liebe kam
andere Banken.“ Alex ließ sich nicht einschüchtern.
„Natürlich.“ George nickte zustimmend, betrachtete ihn dann allerdings lange und nachdenklich. „Es sei denn, dein Ruf ist so angekratzt, dass niemand mehr etwas mit dir zu tun haben will und man dich wie eine heiße Kartoffel fallen lässt.“
„Ich glaube, ich brauche jetzt doch einen Drink“, sagte Alex, nachdem er eine ganze Weile schweigend vor sich hin gesehen hatte, und ging zur Hausbar, um sich einen Whisky einzuschenken. Das Glas in der Hand, drehte er sich wieder zu seinem Vater um. „Nun sag schon, welche Gerüchte sind dir zu Ohren gekommen?“
George zögerte. „Bei der nächsten Umbesetzung des Parlaments ist Peter Crosby als Abgeordneter im Gespräch“, begann er schließlich zusammenhangslos.
Alex verzog keine Miene. „Und das bedeutet?“
„Das bedeutet, dass sich die Medien sehr für ihn interessieren werden.“ Auch George griff jetzt zu seinem Glas. „Eine bestimmte Illustrierte hat gleich mehrere Reporter auf seine Frau angesetzt.“
Alex schwieg diesmal noch länger. „Ich verstehe“, meinte er dann ausdruckslos.
„Außerdem soll Crosby einen Rechtsanwalt eingeschaltet haben, der ihm geraten hat, seine Frau von einem Privatdetektiv beschatten zu lassen. Wie du weißt, ist die Ehe kinderlos, und es sieht ganz so aus, als wollte Peter der schönen Lucinda den Laufpass geben, bevor sie auf seinem Weg zu Ruhm und Macht durch weitere Indiskretionen zu einem Stolperstein wird. Du bist nämlich nicht ihr erster Liebhaber.“
„Ich weiß.“
„Peter ist nicht gerade zimperlich. Wenn er sich einen Vorteil davon verspricht, wird er auch nicht davor zurückschrecken, Namen zu nennen und seine schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit zu waschen.“
„Woher hast du nur all diese detaillierten Informationen? Anscheinend haben viele unserer lieben Mitmenschen nichts Besseres zu tun, als ihre Nase in die Angelegenheiten fremder Leute zu stecken.“ Alex leerte sein Glas in einem Zug.
„Dafür solltest du ihnen dankbar sein, denn schließlich bist du jetzt gewarnt“, erwiderte sein Vater nüchtern. „Nie im Leben würde der Vorstand des Bankhauses Perrin einen Mann zum Vorsitzenden machen, der Hauptakteur in einem Scheidungsskandal gewesen ist.“
„Mich beherrschen ganz andere Gefühle als ausgerechnet Dankbarkeit.“
George blickte ihn betroffen an. „Willst du mir etwa erzählen, Lucinda Crosby wäre deine große Liebe?“
„Du meine Güte, nein!“ Alex lachte. „Außerdem glaube ich nicht an die große Liebe.“
Er hatte die Affäre mit Lucinda, die nicht nur schön, sondern auch sehr leidenschaftlich war, in vollen Zügen genossen. Doch der erste Reiz war verflogen, und er hatte schon mehr als einmal mit dem Gedanken gespielt, die Beziehung zu beenden. Ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau war auf Dauer einfach nicht sein Fall.
Alex sah seinem Vater offen ins Gesicht. „Lucinda ist wirklich kein Problem für mich. Bist du jetzt beruhigt?“
„Nein, denn das ist noch nicht alles.“ George runzelte die Stirn. „Hat deine Großmutter dir gegenüber schon einmal Archie Maidstone erwähnt, ihren Cousin, der kurz vor dem Krieg nach Südafrika ausgewandert ist?“
Alex nickte. „Ja. Ich hatte den Eindruck, dass sie ihn einmal sehr gemocht hat, er aber in Schwierigkeiten geraten ist und von seiner Familie ins Ausland verbannt wurde.“
„Genau der ist es. Er hat damals bei Perrin gearbeitet und Gelder veruntreut. Seine Familie hat sich daraufhin zusammengetan und alles zurückgezahlt. Archie wurde allerdings nach Afrika abgeschoben und durfte sich in England nie wieder blicken lassen.“
Alex pfiff leise. „Er muss doch schon uralt sein.“
„Er ist längst tot“, klärte sein Vater ihn auf. „Sein Enkel hingegen ist quicklebendig und bereist gerade das Land seiner Vorfahren – er ist sozusagen auf Versöhnungstour. Deine Großmutter war sehr beeindruckt von ihm, und er hat sogar ein Wochenende in Rosshampton verbracht.“
„Und was gibt es sonst noch von ihm zu berichten?“ Alex runzelte die Stirn.
„Er ist verheiratet. Deine Großmutter hat ihn und seine Frau zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen, damit auch sie Rosshampton kennen lernen kann. Dein Erbe ist also keinesfalls so sicher, wie du es dir einbildest, Alex. Du hast ganz offensichtlich einen Konkurrenten.“
„Ich bin ihr einziger Enkel. Dieser Maidstone kann nicht mehr als ein Cousin zweiten oder dritten Grades sein. Sie hat
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