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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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entgegenzunehmen. Ich blätterte mit dem Daumen die anderen Karten durch. Bei Floras Bild hielt ich inne. Sie war für gewöhnlich immer willens, mir in einer mißlichen Lage zu helfen. Ich betrachtete ihr hübsches Gesicht, schickte meinen Ruf aus...
    Nicht eine goldene Locke rührte sich. Die Temperatur sank um kein einziges Grad. Die Karte blieb eine Karte. Ich versuchte es mit verstärkter Konzentration, murmelte sogar eine Beschwörungsformel. Doch anscheinend war niemand zu Hause.
    Also, dann Mandor. Ich bemühte mich mehrere Minuten lang mit seiner Karte, mit demselben Ergebnis. Ich versuchte es mit der von Random. Dito. Mit Benedicts, mit Julias Karte. Nichts und wieder nichts. Ich versuchte es mit Fiona, Luke und Bill Roth. Und wieder dreimal Fehlanzeige. Ich zog sogar ein paar der Schicksalstrümpfe heraus, doch es gelang mir ebensowenig, die Sphinx oder ein Haus aus Knochen auf einem grünen Glasberg zu erreichen.
    Ich schob die Karten zusammen, klopfte sie zum Block zurecht, verstaute sie in der Schachtel und steckte sie ein. Es war zum erstenmal seit der Kristallhöhle, daß ich es mit einem derartigen Phänomen zu tim hatte. Trümpfe können jedoch durch eine Vielzahl von Methoden blockiert werden, und was mich betraf, so war die Angelegenheit im Augenblick von eher akademischer Natur. Mir lag entschieden mehr daran, mich in eine angemessenere Umgebung zu verfrachten. Die Forschungsarbeit konnte ich mir für eine zukünftige Zeit des Müßiggangs aufheben.
    Ich ging los. Meine Schritte erzeugten keinerlei Laute. Als ich mit dem Fuß gegen einen Kieselstein trat und er vor mir herkullerte, vernahm ich nicht das geringste Geräusch.
    Weiß zu meiner Linken, Schwarz zu meiner Rechten. Berge oder Wüste. Ich wandte mich nach links und marschierte los. Nichts außer der schwarzen, schwarzen Wolke war innerhalb meines Wahrnehmungsbereichs in Bewegung. An der Leeseite jedes Vorsprungs tat sich eine Gegend von blendender Grellheit auf: wahnwitzige Schatten über einem wahnwitzigen Land.
    Wende dich wieder nach links. Drei Schritte, dann um den Fels herum. Nach oben. Über den Kamm. Bergab.
    Wende dich nach links. Bald kommt ein roter Streifen zwischen den Felsen zur Linken...
    Nein. Dann eben nächstes Mal...
    Ein kurzes Zucken im vorderen venösen Sinus. Nicht rot. Weiter.
    Eine Schlucht zur Rechten, nächste Biegung...
    Ich rieb mir die Schläfen, als sie weh taten, nachdem sich keine Schlucht zeigte. Mein Atem ging schwer, und ich spürte Feuchtigkeit auf der Stirn.
    Matten von Grau bis Grün und zerbrechliche Blümchen, schieferblau, weit unten am nächsten Abhang...
    Ein kleiner Schmerz im Nacken. Keine Blumen. Kein Grau. Kein Grün.
    Dann laß die Wolken sich teilen und die Dunkelheit sich aus der Sonne ergießen..
    Nichts.
    ... und das Rauschen vom fließenden Wasser eines kleinen Flusses, in der nächsten Rinne.
    Ich mußte stehenbleiben. In meinem Kopf pochte es. Die Hände zitterten mir. Ich streckte die Hand aus und berührte die Steinwand zu meiner Linken. Sie fühlte sich ziemlich fest an. Überwältigende Wirklichkeit. Warum trampelte alles über mich hinweg?
    Und wie war ich hierher geraten?
    Und wo war hier?
    Ich entspannte mich. Ich atmete langsamer und teilte meine Kraft ein. Der Schmerz im Kopf gab klein bei, wurde schwächer, verschwand.
    Ich setzte meinen Marsch fort.
    Vogelgezwitscher und eine sanfte Brise... Eine Blume an einem rissigen Fleckchen.
    Nein. Und der erste Anflug von zurückkehrendem Widerstand...
    Welchem Zauberbann mochte ich wohl unterliegen, daß ich meine Fähigkeit des Schatten-Wandeins verloren hatte? Ich hatte immer angenommen, daß mir diese Gabe nicht genommen werden könne.
    »Das ist nicht lustig«, versuchte ich zu sagen. »Wer immer du bist, was immer du bist, wie hast du das bewirkt? Was willst du? Wo bist du?«
    Wieder hörte ich nichts, schon gar nicht eine Antwort.
    »Ich weiß nicht, wie du es bewirkt hast. Oder warum«, formulierte ich in Gedanken und mit der Bewegung meiner Lippen. »Ich habe nicht das Gefühl, daß ich mit einem Bann belegt bin. Aber aus irgendeinem Grund muß ich ja hier sein. Führ deinen Plan durch. Sag mir, was du willst.«
    Nichts.
    Ich marschierte weiter und setzte auf halbherzige Weise meine Versuche fort, durch den Schatten hinwegzuschweben. Unterdessen grübelte ich über meine Lage nach. Ich hatte das Gefühl, daß ich bei der ganzen Sache etwas Grundsätzliches übersah.
    ... Und eine kleine rote Blume hinter einem Felsen, bei

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