Amarilis (German Edition)
waren geschrumpft. Durch die Dunkelheit, den Einfluss des Plasmas, fehlende
Nahrungsvielfalt oder gar durch eine perfekte Anpassung an die engen, unterirdischen
Schächte.
Dieser Gedanke wies auf eine sich als möglich erweisende
Ursache des Aussterbens hin. Die Verkleinerung musste letztlich ihre Art
zerstört haben, die Gene, die ihrer Rasse dominant waren, und die sie zunächst
geformt hatten. Diese Theorie konnte auch die Abkehr der Saurier auf den Abbildungen
erklären. Sie mussten ihr Verhängnis geahnt haben.
Somit hatte die Pflanze die Saurier gerettet und letztlich
doch dem Untergang geweiht. ‚Wie bei den Santoganern. Als Steff mit Mata-Hele
darüber sprach, machte dieser ein bedenkliches Gesicht.
»Dann hat sie das Plasma letztlich zum Tod und uns zum ewigen
Leben verdammt. Ich frage mich, welches Schicksal das bessere ist.«
In diesem Augenblick meldete sich der Interferenzfunk der Santoganer.
Alle hoben den Kopf, und Mata-Hele machte ein erschrockenes Gesicht. Sogleich
übersetzte er die ferne Botschaft: »Auf der Erde scheint einiges los zu sein.«
Er hielt kurz inne und begann dann, stockend weiter zu reden. »Ein gewaltiges
Feuer brennt über der Erde, allerdings bislang nur in der Stratosphäre.
Menschen sind noch nicht direkt in Gefahr.«
Wie angegossen verharrten die Wissenschaftler. Ihre Zungen
schienen gelähmt, und der Verstand wollte die Nachricht nicht begreifen, die so
plötzlich fernab den Ereignissen zu ihnen gedrungen war.
Eine Katastrophe musste sich auf der Erdoberfläche zutragen.
‚Doch warum?’ Steff konnte nur Vermutungen anstellen. ‚Wurde wieder einmal um
die Ausbeutung der Positronen und die dadurch mögliche Erpressung der Santoganer
gestritten? Nur diesmal mit konsequenteren Mitteln? Scheuten sie jetzt nicht
einmal mehr vor einem Krieg zurück?’ Heftiges Zittern durchzog seinen Körper.
‚War die Menschheit nun endgültig wahnsinnig geworden?’
Doch Korn-Rada konnte diese Vermutungen nicht bestätigen. Der
Mensch war nicht Ursache dieser Lichtereignisse. Aber nichts desto trotz bahnte
sich eine Katastrophe an. Ein lodernder Kranz entflammten Magmas bildete eine
dichte Korona um die Erde und schien ihr langsam, aber unaufhaltsam näher zu kommen.
Gleichsam wie im Würgegriff umschlang sie den Erdball.
Keiner der Menschen, auch nicht die Santoganer, konnte sich
das Phänomen erklären. Es bestand bis jetzt lediglich Klarheit über die
Beschaffenheit der Materie. Gasartiger Wasserstoff war entflammt und drohte alsbald,
die Atmosphäre zu verglühen und die Erdoberfläche auf über 80° zu erwärmen.
Während sich die Wissenschaftler, die sich bislang in Sicherheit
unter der Erde befanden, über die Ursache der Katastrophe Gedanken machten, kam
eine weitere Nachricht von oben.
Korn-Ralda übersetzte die Frequenzwellen. »Die Ereignisse
scheinen jetzt auch auf die Erdoberfläche übergegriffen zu haben. Riesige
Vulkane sind in Europa, vor allem in Island und Italien, aufgebrochen. Weiter
gibt es an den Polen ungeheure Nordlichter, deren Wetterleuchten sich bereits
über ganz Skandinavien zieht. Aufgrund der sich nun auch einstellenden Polkappenschmelzung
kommt es dort zu riesigen Flutwellen.«
Mit Entsetzen nahmen die Wissenschaftler die ständig
einlaufenden Hiobsbotschaften hin, ohne etwas daran ändern zu können. Sie
hatten inzwischen völlig ihre eigenen Angelegenheiten vergessen und waren sich
unschlüssig, ob sie noch ihre Mission fortsetzen sollten. Auch auf der Erde
schien keiner einen Ratschlag geben zu können. Es hieß erst einmal abwarten,
weil beim raschen Verlauf der Ereignisse eine Entwicklung nicht abzusehen war.
In diesem Augenblick trat Mata-Hele auf Steff zu. »Kannst du
dich noch des Plasmakultes unseres Plateaus erinnern? Sie konnten nach dem Einnehmen
der rosa Flüssigkeit gewaltigen Einfluss auf die Natur nehmen. Indem sie zum
Beispiel in einer Art röhrten, bis es anfing zu Regnen. Oder die Sonne sich
zurückzog und Santoga der Kühle der Nacht überließ. Weißt du, wenn die Abbildungen
der Felswände ihre Richtigkeit haben und dieses Röhren... Vorausgesetzt, dass
sie noch leben... «
Er sprach den Satz nicht zuende, doch jeder der Umstehenden
hatte ihn für sich weitergebildet. Das Unaussprechliche schlich sich in die
Realität ihrer Gedanken und überschwemmte jede andere Regung. Hilflos setzten
sie sich zusammen und starrten schweigend vor sich hin.
Nach einiger
Weitere Kostenlose Bücher