Am Tag, als die Liebe kam
Schuhe und einen dickeren Pullover. Sie wollte nur noch weg. Aber wohin?
Nach Somerset? Sie konnte Trost bei ihrer Tante suchen und so lange bleiben, bis sie wusste, was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen sollte.
Bevor sie nach unten ging, klopfte sie an die Schlafzimmertür ihrer Eltern. Ihr Vater öffnete und blickte auf ihr Gepäck. „Ist Lily zurückgekommen?“ fragte er.
„Leider nicht, Dad“, antwortete sie ruhig, obwohl sein mangelndes Mitgefühl ihr einen Stich versetzte. „Ich werde für einige Zeit verreisen.“
„Lily muss zurückkommen!“ Er blickte über ihre Schulter zur Treppe. „Sonst ist alles aus. Die Heirat war ein Punkt unserer Abmachungen mit Fabian, und jetzt fühlt er sich nicht mehr an den Vertrag gebunden. Wenn wir keine Finanzspritze bekommen, kann es zum Konkurs kommen. Wir würden alles verlieren.“
Starr blickte Louise ihn an und fragte sich, wann er ihr zum ersten Mal fremd geworden war. „Ihr habt schon alles verloren – jedenfalls alles, was das Leben lebenswert macht“, erwiderte sie langsam. „Ich lasse bei Gelegenheit von mir hören.“
Louise zog die Haustür hinter sich zu und ging den Gartenweg entlang. Als sie daran dachte, was sie zurückließ, kamen ihr erneut die Tränen. Sie hatte jedoch keine andere Wahl.
In der Einfahrt lud Alex gerade sein Gepäck ins Auto. Er hätte schon längst auf dem Weg nach London sein müssen! Schnell sah sie sich um und überlegte, wie sie unbemerkt wieder ins Haus gelangen konnte.
Doch er hatte sie bereits bemerkt. Er richtete sich auf und sah sie an.
„Da sind Sie ja! Ich habe auf Sie gewartet.“
3. KAPITEL
Louise wusste, warum Alex sie derart eingehend betrachtete. Sie hatte tiefe Schatten unter den Augen, und ihr Gesicht war vom Weinen verschwollen. Da sie das Haar im Nacken mit einem Band zusammengefasst hatte, konnte sie sich noch nicht einmal hinter ihren Locken verstecken.
Warum musste er sie nur in diesem Zustand sehen?
Ohne sich jedoch von diesen Empfindungen etwas anmerken zu lassen, straffte sie sich. „Ich wüsste nicht, weshalb Sie auf mich gewartet haben sollten, Mr. Fabian. Wir haben uns gesagt, was es zu sagen gibt, und damit trennen sich unsere Wege.“
„Nicht unbedingt.“ Er kam auf sie zu. „Wohin wollen Sie?“
„Das geht Sie nichts an.“ Sie nahm die Sonnenbrille aus ihrer Umhängetasche und setzte sie auf. So fühlte sie sich vor seinen Blicken wenigstens etwas geschützt. Dann suchte sie in ihrer Tasche nach dem Autoschlüssel. „Würden Sie mich bitte in Frieden lassen?“
„Nein.“ Alex nahm die Reisetasche, die sie neben sich abgestellt hatte, verstaute sie in seinem Wagen und schloss den Kofferraum.
„Was fällt Ihnen ein?“ Louise war außer sich.
„Ab jetzt übernehme ich das Kommando. Irgendjemand muss es schließlich tun. Ihre Schwester ist mit Ihrem Liebsten auf und davon, und Ihre Eltern denken nur ans Geld und nicht an Sie.“
„Vielen Dank für Ihre Anteilnahme, aber ich komme durchaus allein zurecht.“
Er schüttelte den Kopf. „Da muss ich Ihnen leider widersprechen. In diesem Zustand sind Sie nicht fahrtüchtig. Sie würden wahrscheinlich noch nicht einmal die Fahrt zur nächsten Tankstelle lebendig überstehen.“
„Na und? Glauben Sie, das würde mir etwas ausmachen?“
„Selbstmord hätte natürlich etwas für sich“, überlegte er laut. „Zumindest würde er vorübergehend einen Schatten auf das Glück des jungen Paars werfen, obwohl ich mir da nicht allzu sicher wäre. Außerdem schränkt man durch einen solchen Schritt alle weiteren Möglichkeiten drastisch ein. Ich würde mich an Ihrer Stelle daher für das Leben entscheiden – für ein beneidenswert glückliches Leben. Besser können Sie sich an Ihrem treulosen Exverlobten gar nicht rächen.“
„Sie glauben, ich will mich rächen ?“ Fassungslos sah Louise ihn an.
„Wollen Sie etwa zurück zu ihm? Damit würden Sie mich sehr enttäuschen.“
„Das wäre natürlich unverantwortlich von mir!“ erwiderte sie mit beißender Ironie. „Mr. Fabian, warum kümmern Sie sich nicht um Ihre eigenen Angelegenheiten und lassen mich zufrieden?“
„Weil uns das Schicksal zusammengeführt hat, Miss Trentham.“ Alex öffnete die Beifahrertür. „Sagen Sie mir jetzt, wo ich Sie hinbringen soll, oder wollen Sie es mir erst während der Fahrt verraten?“
Louise rührte sich nicht von der Stelle. „Mir ist alles egal! Ich will nur weg von hier – und weg von Ihnen.“
„Das ist
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