Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
irgendwie geschrumpft, der blaue Rauch weniger dicht. Ich hielt das für ein unbestimmtes gutes Zeichen, denn wenn unsere Anwesenheit dort tatsächlich auf Lukes benebelten Geisteszustand zurückzuführen war, dann verlor der Rausch vielleicht allmählich seinen Einfluß auf ihn.
    »Luke?« sagte ich.
    Er kam zur Bar und stellte sich neben mich.
    »Ja?« antwortete er.
    »Du weißt, daß du auf einem Trip bist, oder nicht?«
    »Ich weiß nichts... Ich bin nicht sicher, was du meinst«, sagte er.
    »Während du der Gefangene der Maske warst, hat er dir irgendwelchen Stoff eingeflößt«, sagte ich. »Ist das möglich?«
    »Wer ist die Maske?« fragte er.
    »Der neue Obermacher im Hort.«
    »Ach, du meinst Sharu Garrul«, sagte er. »Ich erinnere mich, daß er eine blaue Maske trug.«
    Ich sah keinen Sinn darin, mich auf eine Erklärung einzulassen, warum die Maske nicht Sharu war. Er würde wahrscheinlich sowieso alles wieder vergessen. Ich nickte also nur und sagte: »Der Boß.«
    »Na ja... könnte schon sein, daß er mir was gegeben hat«, antwortete er. »Willst du damit sagen, daß das alles hier...« Er deutete mit einer umfassenden Geste auf den Raum.
    Ich nickte.
    »Sicher, es ist real«, sagte ich. »Aber wir können uns in Halluzinationen versetzen. Sie sind alle irgendwie real. LSD schafft das auch.«
    »Verdammt soll ich sein«, sagte er.
    »Ich habe dir etwas gegeben, das dich zurückholen wird«, erklärte ich ihm. »Aber es dauert möglicherweise eine Zeitlang, bis es wirkt.«
    Ich fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und sah sich um.
    »Nun ja, es eilt nicht«, sagte er. Dann lächelte er, als in der Feme ein Geschrei anhob und die Dämonen mit der brennenden Frau aus dem Wandgemälde häßliche Dinge trieben. »Irgendwie gefällt es mir hier.«
    Ich legte die zusammengefaltete Waffe wieder auf die Bartheke. Luke trommelte mit den Fingern auf die Fläche daneben und bestellte lauthals eine weitere Runde. Ich wich von ihm weg und schüttelte den Kopf.
    »Ich muß jetzt gehen«, erklärte ich. »Ich werde immer noch verfolgt, und das Untier ist mir inzwischen sehr dicht auf den Fersen.«
    »Tiere zählen nicht«, entgegnete Luke.
    »Dasjenige, das ich soeben zerhackt habe, zählte sehr wohl«, erwiderte ich. »Es war von jemandem geschickt worden.«
    Ich betrachtete die zerbrochenen Türflügel und fragte mich, was dort wohl als nächstes hindurchtreten würde. Es war bekannt, daß Feuerengel meistens zu zweit jagten.
    »Aber ich muß mit dir reden...«, fuhr ich fort.
    »Jetzt nicht«, sagte er und wandte sich ab.
    »Du weißt, daß es wichtig ist.«
    »Ich kann jetzt nicht klar denken«, antwortete er.
    Ich nahm an, daß das der Wahrheit entsprach, und es hatte keinen Sinn, ihn nach Amber oder an irgendeinen anderen Ort zu zerren. Er würde dort einfach vergehen und wieder hier auftauchen. Sein Geist mußte erst wieder klar werden und sein Rausch abklingen, bevor wir uns über gemeinsame Probleme unterhalten konnten.
    »Du erinnerst dich vielleicht, daß deine Mutter in Amber in Gefangenschaft sitzt?«
    »Ja.«
    »Laß es mich wissen, wenn du wieder bei klarem Verstand bist. Wir müssen miteinander reden.«
    »Mach ich.«
    Ich drehte mich um und trat durch die Tür hinaus in eine Nebelwand. In der Feme hörte ich Luke wieder singen, irgendeine tieftraurige Ballade. Nebel ist beinahe so schlimm wie vollkommene Dunkelheit, was das Schatten-Verschieben betrifft. Wenn man während des Bewegens keinerlei Anhaltspunkte sieht, gibt es keine Möglichkeit für den Einsatz der Fähigkeit, die einem das Weggleiten erlaubt. Andererseits wollte ich einfach eine Zeitlang allein sein, um nachzudenken, jetzt, da mein Kopf klar war. Wenn ich in dieser trüben Suppe niemanden sah, dann sah auch mich niemand. Außerdem waren keine anderen Geräusche als meine eigenen Schritte auf den Pflastersteinen zu hören.
    Was hatte ich eigentlich erreicht? Als ich aus einem kurzen Schlummer aufgeweckt wurde, um Lukes ungewöhnlicher Aussendung nach Amber beizuwohnen, war ich todmüde gewesen, wie nach einer übermäßigen Anstrengung. Ich wurde in seine Gegenwart transportiert, erfuhr, daß er sich auf einem Trip befand, verabreichte ihm etwas, das seinen Rausch hoffentlich schneller als normal vertreiben würde, hackte einen Feuerengel in Stücke und ließ Luke an der Stelle zurück, die sein Ausgangspunkt gewesen war.
    Ich hatte zwei Dinge dabei gewonnen, überlegte ich, während ich durch den watteartigen Nebel schlenderte:

Weitere Kostenlose Bücher