Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
Random tief Luft holte.
Benedicts Klinge war plötzlich auf das Bild gerichtet. Doch Random legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: »Nein!«
Jetzt erfüllten fremdartige, unzusammenhängende Musikfetzen die Luft, was irgendwie passend erschien.
»Komm, Merle!«
»Kommst du oder gehst du?« fragte ich.
»Beides.«
»Du hast mir etwas versprochen, Luke - eine Information im Austausch für die Befreiung deiner Mutter«, sagte ich. »Nun, ich habe sie hier. Wie lautet das Geheimnis?«
»Etwas, das für dein Wohlergehen von entscheidender Bedeutung ist?« fragte er langsam.
»Von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit von Amber, so hast du es ausgedrückt.«
»Ach, dieses Geheimnis.«
»Ich würde mich freuen, wenn ich das andere auch erfahren könnte.«
»Tut mir leid. Ich habe nur ein Geheimnis zum Tausch angeboten. Welches soll es sein?«
»Die Sicherheit von Amber«, antwortete ich.
»Dalt«, entgegnete er.
»Was ist mit ihm?«
»Deela, die Desacratrix, war seine Mutter...«
»Das weiß ich bereits.«
»...und sie war neun Monate vor seiner Geburt Oberons Gefangene. Er hat sie vergewaltigt. Deshalb hat es Dalt auf euch Kerle abgesehen.«
»Blödsinn!« sagte ich.
»Das habe ich auch gesagt, als er mir mit der Geschichte auf die Nerven ging. Daraufhin bin ich das Wagnis eingegangen, ihn das Muster am Himmel durchwandeln zu lassen.«
»Und?«
»Er tat es.«
»Oh!«
»Diese Geschichte habe ich neulich erst erfahren«, sagte Random, »von einem Gesandten, den ich nach Kashfa geschickt hatte. Ich wußte jedoch nicht, daß er das Muster bewältigt hat.«
»Wenn ihr das schon wußtet, dann schulde ich euch noch was«, sagte Luke langsam, beinahe zerstreut. »Okay, hier ist noch etwas: Dalt hat mich danach auf dem Schatten Erde besucht. Er ist derjenige, der meine Vorräte geplündert und Waffen und eine spezielle Munition gestohlen hat. Danach hat er das Haus angezündet, um seinen Diebstahl zu vertuschen.«
»Schon wieder Besuch von einem Verwandten«, sagte Random. »Warum konnte ich kein Einzelkind sein?«
»Macht damit, was ihr wollt«, fügte Luke hinzu. »Wir sind jetzt quitt. Reicht mir eine Hand.«
»Kommst du herüber?«
Er lachte, und die ganze Halle schien gespannt zu lauern. Die Öffnung in der Luft klaffte vor mir auf, und die Hand ergriff meine. Irgend etwas fühlte sich dabei falsch an.
Ich versuchte, ihn zu mir zu ziehen, doch ich spürte, wie ich statt dessen zu ihm gezogen wurde. Da war eine verrückte Kraft, gegen die ich nicht ankämpfen konnte, und das Universum schien sich zu drehen, als sie sich meiner bemächtigte. Konstellationen teilten sich vor mir, und ich sah die glänzende Stange wieder. Lukes gestiefelter Fuß ruhte darauf.
Von einer fernen Stelle hinter mir hörte ich Random rufen: »B-zwölf! B-zwölf! Und aus!«
... Und dann konnte ich mich nicht mehr erinnern, wo das Problem eigentlich gelegen hatte. Es war ein wundervoller Ort. Wie töricht von mir, die Pilze für Schirme zu halten, doch...
Ich setzte den Fuß auf die Stange, während der Hutmacher mir einen Drink eingoß und Lukes Glas auffüllte. Luke deutete nach links, und der Märzhase bekam ebenfalls nachgeschenkt. Humpty war gut drauf und balancierte am Ende der Bar. Dideldum, Dideldei, Dodo und der Lakai mit dem Froschgesicht hielten die Musik in Gang. Und die Raupe paffte weiter am Wasserpfeifchen.
Luke gab mir einen Klaps auf die Schulter, und ich wollte mich unbedingt an irgend etwas erinnern, doch es glitt mir immer wieder aus der Sicht.
»Jetzt bin ich okay«, sagte Luke. »Alles ist okay.«
»Nein, da ist etwas ... an das ich mich nicht erinnern kann.«
Er hob seinen Bierkrug und stieß ihn gegen den meinen. »Vergnüg dich!« sagte er. »Das Leben ist ein Kabarett, alter Freund!«
Die Katze auf dem Hocker neben mir grinste unbeirrt weiter.
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