Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)
identifiziert sich mit den Kleinen und Schwachen. Solidarität schafft Leben und Freude! Und diese Solidarität brauchen besonders die Schwächsten, die Menschen ohne Lobby.
»Bleibt niemandem etwas schuldig!«, schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom. Bleibt man hier nicht Menschen, Arbeitnehmern, etwas schuldig, nämlich den anständigen Lohn für anständige Arbeit? Unsere soziale Marktwirtschaft ist nicht sozial geworden aus dem freien Spiel der Kräfte des Marktes. Sozialgesetzgebung zum Ziele von sozialer Gerechtigkeit ist immer ein Eingriff in das freie Kräftespiel zugunsten derer, die keine Lobby haben.
Was ist uns als Christen soziale Gerechtigkeit wert? Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung und das Kolpingwerk sollten uns hier helfen, eine Antwort zu finden, sollten wach hinschauen und im Gespräch darüber bleiben.
Denken wir auch an die betroffenen Kinder! Eine Grundschulleiterin erzählte mir von den großen Schwierigkeiten der Kinder, die zum Teil in unzumutbaren Unterkünften leben und deren Mütter in ständig wechselnden Schichten arbeiten müssen. Wo nicht die Schule solche Kinder auffangen kann, sind sie die meiste Zeit des Tages sich selbst überlassen. Bildung hat nachweisbar etwas mit dem sozialen Umfeld zu tun.
Zu allen Zeiten gab es das Phänomen, dass Handlungsweisen legal und trotzdem unmoralisch sind. Der Missbrauch der Werkverträge ist ein Beispiel dafür. Aber Gesetze kann man ändern und Unrecht beim Namen nennen. Materielle Ausbeutung ist die eine Seite, aber sie hat die furchtbare Konsequenz, dass Menschen ihre Würde verlieren …
Der Hunger des Leibes ist das eine, der Hunger der Seele ist genauso bedrängend. Der Sonntag als arbeitsfreier Tag für möglichst viele Menschen antwortet auf den Hunger der Seele. Dass der Mensch nicht nur zum Arbeiten da ist, dass seine Bestimmung sich nicht auf Leistung und Konsum reduzieren lässt, daran erinnert uns der Sonntag. In der Erfahrung von Gemeinschaft, Kultur, Spiel und Gottesdienst hebt der Mensch den Blick über den Alltag. Und auch dieses Recht muss genauso wie für uns auch für die Arbeitsmigranten gelten.
Das Rückgrat unserer Demokratie und unseres Wohlstandes sind verwurzelte freie Menschen. Der im Glauben verwurzelte Mensch rechnet mit Gott und weiß, dass es im Leben durchaus noch Wichtigeres gibt als Arbeit. Der gläubige Mensch verbeugt sich nicht vor den scheinbaren Sachzwängen, auch nicht vor denen des Wettbewerbes und des Marktes. Er weiß: Zur Ungerechtigkeit gibt es immer noch Alternativen! Arbeiten wir an den Alternativen! Finden wir uns nicht ab mit moderner Sklaverei mitten unter uns!
Erschreckende Menschenverachtung und mafiöse Strukturen
Monsignore Peter Kossen:
Erschreckende Menschenverachtung und mafiöse Strukturen
Predigt vom 10./11. November 2012 in Lohne
Von »Witwen und Waisen« haben wir gerade in den Bibelstellen gehört: Fast sprichwörtlich sind sie im Alten und im Neuen Testament die Schutzlosen und Schutzbedürftigen … – immer wieder weisen die Propheten darauf hin, dass sich am Umgang mit ihnen Glaubwürdigkeit und auch Frömmigkeit erweist.
Die christliche Tradition hat die Werke der leiblichen (a) und der geistigen (b) Barmherzigkeit formuliert:
a) Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde aufnehmen, Nackte kleiden, Kranke besuchen, Gefangene befreien, Tote bestatten;
b) Unwissende lehren, Zweifelnden raten, Trauernde trösten, Irrende zurechtweisen, Unrecht ertragen, Beleidigungen verzeihen, für Lebende und Tote beten.
Heute denkt die Kirche besonders an den heiligen Martin. Sein Lebenszeugnis ist: Bei Jesus Christus gibt es kein oben und unten, kein vorn und hinten, kein drinnen und draußen. Wo die Welt solche Grenzen zieht, da ist der Platz des Christen unten, hinten und draußen, da sind die Armen und die Randgestalten keine Almosen-Empfänger, sondern Freunde. Der Theologe Paul Michael Zulehner sagt: »Wer bei Gott eintaucht, der taucht bei den Armen auf.«
Berichte in der Oldenburgischen Volkszeitung zu Wohnsituationen und Einkommensverhältnissen der Arbeitsmigranten: Ganz unbescholtene Bürger verdienen mitten unter uns kräftig an der Situation der Migranten mit, wenn abbruchreife Häuser für horrende Preise vermietet werden an Rumänen und Bulgaren. Das ist so in Essen, in Emstek, in Visbek, auch in Lohne … – noch mehr verdienen die Zeitarbeitsfirmen, die dazwischen sind …
Unternehmer können nicht ihre »Hände in Unschuld waschen« mit dem
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