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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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setzte Jurt an.
    »Ich bin mir über die Eigenart von Trugbildern immer noch nicht im klaren. Ich habe jedoch schon einmal eine ganze Reihe von Erscheinungen wie diese hier gesehen. Tatsächlich hielt ich dich anfangs für eine solche.«
    »Das sieht immerhin so echt aus, als ob man hineinspazieren könnte.«
    »Vielleicht kann man das.«
    »Vielleicht ist das der Weg von hier hinaus.«
    »Irgendwie kommt mir das zu einfach vor.«
    »Nim, wir könnten es ja versuchen.«
    »Du zuerst«, forderte ich ihn auf.
    Wir verließen den Pfad, schritten durch das Realitätsfenster weiter und hielten auch danach nicht inne. Im nächsten Augenblick war Jurt auf dem Gehsteig neben der Straße, auf der der Wagen vorbeifuhr. Er wandte sich um und winkte. Ich sah, daß sich sein Mund bewegte, es drangen jedoch keine Worte an mein Ohr.
    Wenn ich den Schnee von dem roten Chevy wischen konnte, warum konnte ich dann nicht ganz und gar in eine dieser Bildfolgen einsteigen? Und wenn mir das gelänge, könnte es dann nicht möglich sein, daß ich von dort aus schattenwandeln könnte, um mich an einen angenehmeren Ort zu begeben und diese dunkle Welt hinter mir zu lassen? Ich ging weiter.
    Plötzlich war ich dort, und der Ton war für mich eingeschaltet worden. Ich betrachtete die Gebäude entlang der steil ansteigenden Straße. Ich lauschte dem Verkehrslärm, und ich sog die Luft ein. Dieser Ort hätte beinahe irgendwo in San Francisco sein können. Ich beeilte mich, Jurt einzuholen, der sich bereits der Ecke näherte.
    Ich holte schnell auf und fiel in seinen Schritt ein. Wir erreichten die Ecke. Wir bogen ab. Wir erstarrten.
    Da war nichts. Wir sahen uns einer Wand aus Schwärze gegenüber. Das heißt, es war nicht einfach Dunkelheit, sondern absolute Leere, vor der wir erschreckt zurückwichen.
    Ich streckte langsam die Hand aus. Ein Kribbeln setzte ein, als ich mich der Schwärze näherte, dann ein Gefühl der Kälte, gefolgt von Angst. Ich zog die Hand zurück. Jurt griff in die Schwärze, tat es mir nach. Jäh hielt er inne, hob den Boden einer zerbrochenen Flasche aus dem Rinnstein auf, drehte sich um und schleuderte ihn durch ein Fenster in der Nähe. Gleich darauf rannte er in die entsprechende Richtung los.
    Ich folgte ihm. Vor der zerbrochenen Fensterscheibe gesellte ich mich zu ihm, und wir starrten hinein.
    Wieder die Schwärze. Auf der anderen Seite des Fensters war überhaupt nichts.
    »Ziemlich unheimlich«, stellte ich fest.
    »Und ob«, bestätigte Jurt. »Es ist, als ob uns ein streng begrenzter Zugang zu verschiedenen Schatten gewährt würde. Was hältst du davon?«
    »Ich frage mich allmählich, ob wir an einem dieser Orte nicht irgend etwas suchen sollten«, sagte ich.
    Plötzlich war die Schwärze jenseits des Fensters aufgehoben, und eine Kerze flackerte auf einem kleinen Tisch. Ich streckte die Hand durch das zerbrochene Glas zu ihr aus. Sofort verschwand sie. Wieder war da nur noch Schwärze.
    »Ich werte das als eine bejahende Antwort auf deine Frage«, sagte Jurt.
    »Ich glaube, du hast recht. Aber wir können nicht in jedem dieser Trugbilder herumsuchen, an dem wir vorbeikommen.«
    »Ich habe den Eindruck, etwas versucht, deine Aufmerksamkeit zu erwecken, um dir klarzumachen, daß du die Geschehnisse beobachten sollst, daß sich vielleicht etwas offenbaren wird, sobald du dir die Mühe machst, es zu bemerken.«
    Helligkeit. Ein ganzer Tisch voller Kerzen leuchtete jetzt hinter dem Fenster auf.
    »Na gut!«, brüllte ich. »Wenn das von mir gefordert wird, dann tue ich es. Gibt es noch irgend etwas anderes, nach dem ich hier Ausschau halten sollte?«
    Die Dunkelheit kehrte zurück. Sie kroch um die Ecke und bewegte sich langsam auf uns zu. Die Kerzen verschwanden, und sie ergoß sich durch das Fenster. Die Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite verschwanden hinter einer tiefschwarzen Wand.
    »Ich deute das so, daß die Antwort nein lautet!« rief ich. Dann drehte ich mich um und hastete durch unseren sich verengenden Tunnel zum Pfad zurück. Jurt war direkt hinter mir.
    »Ein guter Gedankengang«, sagte ich zu ihm, als wir wieder auf dem schimmernden Weg standen und zusahen, wie die ansteigende Straße neben uns aus dem Dasein erlosch. »Glaubst du, es hat diese Trugbilder aufs Geratewohl geschaffen, bis ich schließlich in eines eingestiegen bin?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich glaube, seine Herrschaft ist an jenen Orten ausgeprägter, und er konnte an einem davon leichter auf deine Fragen

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