Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
1
Daphne das Häschen bewunderte gerade ihren glitzernden lila Nagellack, als Benny der Dachs auf seinem knallroten Mountainbike vorbeiraste und sie beinahe über den Haufen fuhr. »Du raubst einem wirklich den letzten Nerv!«, schrie sie hinter ihm her. »Wird Zeit, dass dir mal jemand die Luft aus den Reifen lässt.«
Trubel um Daphne
An dem Tag, als Kevin Tucker sie beinahe umbrachte, beschloss Molly Somerville, unerwiderter Liebe ein für alle Mal abzuschwören.
Sie hatte sich darauf konzentriert, die vereisten Stellen auf dem Parkplatz der Chicago-Stars-Zentrale zu umgehen, als Kevin in seinem nagelneuen feuerwehrroten 140 000-Dollar-Ferrari wie aus dem Nichts auf sie zugeschossen kam. Mit quietschenden Reifen röhrte das schnittige Auto um die Ecke, dass der Schneematsch nur so spritzte. Sie entging dem schleudernden Hinterteil nur durch einen beherzten Sprung auf die Kühlerhaube eines parkenden Wagens - es war der Lexus ihres Schwagers -, rutschte ab und landete wutschnaubend auf allen Vieren.
Nicht einmal gebremst hatte der Arsch!
Molly starrte böse den schnell entschwindenden Rücklichtern hinterher und rappelte sich zähneknirschend auf. Dreck und grauer Schneematsch klebten am Bein ihrer sündhaft teuren »Comme des Garçons«-Hose, ihre Prada-Tasche war völlig zerknautscht und über ihre italienischen Stiefel
zog sich eine lange Schramme. »Du eingebildeter Bastard von einem Quarterback«, zischte sie und schnappte nach Luft. »Kastrieren sollte man dich.«
Er hatte überhaupt nicht bemerkt, dass er sie beinahe umgebracht hätte, nicht einmal gesehen hatte er sie! Das war nichts Neues. Kevin Tucker hatte sie während seiner gesamten Karriere im »Chicago Stars«-Football-Team noch nicht einmal bemerkt.
Daphne klopfte den Staub aus ihrem flauschigen weißen Fell, wischte den Dreck von ihren glänzenden blauen Pumps und beschloss, die schnellsten Rollerblades der Welt zu kaufen. Sie würde es Benny auf seinem superschnellen Mountainbike schon zeigen …
Molly spielte sogar kurz mit dem Gedanken, mit dem klapprigen VW-Käfer, den sie nach dem Verkauf ihres Mercedes erstanden hatte, hinter Kevin herzujagen. Doch selbst sie mit ihrer blühenden Fantasie hatte Schwierigkeiten, sich dabei ein triumphales Finale vorzustellen. Während sie auf den Haupteingang des Gebäudes zusteuerte, schüttelte sie angewidert den Kopf. Dieser rücksichtslose oberflächliche Typ hatte sowieso nur Football im Kopf. Jetzt reichte es, sie musste es sich endlich abgewöhnen, diesen Typen aus der Ferne anzuhimmeln, sie hatte die Nase voll von unerwiderter Liebe.
Obwohl es mit Liebe eigentlich nichts zu tun hatte, eher mit einer lächerlichen Schwärmerei für diesen Schwachkopf, die man einer Sechzehnjährigen vielleicht nachgesehen hätte, nicht aber einer intelligenten Frau von siebenundzwanzig, einer angeblich überdurchschnittlich intelligenten, wohl gemerkt.
Diese Intelligenz schien sich in gewissen Momenten einfach abzuschalten.
Ein warmer Luftstrom traf sie, als sie die Glastüren mit dem stolzen Vereinslogo, drei Goldsternen in einem himmelblauen Oval, aufstieß und die Eingangshalle betrat. Sie kam längst nicht mehr so oft hierher wie noch zu ihren Highschool-Zeiten. Schon damals hatte diese Umgebung sie befremdet. Als hoffnungslose Romantikerin versank sie lieber in einem guten Buch oder verlor sich in einem Museum, als sich für Kontaktsportarten zu interessieren. Natürlich war sie nach wie vor überzeugter Stars-Fan, doch waren es eher Familienbande als sportliche Begeisterung, die sie dazu brachten. Schweiß, Blut und das Geräusch aufeinander prallender Schulterpolster waren ihr so fremd wie … nun ja … Kevin Tucker.
»Tante Molly!«
»Na endlich, wir haben schon auf dich gewartet!«
»Rate mal, was passiert ist!«
Sie lächelte ihren beiden hübschen elfjährigen Nichten entgegen, die mit wehenden blonden Locken auf sie zustürmten.
Tess und Julie sahen aus wie Miniaturausgaben ihrer Mutter Phoebe, Mollys älterer Schwester. Sie waren eineiige Zwillinge und sahen sich zum Verwechseln ähnlich, auch wenn Tess in Jeans und einem übergroßen Stars-Sweatshirt steckte und Julie in schwarzen Caprihosen und einem pinkfarbenen Pullover. Beide waren sehr sportlich, Julie war eine begeisterte Ballettratte, Tess tat sich eher in Mannschaftssportarten hervor. Bei ihren Klassenkameraden waren die beiden lebhaften, stets gut aufgelegten Calebow-Schwestern sehr beliebt, nur ihre Eltern hatten schlaflose
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