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Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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eine weitere Dunkelheit.
    Ich blieb in der Mitte stehen, wo es mir möglich war, eine weite Strecke in beide Richtungen zu überblicken. Es schien mir eine sichere und passende Stelle zu sein. Ich zog mein Päckchen mit Trümpfen heraus und blätterte sie durch, bis ich eine Karte fand, die ich lange, lange nicht mehr benutzt hatte.
    Ich hielt sie vor mich hin und packte die anderen wieder weg; dabei betrachtete ich die blauen Augen und die jugendlichen, harten, etwas scharfen Gesichtszüge unter einem Wust reinweißer Haare. Er war ganz in Schwarz gekleidet, mit Ausnahme eines kleinen weißen Kragens und eines Stücks Manschette, das unter der enganliegenden glänzenden Jacke herausragte. Er hielt drei dunkle Stahlkugeln in der in einem Handschuh steckenden Hand.
    Manchmal ist es schwierig, den ganzen Weg bis ins Chaos zu überwinden, deshalb konzentrierte ich mich und dehnte mich behutsam, aber mit aller Kraft aus. Die Verbindung kam beinahe sofort zustande. Er saß auf einem Balkon unter einem verrückt gestreiften Himmel, die Schwebenden Berge glitten links an ihm vorbei. Seine Füße ruhten auf einem kleinen schwebenden Tisch, und er las ein Buch. Er ließ es sinken und lächelte schwach.
    »Merlin«, sagte er sanft, »du siehst müde aus.«
    Ich nickte.
    »Du siehst ausgeruht aus«, entgegnete ich.
    »Stimmt«, antwortete er, während er das Buch zuschlug und auf den Tisch legte. Dann: »Gibt es Schwierigkeiten?« fragte er.
    »Es gibt Schwierigkeiten, Mandor.«
    Er stand auf.
    »Möchtest du herüberkommen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wenn du gerade irgendwelche Trümpfe bei der Hand hast, damit du wieder zurückkehren kannst, wäre es mir lieber, du kämst zu mir herüber.«
    Er streckte die Hand aus.
    »Einverstanden«, sagte er.
    Ich streckte ebenfalls die Hand aus, unsere Finger verschränkten sich. Er tat einen einzigen Schritt, dann stand er neben mir auf der Brücke. Wir umarmten uns und verharrten so eine Zeitlang, dann wandte er sich um und blickte hinaus und hinunter in den Abgrund.
    »Lauert hier irgendeine Gefahr?« fragte er.
    »Nein. Ich habe diesen Ort gewählt, weil er mir sehr sicher erscheint.«
    »Außerdem ist er landschaftlich reizvoll«, ergänzte er. »Wie ist es dir in letzter Zeit so ergangen?«
    »Jahrelang war ich nur Student, dann wurde ich Konstrukteur für eine bestimmte Art von Spezialmaschinen«, erklärte ich. »Mein Leben verlief ziemlich ereignislos, bis vor kurzem. Dann brach die Hölle los -doch das meiste davon durchschaue ich, und vieles ist anscheinend unter Kontrolle. Dieser Teil ist sehr kompliziert und eigentlich nicht wert, daß du dich damit befaßt.«
    Er legte eine Hand auf das Brückengeländer.
    »Und der andere Teil?« fragte er.
    »Bis zu diesem Punkt stammten meine Feinde stets aus der Umgebung von Amber. Doch plötzlich, als die Erledigung dieser Angelegenheit in die Wege geleitet zu sein schien, hetzte mir jemand einen Feuerengel auf die Fersen. Es ist mir vor kurzem gelungen, ihn zu vernichten. Ich habe keine Ahnung, warum; und es ist ganz sicher kein Trick von Amber.«
    Er schnalzte mit der Zunge, während er sich umwandte, entfernte sich einige Schritte und kehrte zurück.
    »Du hast natürlich recht«, sagte er. »Ich hatte keine Ahnung, daß es so weit gekommen war, sonst hätte ich schon früher mit dir gesprochen. Aber ich möchte dir hinsichtlich der Reihenfolge der Wichtigkeit der Dinge widersprechen, bevor ich mich zu bestimmten Mutmaßungen in deinem Sinne hinreißen lasse. Ich möchte die ganze Geschichte hören.«
    »Warum?«
    »Weil du manchmal schrecklich naiv bist, kleiner Bruder, und ich traue dir nicht zu, daß du wirklich beurteilen kannst, was wichtig ist und was nicht.«
    »Es könnte sein, daß ich verhungert bin, bevor ich zu Ende gekommen bin«, antwortete ich.
    Mit einem schelmischen Lächeln im Gesicht hob mein Stiefbruder Mandor die Arme. Während Jurt und Despil meine Halbbrüder sind, die meine Mutter Dara dem Prinzen Sawall, dem Rand-Herzog, geschenkt hatte, war Mandor Sawalls Sohn aus einer früheren Ehe. Mandor ist wesentlich älter als ich, und infolgedessen erinnert er mich sehr an meine Verwandtschaft in Amber. Ich hatte mich unter den Kindern von Dara und Sawall stets ein wenig als Außenseiter gefühlt. Insofern als Mandor dieser besonderen Gruppe auch nicht so richtig angehörte - obwohl seine Stellung gefestigter war als meine -, hatten wir beide etwas gemeinsam. Doch welche Gründe ihn bei seinen anfänglichen

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