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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Gefahrenmöglichkeit potentieller politischer Unruhestiftung geprüft und sind der Ansicht, wir beschäftigten uns, ich zitiere, ›mit Hirngespinsten‹.«
    »Habe ich doch vorhergesagt, daß sie dieser Auffassung sind«, trumpfte Thatcher auf, legte einen Finger an die Lippen, als wären wir seine Schulklasse und müßten zur Ruhe ermahnt werden. »Erst mal zuhören. Mehr verlange ich nicht.«
    »In der dortigen Nachbarschaft kursieren um Macaffrey allerhand Gerüchte«, trug Bernard weiter vor, »die meisten sind im Verlauf des vergangenen Jahrs aufgekommen, meistens behaupten sie, er hätte irgendwelche übernatürlichen Kräfte oder wäre von welchen besessen. Viele Leute beschwören, daß er seine Schützlinge und ihre Familien mit Medikamenten …«
    »Medikamenten? Was für Medikamente?«
    Bernard zwinkerte mir zu. »… Lebensmitteln und Kleidung unbekannter Herkunft beliefert und ihnen Wohnraum verschafft. Die herkömmliche Grundversorgung, wie sie das Volk bei Laune hält. Weil heutzutage so viele Leute nach der Apokalypse lechzen, egal wie willkürlich der Weltuntergangstermin festgesetzt wird, hat's damit angefangen, daß auch absonderlichere Geschichten umlaufen, ein Quatsch, der sogar nach den Maßstäben der Schlimmen Neunziger blödsinnig klingt, es übertrifft so gut wie alle Fin-de-siècle-Spinnereien der letzten Zeit …«
    »Sprechen Sie englisch, Bernard«, bat Thatcher.
    »Unseren Informationen zufolge soll er die Zukunft sehen und voraussagen können.« Bernard lächelte. »Muß ja 'n Freudenquell für seine Nachbarn sein. Angeblich gibt er Blinden das Augenlicht zurück. Wie sich bei derartigen Subkulturen leicht erraten läßt, hält sich auch hartnäckig der Glaube, er sei dazu imstande, nach Belieben das Wetter zu ändern und nach Gutdünken Strafen aufzuerlegen. Ich bezweifle, daß solche Anekdötchen seinem Publikum noch viel länger die Sensationen beschert, die es braucht. Wahrscheinlich wird's nun jeden Tag soweit sein, daß wir erzählen hören, er hätte Millionen von Krebs geheilt, Wasser in Coca Cola verwandelt und die Fluten des East River geteilt, um den Waffentransport nach Brooklyn zu vereinfachen.«
    »Verdammt gute Recherche«, lobte Thatcher. »Guter Vortrag. Danke, Bernard.«
    Mir fiel ein, wie oft Bernard mir gegenüber erwähnt hatte, Thatcher verkörperte nichts anderes als die Rache des Kapitalismus für Karl Marx. »Das klingt sehr nach Charisma«, sagte ich. »Nach einem Kult.«
    »Er hat was von einem Schlangenbeschwörer an sich«, bekräftigte Bernard. »In so erregt-überschwenglichen wie unseren Zeiten kommen diese Typen zum Vorschein wie Abschaum aufm Kochwasser. Dann ist es vorteilhaft, jemand mit tüchtiger Hand ist zur Stelle, der ab und zu den Deckel hebt und nachschaut, was da hochköchelt.«
    »Ich habe einen Verdacht, was ihn betrifft«, sagte Thatcher, malte mit dem Stift eine Reihe winziger X-Zeichen auf seinen Notizblock.
    »So was wie deinen Verdacht in bezug auf diesen Blödian im letzten Mai?« fragte Susie.
    »Botschaften aus dem Jenseits könnten, abhängig von der Beschaffenheit des Jenseits, nützlich sein, selbst wenn sie wahr sind«, hielt Bernard ihr entgegen. »Swami Lester behauptet wenigstens nicht, früher mal in Atlantis gelebt zu haben. Inzwischen sind's dermaßen viele, die damit renommieren, daß man unwillkürlich die Idee hat, vielleicht ist es durchs schiere Gewicht der Bevölkerung abgesoffen.«
    »Das macht ihn doch um so glaubwürdiger, oder nicht?« entgegnete Thatcher. »Wir müssen diesen Angelegenheiten nachgehen.« Das Orakel dieses Frühjahrs hatte beteuert, es könnte die Schleier um Elvis lüften. Nachdem es nicht gelang, einen höherrangigen Inkubus als einen zu beschwören, der von sich behauptete, Heinrich Lübkes Portokassenverwalter gewesen zu sein, hatte Thatcher eher zu der Ansicht geneigt, Elvis lebe noch, oder er säße wenigstens in der VIP-Lounge der Himmlischen Lufthansa und wartete auf die Ansage seines Heimflugs zur Erde. »Der Junge rennt uns ja nicht die Türen ein, bis jetzt ist es für uns alles noch kostenfrei. Sollte was vorliegen, das einen Nutzen hat, ist's eine ganz schön schlaue Investition, sich um ihn zu kümmern, und dann wird's besser sein, wir haben's von Anfang an getan.«
    »Schick 'n Magier mit«, empfahl Susie. »Einen Bühnen zauberer. Jemanden der Tricks und Vorspiegelei durchschaut und weiß, wie man so was ablacht.«
    Bernard hob mit ausdrucksloser Miene die Hand. Thatcher

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