Am Tag, als die Liebe kam
PROLOG
War Alex Fabian ungehalten, ließ er es seine Umwelt deutlich spüren, und jeder, der ihn kannte, ging ihm wohlweislich aus dem Weg.
Als Alex am frühen Abend die Villa seiner Großmutter am Rande des Hydeparks betrat, war er in eben jener gereizten Stimmung. Dennoch schenkte er dem treuen Butler Barnes, den er seit seiner Kindheit kannte, ein freundliches Lächeln, als dieser ihm die Tür öffnete.
„Wie geht es Ihnen und Ihrer Frau, Barnes?“
„Ausgezeichnet, Mr. Alex, danke der Nachfrage.“ Barnes verneigte sich kurz. „Ihre Ladyschaft ist noch nicht unten, Mr. Fabian wartet aber schon im Salon.“
„Mein Vater?“ Alex runzelte die Stirn. „Ich dachte, die beiden sprechen nicht mehr miteinander!“
„Letzte Woche ist es zu einer Annäherung gekommen“, verkündete der Butler feierlich.
„Aha.“ Alex reichte Barnes seinen Mantel und warf einen kritischen Blick in den antiken Garderobenspiegel mit dem vergoldeten Rahmen.
Ich hätte noch zum Friseur gehen sollen, dachte er und strich sich das goldbraune und leicht gelockte Haar zurück, das bis auf seinen Hemdkragen fiel. Mochte seine Frisur auch eher lässig und unkonventionell wirken, an seiner Garderobe hätte selbst der konservativste Kritiker nichts auszusetzen gehabt. Der dunkelgraue Anzug mit der silbergrauen Satinweste, das blütenweiße Seidenhemd und die dezent gestreifte Krawatte entsprachen genau dem, was die Etikette für einen offiziellen Besuch bei seiner Großmutter vorschrieb.
Und um einen offiziellen Besuch handelte es sich, denn Lady Selina Perrin hatte ihn, Alex, zu sich zitiert, ohne Zeit mit Höflichkeiten zu verschwenden.
Er ahnte jedoch schon, was hinter dieser Einladung steckte, und als er durch die riesige Halle ging, blickte er grimmig drein.
George Fabian hatte es sich bereits im Salon bequem gemacht. Mit einem Whisky und seiner Zeitung in den Händen saß er auf dem Sofa neben dem Kamin. Ohne aufzublicken, begrüßte er seinen Sohn. „Guten Abend, Alex. Wir sind angewiesen worden, uns unseren Drink selbst einzuschenken.“
„Danke, aber für Alkohol ist es mir noch zu früh.“ Alex blickte demonstrativ auf seine Uhr. „Sind wir eigentlich zum Abendessen oder zum Nachmittagstee eingeladen?“
„Das musst du deine Großmutter fragen und nicht mich.“ George zuckte die Schultern. „Dieses gemütliche kleine Familientreffen war allein ihre Idee.“
„Und was soll das Ganze?“ Alex ging zum Kamin und schob mit dem Fuß ein brennendes Scheit weiter in die Flammen.
„Wenn ich richtig informiert bin, möchte sie mit uns die Einzelheiten ihrer Geburtstagsfeier besprechen.“ George machte eine bedeutungsvolle Pause. „Unter anderem.“
„So?“ Alex lächelte spöttisch. „Und was steht sonst noch auf der Tagesordnung?“
Sein Vater blickte ihn an. „Wie ich die Sache sehe, wird sie mit dir über deine Position als zukünftiger Präsident der Perrin Bank sprechen wollen.“
Alex war pikiert. „Zweifelt sie etwa an meiner Qualifikation?“
„Durchaus nicht.“ George Fabian faltete die Zeitung zusammen und legte sie neben sich aufs Sofa. „Nicht deine beruflichen Fähigkeiten stehen zur Debatte, sondern deine Kapriolen im Privatleben. Zu viele Bilder und Berichte in der Regenbogenpresse – zu viele Frauen.“
„Muss man denn im Zölibat leben, um beim Bankhaus Perrin arbeiten zu dürfen?“ Alex gab sich gelassen, war jedoch verärgert. Genau diese Vorwürfe hatte er erwartet!
„Sei doch realistisch, Alex!“ George wurde ungeduldig. „Perrin ist eine Bank alten Stils, wo konservative Wertvorstellungen gepflegt werden. Die Kunden, die uns ihr Vertrauen schenken, erwarten einen ernsthaften und verantwortungsbewussten Menschen an der Spitze, keinen Playboy. Der Medienrummel, der um dich gemacht wird, passt einfach nicht in dieses Bild.“ Er machte eine Pause. „Du blickst auf eine steile Karriere zurück und kannst tief fallen, Alex.“
„Danke für deine Belehrungen.“ Alex verbeugte sich ironisch. „Hat man dich gebeten, mir diese Weisheiten zu verkünden, oder sind sie deinen eigenen Überlegungen entsprungen?“
George Fabian seufzte. „Sei doch nicht so empfindlich, Alex! Als dein Vater habe ich nicht nur das Recht, sondern bin ich dazu verpflichtet, dir die Augen zu öffnen. Es ist doch nur natürlich, dass ich an deinem Leben Anteil nehme, und ich möchte dich davor bewahren, dein Talent zu vergeuden.“
„Sollte es hart auf hart kommen, gibt es außer Perrin auch noch
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