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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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versäumen
konnte, den hellen Schein der lodernden Glut zu grüßen. Gelblich weiß beleuchtete
die riesige Flamme, die aus der Spalte des Felsens troff, die Umherstehenden
und warf ihre Schatten gewaltig gegen die Wände. Wie silbernes Metall gleißte
das satte Leder ihrer Haut. Bläulich zeichneten sich die darin schwellenden
Adern ab und schienen alle Energie des Körpers in sich zu vereinen.
       Endlich erhoben sie ihre Rüssel, bäumten sie über ihre
mächtigen Köpfe und öffneten deren Schäfte zur höchsten Dehnung. Sie rochen das
Schwefel des Feuers, schmeckten das Rosa der Flüssigkeit, und in ihnen staute
sich ein Druck, dem sie nun nicht mehr länger Stand zu halten vermochten. Erst
einzeln, dann zusammen, begannen sie zu blasen und verfielen alsbald unter
vollster Kraftanstrengung in ein Röhren, wie es Amarilis nur selten erlebt
hatte.
       Gewaltig schoss daraufhin die Flamme des Vulkans empor und
streckte sich durch die schorfige Kruste der Erde. Gesteinsbrocken und
Magmaschollen wurden mitgerissen und über Amarilis hinaus geschleudert. So hoch,
dass sie zum Teil in der Atmosphäre verglühten. Gleichzeitig setzte sich eine
Kraft frei, die sich mit den Sternen des Kosmos verband, und die deren eigene
Mächtigkeit an sich zog.
       Dieser Augenblick dauerte, bis die Wesen der Halle erschöpft
waren und ihre Riechhörner frei von Flüssigkeit. Aber noch lange standen sie
vor der Spalte des Vulkans und starrten in die heißen Flammen, bis ihre Körper
dampften und ihre Rückenflossen glühten. Erst dann, als die Wollust beinahe in
Schmerz überging, der schönste Moment ihrer Ekstase, begannen sie, vor der
Gewalt der Hitze zurückzuweichen und das riesige Areal zu verlassen. In den kühleren
Gängen fernerer Schächte blieben sie stehen und lauschten erneut den fremden Geräuschen.
       Auch Aurelazo und Riorresia waren unter ihnen. Doch sie
hielten nicht an, sondern gingen mit einigen anderen bis zur Mauer.
       »Sie sind wohl hässlich«, sagte Aurelazo und wandte den Kopf
zu Riorresia. »Willst du auch, dann gehen.«
       Doch diese blähte nur verächtlich ihr hübsches Horn und
schien sein Zaudern nicht weiter beachten zu wollen. Missmutig verharrte er neben
ihr und überlegte, wie er sie auf eine andere Weise zu einer Umkehr bewegen
konnte. Aber seinem schwerfälligen Gehirn fiel nichts dergleichen ein. Und
zudem wusste er, dass sie selten umzustimmen war.
       So blieben sie eine beträchtliche Weile stumm im Gang unweit
der steinernen Wand und warteten auf etwas, dass sie sich selbst nicht
vorzustellen vermochten. Es bestand in nichts konkretem und hatte auch keinen
Begriff, der sich in ihren Köpfen festmachen konnte.
       Lediglich, als der Lärm nach unbestimmter Zeit leiser wurde
und dann so plötzlich verschwand, wie er gekommen war, fühlten sie, dass dieses
Ereignis am ehesten ihren innersten Wünschen entsprach. Erleichtert wandten sie
ihre Köpfe der für sie bislang undurchdringlichen Mauer zu, und einige, unter
ihnen auch Riorresia, gingen dichter an sie heran.
       Mit einem Male begann es, dicht vor ihnen zu pochen, und das
Bumm, Bumm, Bumm hallte durch den lichtlosen Gang. Aber der Rhythmus dieses
Klopfens war Riorreesia nicht unangenehm, dass es ihr war, als ob sie den Kopf
heben wollte, um zu Röhren, einer Antwort wegen. Doch sie fühlte auch zugleich
die ängstlichen Schwingungen Aurelazos, so dass sie sich ihres anfänglichen Gefühls
nicht einmal bewusst war.
       Danach trat wieder Stille ein. Kein Geräusch drang mehr von
außen. In der Dunkelheit des Ganges herrschte erneut die absolute Ruhe der Wellen,
die das Dreieck erzeugte, und die aus ihm hervorgingen. Sie rochen die Zuversicht
des anderen, und das Gefühl der Sorge wich.
       Langsam, eher zögernd, begannen sie, sich wieder aus der
kälteren Zone zurückzuziehen. Nur Riorresia wollte sich zunächst überhaupt
nicht rühren. In ihr war eine Ahnung erstiegen, die sie jedoch mit den herkömmlichen
Mitteln ihres Verstandes nicht bewältigen konnte. Aber es gelang ihr beinahe,
Sicherheit zu bekommen in der Annahme, dass ihre Welt nicht einzig war. Denn
Amarilis war überall, wohin die Pflanze es führte. Es war nur ein Stern unter
Sternen, eine Welt inmitten von Welten, und die Einheit des Kosmos verfügte
letztlich, dass in der Unendlichkeit des Universums ein jedes Ding sich erneut
fand und zusammenkam. Und irgendwann einmal - so stand es zudem im Gesetz des
Ganzen, sollte dann alles wieder und

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