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1491 - Im Schloss der Hexen

1491 - Im Schloss der Hexen

Titel: 1491 - Im Schloss der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er schaute mit verzerrtem Gesicht auf den Chiefinspektor, der nichts sagte, dessen Gesicht aber einen nachdenklichen Ausdruck angenommen hatte.
    Tanner drehte sich wieder um und wandte sich dem Bett zu, auf dem die Tote lag.
    Sie sah schlimm aus. Mehrere Stiche mit einem langen Messer hatten sie getroffen, und das nicht nur am Körper. Auch das Gesicht war nicht verschont geblieben, als hätte der Mörder dort bewusst etwas zerstören wollen. Vielleicht war diese Linda Morton mal eine schöne Frau gewesen, jetzt jedenfalls war davon nichts mehr zu sehen. Auf dem Laken hatte sich ihr Blut ausgebreitete. Der Stoff hatte sich damit voll gesogen.
    Nachbarn hatten die Schreie des Mannes gehört und die Polizei alarmiert. Tanner und seine Mannschaft waren recht früh am Tatort gewesen. Der Tross würde noch kommen und die Spuren sichern.
    Es sah alles so eindeutig aus. Eine tote Frau, und der Mörder war gleich greifbar gewesen. Besser hätte es nicht laufen können.
    Tanner war trotzdem nicht zufrieden. Als alter Hase im Geschäft wusste er, dass hier etwas nicht stimmte. Irgendetwas störte ihn. Er konnte nicht sagen, was es genau war, aber sein Gefühl sagte ihm, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zuging.
    Besonders die letzten Aussagen des Ehemanns hatten ihn misstrauisch werden lassen. Er hatte von einer Hexe gesprochen, und genau dieser Begriff wollte ihm nicht aus dem Kopf.
    Hexe!
    Es war schon komisch, dass er immer wieder daran denken musste. Aber er kam nicht davon los. Die Beteuerungen des Mannes klangen höchst unwahrscheinlich, aber oft genug hatte er erlebt, dass diese Aussagen auch zutrafen.
    Tanner musste der Spurensicherung sowieso das Feld überlassen.
    Er hatte sich etwas anderes vorgenommen. Er wollte David Morton verhören, auch wenn dieser noch unter Schock stand. Aber die letzte Aussage des Mannes wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf, und so machte er sich auf den Weg nach draußen.
    Im Treppenhaus standen die anderen Mieter vor ihren Türen. Sie sagten nichts, als sie Tanner sahen, aber in ihren Gesichtern stand der Schrecken wie eingemeißelt. Wahrscheinlich rechneten sie damit, befragt zu werden, aber das tat Tanner nicht. Dafür hatte er seine Leute. Er würde sich jetzt um David Morton kümmern.
    Vor dem Haus stand der Einsatzwagen. Andere Fahrzeuge jagten jetzt heran. Das Blaulicht zuckte durch die Dunkelheit des Abends und verwandelte die Umgebung in eine gespenstische Szenerie, in der sich niemand wohl fühlen konnte.
    David Morton saß im Einsatzwagen. Er starrte ins Leere. Zwischen seinen gefesselten Händen hielt er eine mit Kaffee gefüllte Tasse. Ob er schon getrunken hatte, war nicht zu sehen. Über seinem Rücken hing die graue Decke wie ein alter Lappen.
    Zwei Kollegen bewachten den Mann, der noch immer schluchzte und Tanner kaum zur Kenntnis nahm.
    Der Chiefinspektor nahm auch jetzt seinen grauen Hut nicht ab, als er in den Wagen stieg. Ein Polizist rückte zur Seite. Der zweite Kollege war beschäftigt. Ein Laptop lag auf seinen Oberschenkeln.
    Er tippte dort etwas ein. Wahrscheinlich ging es um die Überprüfung der Personalien.
    »Hat er etwas gesagt?« fragte den Tanner den zweiten Kollegen.
    »Nein, Sir.«
    »Sondern?«
    »Er ist fertig. Er hat nur geweint und immer wieder von einer Hexe gesprochen.«
    »Was noch?«
    »Nichts mehr.«
    »Dann haben Sie ihm keine Fragen gestellt?«
    Der Kollege, er stand dienstrangmäßig unter Tanner, hob die Schultern. »Was sollte ich tun, Sir? Ich habe ja versucht, ihn etwas zu fragen, aber ich erhielt keine Antwort. Er hat sich einfach nur stur gestellt, da kann man nichts machen.«
    »Ja, bis jetzt.«
    »Und was meinen Sie sonst?«
    »Ich möchte Ihnen eine Frage stellen«, sagte Tanner mit leiser Stimme. Dass er so leise sprach, kam bei ihm nicht oft vor. »Ich möchte wissen, ob Sie diesen Menschen hier vor uns für einen Mörder halten. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Ach! Obwohl alles so eindeutig aussieht?«
    »Ja, Sir.«
    Tanner nickte. »Ja, es war einfach zu eindeutig. Und deshalb werde ich mich mit dem Mann beschäftigen. Ich allein. Verlassen Sie den Wagen und sorgen Sie dafür, dass die Kollegen mich nicht bei der Arbeit stören.«
    »Ja, Sir.«
    Tanner wartete, bis seine Leute den Einsatzwagen verlassen hatten. Dann wandte er sich an David Morton, der nicht mal aufschaute und nur in seine Tasse stierte, wobei er ständig den Kopf schüttelte, als müsste er irgendwelche Fragen

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