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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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er
sich Erkenntnisse über die unterhalb des Erdmantels von 700 km liegenden
schwereren Materialschichten und ihren spezifischen Druck, dessen Spannung
ebenso auf die Bewegung des Gesteins wirkte.
       Eine wahrlich riesige Aufgabe wartete dort. Steff setzte
seine Stirn in Falten. Und vielleicht auch eine Versuchung, die mögliche
Gefährdung der Menschen zu vergessen? Er wusste nicht, wie ernst er die
Positronenwarnung Sokuks nehmen sollte. Was wurde hier gespielt? Wieweit wäre
er nur ein Rädchen in der Verschwörung? Das Beste war gewiss, er brachte das
Problem heute bei seinen Kollegen zur Sprache.
       Das Arbeitstreffen! 'Meine Güte', dachte Steff, 'und ich habe
mich ja noch kaum darauf vorbereitet. Aber wahrscheinlich ist das, was ich
jetzt vorzubringen habe, wichtiger, als die anstehenden Referate über das Driften
von Kontinenten.'
       Er versuchte, sich an jede Kleinigkeit zu erinnern, die er
über die Außerirdischen wusste. 'Vielleicht besteht unser Hauptproblem darin,
sich nicht in einen Silikattetraeder hineindenken zu können. Aber es birgt genauso
Leben, das sich nur anders entwickelt. Vielleicht fehlt uns nur die Fähigkeit,
ihnen moralisches Handeln zuzutrauen? Uns fällt es halt schwer, aufgrund ihrer
äußeren Ästhetik, ihrer fehlenden Mimik und Gestik, wirkliche Freundschaft mit
ihnen zu schließen. Aber vielleicht ist jetzt auch der Zeitpunkt gekommen,
Begriffe wie Vertrauen und Ehrlichkeit einmal ihrer eigenen Wertmessung zu
unterstellen. Zu viele ´vielleicht´, nun können wir sehen, was die Santoganer
auch zu der Erhaltung anderer Rassen zu sagen haben. Dahingehend sollten wir
sie unbedingt fragen.'
       Steff schaltete den Fernseher aus. So halbwegs war er mit
sich im Reinen. Er wollte nicht überhastet handeln, ja keine Panik entstehen
lassen. Aber die Außerirdischen mussten einmal Farbe bekennen. Die Unterredung
mit ihnen konnte nur helfen, sich gegenseitig besser zu verstehen und zu
akzeptieren.
       Irgendwie erleichtert strich er sich mit beiden Handflächen über
das Gesicht. Es war schweißnass. Er ging ins Badezimmer und kühlte es unter dem
Wasserhahn. Dann schaute er in den Spiegel. Sein dunkles Haar war vorn kurz
abgeschnitten. Dadurch bauschte es sich einwenig über der Stirn. Er versuchte,
die Sommersprossen, die seine blauen Augen umrahmten, zu zählen. Aber auf der
Nase waren einfach zu viele. Er sah, wie sein Spiegelbild den Mund zu einem
Grinsen verzog. ‚Warum fahren die Frauen bloß so darauf ab?’
       Plötzlich wurden seine Gedanken durch das leise Ding-Dong des
Telexschreibers unterbrochen. Neugierig ging er zum Monitor. ‚Vielleicht ist’s
ja Meika’, dachte er, und sein rechter Mundwinkel zog sich etwas nach oben.
       Er schaltete das Gerät auf Sichtweite und fing an, die
oberste bereits eingetippte Zeile zu lesen. ‚Hallo Doktorchen!’ Steff konnte
geradezu Sokuks Grinsen hören. ‚Was unser Problem nochmal betrifft: Fragen Sie
morgen Kapitän Shan Ucci dazu. Es wäre interessant zu wissen, ob er es wie alle
anderen auch leugnen würde. Denn wie wir gerade erfahren haben, weiß er als
einziger nicht-diplomatischer Santoganer darüber Bescheid. Nicht nur, dass
diese Tatsache von Bedeutung ist, da sie, wie wir meinen, ziemlich eindeutig
auf ein Versteckspielen der Außerirdischen hinweist - wir wüssten auch zu gern,
wie er auf die Frage reagiert. Zug um Zug, Doktor Maiger, das ist unsere
Devise. Aber ich will Sie nicht länger von Ihrer Konferenz abhalten. Deshalb
einen wunderschönen Abend noch.’
       Der Cursor setzte auf eine neue Zeile und verharrte. Steff
sprang herum und blieb wie gebannt in der Mitte des Zimmers stehen. Woher konnte
Sokuk wissen, dass er zuhause war? Erschreckt schaltete er das Licht aus und
schlich zum Fenster.
     
     
     
    Shan-Ucci hob die Hand. Er hatte gelernt, mit dieser Geste bei
den Menschen um Ruhe zu bitten. Die beiden Daumen, die rechts und links der
vier Finger angeordnet waren, krümmten sich dabei einwenig, als wollten sie
etwas gerade Zugeworfenes auffangen. Sein Kopf, der sich auf drei Hälsen über
dem Körper befand, zeigte jedoch keine Mimik. Die glatte, metallisch glänzende
Haut blieb starr und verbarg die Gedanken, die sich in seinem Gehirn
abspielten. Wie der Kopf, so bestand sein ganzer gedrungener, etwa 1,50 Meter
großer Körper aus einer silikonähnlichen Kunststoffhaut, die hart und weich
zugleich war und sich deshalb auf das Feinste dehnen, biegen sowie versteifen
konnte.
       »Wir

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