Ambient 02 - Heidern
Schneeregen aus Glas rieselte, klirrte leise wie fernes Läuten, während er auf die Straße tief drunten hinabschwebte. Sperlinge und Möwen umkreisten mich, ihre Flügel ähnelten durchaus Engelsschwingen. Die Nebeldünste der Wolken kühlten feucht mein Gesicht, während ich weinte: Um meine Freunde weinte, meine Eltern, um die Millionen von Menschen in dieser Stadt Gottes, um all die Verlorenen, um alle, die man niemals wiederfand. Um Lester vergoß ich Freudentränen. Von ihm konnte es keine Trennung geben; was vormals eins gewesen war, sollte bald von neuem eins sein. Auf der einsamen Insel, eine Flußbreite entfernt, gedachte ich zu warten, bis der Tag kam und ich zurückkehrte, um unsere Welt zu retten: Unsere kranke Welt, unsere wundervolle Welt, unsere gesegnete Welt, die ihre Mutter beweinte. An unserem ersten gemeinsamen Abend hatte mir Lester etwas enthüllt, das ich, wie ich einst wußte, später zu hören bekommen würde; ich hatte immer alles hören und sehen, mich an alles erinnern wollen, was ich einmal gewußt hatte. Du bist die Messias, hatte er zu mir gesagt, und ich entsann mich, ich erkannte es. Du bist die Messias, hatte er mir gesagt. Ich bin stets die Messias gewesen.
N ACHBEMERKUNG DES A UTORS
Diejenigen von Ihnen unter meinen Lesern, die jetzt meine sämtlichen drei Romane gelesen haben, erkennen sicher, daß diese Bücher nicht so isoliert dastehen wie einige ihrer Charaktere.
Falls Heidern das erste oder ggf. das zweite Mal war, daß Sie sich meinem speziellen sprachlichen Virus ausgesetzt haben, empfehle ich Ihnen, nun – in dieser Reihenfolge – Ambient und Terraplane zu lesen bzw. nochmals zu lesen.
Die Handlung von Elvissee, des nächsten Romans der drei für das insgesamt sechsbändig angelegte Werk noch zu schreibenden Bücher, spielt fünfzehn Jahre nach den Ereignissen in Terraplane und wird, wie die bisherigen Bände, von Menschen erzählen, die es hätten besser wissen müssen, und den Welten, die sie sich schaffen.
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