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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hervorragender humanistischer Bildung und beträchtlichem Privatvermögen. Emerson und mir war einmal das Privileg zuteil geworden, seine erstklassige Sammlung ägyptischer Kunstschätze zu begutachten. Damals hatte ich mich verpflichtet gefühlt, die eine oder andere entsprechende Bemerkung zum Thema Frauenwahlrecht fallenzulassen. Vielleicht waren es aber auch Emersons Kommentare hinsichtlich der Frevelhaftigkeit privater Sammler, die Mr. Romer erzürnt hatten. Jedenfalls hatte man uns nicht wieder eingeladen. Ich freute mich richtig darauf, mich an seinem Gartenzaun anzuketten.
    Am Ort des Geschehens traf ich auf einen entsetzlichen Zustand der Desorganisation. Niemand hatte sich am Zaun angekettet. Die Leute standen herum und wirkten betreten; in ein Gespräch vertieft, hatten am Ende der Straße einige Damen ihre Köpfe zusammengesteckt. Augenscheinlich handelte es sich um eine Besprechung des Führungszirkels, denn ich vernahm die vertraute Stimme von Mrs. Pankhurst.
    Als ich mich zu ihnen gesellen wollte, bemerkte ich die mir bekannte Erscheinung eines hoch aufgeschossenen jungen Mannes, tadellos gekleidet mit gestreifter Hose, Gehrock und Zylinder. Seine tiefbraune Gesichtshaut und die buschigen dunklen Brauen erinnerten an einen Araber oder Inder, was jedoch beides nicht zutraf. Es handelte sich um meinen Sohn, Walter Peabody Emerson, in weiten Teilen der Welt besser bekannt unter seinem Spitznamen Ramses.
    Als er mich sah, unterbrach er sein Gespräch mit der jungen Frau an seiner Seite und begrüßte mich in dem unangenehm schleppenden Tonfall, den er sich während seines auf Einladung von Professor Wilson absolvierten Oxford-Semesters angeeignet hatte. »Guten Tag, Mutter. Du erlaubst, daß ich dir Miss Christabel Pankhurst vorstelle, deren Bekanntschaft du meines Wissens noch nicht gemacht hast?«
    Sie war jünger, als ich erwartet hatte – Anfang Zwanzig, wie ich später erfuhr –, und keineswegs unattraktiv. Wohlgeformte, energische Lippen und ein forschender Blick unterstrichen das rundliche, von dunklem Haar umrahmte Gesicht. Als wir uns, die üblichen Begrüßungsfloskeln murmelnd, die Hände schüttelten, überlegte ich, wie – und wann – Ramses sie kennengelernt hatte. Wie sie ihn anlächelte und ihm schöne Augen machte, ließ darauf schließen, daß dies nicht ihre erste Begegnung war. Ramses besitzt eine unselige Anziehungskraft auf das weibliche Geschlecht – vorzugsweise auf willensstarke Frauen.
    »Was machst du denn hier?« wollte ich wissen. »Und wo ist Nefret?«
    »Ich weiß nicht, wo sie ist«, sagte Ramses. »Meine ›Schwester‹, um es einmal mit der von dir verlangten Höflichkeitsfloskel zu umschreiben, auch wenn das weder de jure noch aufgrund von Blutsverwandtschaft de facto gerechtfertigt ist …«
    »Ramses«, sagte ich streng. »Komm zur Sache.«
    »Ja, Mutter. Da ich den heutigen Nachmittag unerwartet zur freien Verfügung hatte, beschloß ich, an der angekündigten Demonstration teilzunehmen. Du kennst meine Sympathien für die Sache der …«
    »Ja, mein Schatz.« Andere zu unterbrechen ist überaus unhöflich, trotzdem ist es bei Ramses manchmal unerläßlich. Er war zwar nicht mehr so nervtötend langatmig wie früher, dennoch neigte er zu gelegentlichen Rückfällen, insbesondere dann, wenn er etwas vor mir zu verbergen suchte. Also stellte ich diese Frage zugunsten einer anderen vorübergehend zurück.
    »Was ist hier eigentlich los?«
    »Du kannst deine Ketten einpacken, Mutter«, entgegnete Ramses. »Die Damen haben beschlossen, Streikposten aufzustellen und Mr. Romer eine Petition einzureichen. Miss Pankhurst hat mir erklärt, daß sie in Kürze Transparente verteilen wird.«
    »Unfug«, entfuhr es mir. »Wie kommen sie auf die Idee, daß er eine Delegation empfangen wird? Das hat er noch nie getan.«
    »Unsere Bewegung hat seit kurzem eine neue Anhängerin, die eine alte Bekanntschaft von Mr. Romer ist«, erklärte Miss Christabel. »Mrs. Markham hat uns versichert, daß er auf ihr Bittgesuch reagieren wird.«
    »Wenn sie eine alte Freundin von ihm ist, warum hat sie dann nicht um ein ganz normales Gespräch ersucht, statt eine Aufhetzung dieser … Ramses, lehn dich nicht an den Zaun. Dein Mantel bekommt sonst Rostflecke.«
    »Ja, Mutter.« Ramses richtete sich zu seiner vollen Länge von 1,80 Meter auf. Der Zylinder sorgte für weitere dreißig Zentimeter, und ich mußte zugeben, daß er der Versammlung, die sich fast ausschließlich aus weiblichen

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