Amarilis (German Edition)
grinste.
Der Padrino räusperte sich ein wenig irritiert, und sein
rechtes Lid begann erneut zu flackern. »Naja, Jungs, ich geh jetzt am besten
mit Gobo in den anderen Raum und erklär ihm, was er zu tun hat. Ihr wisst ja,
alles topsecret.«
Mit verschwörerischem Grinsen verschwand er im angrenzenden
Zimmer. Bevor er die Tür jedoch schloss, steckte er noch einmal seinen Kopf
durch die Spalte und bat Ra, keinen mehr hineinzulassen und die Straße zu beobachten.
Als er sah, wie sich dieser nur unwillig zum Fenster begab, sagte er: »Du ahnst
gar nicht, wie vorsichtig ich sein muss. Dafür werde ich mich auch mit einem
kleinen Extrageschenk bei dir bedanken.«
In diesem Augenblick schien Fred wieder für kurze Zeit zu Bewusstsein
zu kommen. »Ich habe zu danken«, flüsterte er mit schwächlicher Stimme und
versank anschließend erneut in den Bann des blauen Opals. Das Traumkino hatte
seine Pforten nun weit geöffnet. Weiter, als jemals zuvor. Und es entließ sie
in eine unermessliche Ferne, die irgendwann eine Rückkehr nicht mehr zuließ.
»Ich bin Sokuk,« sagte Sokuk nun zum zweiten Mal. Er leckte sich
über die dicken, bräunlichen Lippen. Wenn er sprach, zog sich sein Mund bis hin
zu den beträchtlich abstehenden Ohren auseinander. »Machen wir es schnell,
Doktor Maiger. Wie Sie mir vorhin bestätigten, ist Ihnen das Positron bi-3 ein
Begriff. Das mussten sie ja auch wissen. Aber neu wird ihnen sicherlich sein,
wie es auf die menschliche Zellmembran wirkt. Haben sie in diesem Zusammenhang
schon mal was von Osmose gehört?« Er schaute Steff dabei unschuldig wie ein
Dackel an, hielt seine Stirn in Falten und den Kopf ein wenig geneigt.
»Osmose«, wiederholte Steff, »das ist ein bestimmtes
Druckverhältnis. Aber ich weiß nicht, was Sie damit andeuten wollen.«
»Das will ich Ihnen sagen, Doktor. Sehen Sie, das menschliche
Nervensystem beruht auf einer elektrochemischen Wechselwirkung von Reiz und
Reaktion. Die im Organismus enthaltenen Salze sind größtenteils in Ionen
zerlegt. Ihre Konzentration bestimmt überwiegend den Druck im Inneren der
Körperzellen und -flüssigkeiten. In Gewebszellen sind nun etwa 20 - 40-mal mehr
Kaliumionen als in den Säften vorhanden, die ihrerseits wieder bedeutend mehr
Natriumionen haben. Durch Beeinflussung der elektrischen Ladungen der
Zellmembran wird die Anordnung der Ionen zueinander nun verändert, und die
Zellwände werden mehr oder weniger durchlässig. Sehen Sie«, Sokuk triumphierte
fast, und sein Mund bildete einen schmalen Strich zwischen den Ohren, »dadurch
steigert oder vermindert sich bei uns Menschen die osmotische Erregbarkeit, das
heißt die Weitergabe der Informationen vom Nerv zum Muskel. Wenn«, und er hob
den Finger, »ja, wenn nicht eben dieses Positron bi-3 da wäre mit der
unangenehmen Eigenschaft, aufgrund seiner eigenen Ladung unsere Kaliumionen zu
binden, zu neutralisieren und das Gemisch letztlich zu zerstören.«
Er holte stolz Luft. »Ich hoffe, ich habe ihnen das einwenig
klar machen können. Ich bin ja selbst kein Fachmann auf diesem Gebiet.«
Steff schwieg und versuchte zunächst nur, das eben gehörte zu
verdauen. 'Heißt das, dass dieses Positron eine Art Lähmung hervorruft? Das
würde ja den Untergang der ganzen Menschheit bedeuten! Eine Katastrophe! Anstelle
der Santoganer also wir. Unvorstellbar!'
»Sagen Sie, ist das denn auch alles wahr?« stammelte er laut
und hoffte, dass der andere jetzt in ein Hohngelächter ausbrechen und so was
wie ‚ätsch’ rufen würde.
Aber nichts. »So wahr, wie ich hier stehe, Doktor.«
»Und... Und wie...« Steff musste erst seine Fassung
wiedergewinnen. »Das ist doch unmöglich. Wie haben sie es denn festgestellt?«
Sokuk gewann langsam die Oberhand. Mit eindringlichem Ton
redete er weiter. »Bei etwas, das wir gar nicht besitzen, geschweige denn,
jemals gesehen haben, ist es natürlich schwer, einen fundierten Beweis zu erbringen
und einen Wissenschaftler wie Sie zu überzeugen. Aber es gibt jemand, der das
Positron schon gesehen hat, Doktor.« Er machte eine Pause, wohl um abzuwarten,
ob Steff vielleicht selber darauf käme. Aber als er keine Antwort erhielt, fuhr
er hastig fort: »Fragen sie doch einfach Ihre Freunde, die Außerirdischen! Die
werden es Ihnen bestimmt bestätigen können.«
Das schien logisch. Aber Steff zögerte immer noch, die
Gültigkeit dieser Mitteilung anzuerkennen. Misstrauisch blickte er
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