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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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derzeitigen Marquis war Premier- und Außenminister gewesen.
    Der gesellschaftliche Snobismus ist eine Schwäche, der ich nicht fröne. Der erste Vorstoß von Lord Salisbury war ein Wochenende in Hatfield gewesen – eine Einladung, für die gewiss viele bereitwillig ihre Seelen an den Teufel verscherbelt hätten –, aber selbst wenn ich es gewagt hätte anzunehmen, hätte Emerson dem einen Riegel vorgeschoben. »Gütiger Himmel, Amelia, hast du den Verstand verloren? Drei Tage mit diesem Haufen von hirnlosen Weibern, adligen Schürzenjägern und beschränkten Politikern? Ich würde schon nach drei Stunden Amok laufen!«
    »Du weißt doch, was er will, oder?«
    »Ja«, stieß Emerson zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Aber er wird es nicht bekommen.«
    So leicht gab Salisbury sich indes nicht geschlagen. Eine zweite Einladung, ein Diner auf dem Familiensitz in London, folgte kurz nach meiner Ablehnung der ersten. Mir war sehr wohl bewusst, dass dies nicht dem Wunsch entsprang, uns kennen zu lernen; nein, er stand unter dem Druck Dritter, die ebenfalls nicht kampflos aufgeben wollten. Dies deutete ich meinem grummelnden Gatten an, und schließlich willigte er ein, Seiner Lordschaft einen Besuch abzustatten und die Sache ein für allemal hinter sich zu bringen.
    Als wir uns ankleideten, grummelte er erneut, denn Emerson verabscheut formelle Kleidung. Mit vereinten Kräften gelang es mir und Rose, unserer geschätzten Haushälterin, ihn in seine Abendgarderobe zu stopfen und seine Manschettenknöpfe aufzuspüren, und er hätte sich womöglich weiterhin geweigert, wenn ich seinem Wunsch nicht nachgegeben hätte, dass er das Automobil selber steuern durfte statt des Chauffeurs. Solche kleinen Zugeständnisse sind wichtig, um den ehelichen Frieden zu erhalten. Dies ging indes auf meine Kosten, denn Emerson fährt mit einer Tollkühnheit, die einen in Angst und Schrecken hält.
    Allerdings war weniger Verkehr als sonst üblich; seit den Zeppelinangriffen war die Verdunklung in Kraft getreten und die meisten Leute suchten schon vor Sonnenuntergang ihre Häuser auf. Ehrlich gesagt war mir das entfallen, sonst hätte ich Emerson nie erlaubt zu fahren. Wir erreichten den Berkeley Square ohne jeden Zwischenfall, doch meine Nerven lagen blank.
    Die Party fand im kleinen, vertraulichen Rahmen statt – wir vier, Salisbury und seine Gattin sowie ein weiterer Herr, blond, wenig anziehend, grinsend und herablassend. Nach der allgemeinen Begrüßung bemerkte Salisbury: »Sie kennen meinen Bruder bereits, nicht wahr?«
    Das war in der Tat richtig. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, die anderen Mitglieder der angloägyptischen Gemeinschaft in Kairo nicht zu kennen. Lord Edward Cecil war der Finanzberater des Sultans (mit anderen Worten: Er und Engländer seines Schlages führten die Regierungsgeschäfte). Wir hatten unsere Bekanntschaft nie vertieft, da die gesellschaftlichen Kreise, in denen er verkehrte, aus langweiligen Beamten und ihren noch langweiligeren Ehefrauen bestand. Nach seiner überschwänglichen Begrüßung zu urteilen, hätte man jedoch annehmen können, dass er zu unseren engsten Freunden zählte. Er war ausgesprochen gönnerhaft gegenüber Ramses, den er und seine Clique im Vorjahr geschnitten hatten, da unser Sohn vehement gegen den Krieg Stellung bezogen hatte. Hätte ich irgendwelche Zweifel an der Intention der abendlichen Unterhaltung gehegt, Lord Edwards Verhalten hätte sie zerstreut.
    Gleichwohl war niemand so geschmacklos, die Sache zu diesem Zeitpunkt oder während des Abendessens zu erwähnen. Aufgrund der ungleichen Gästezahl war die Tischordnung etwas ungewöhnlich, auch wenn Lady Salisbury ihr Bestes versucht hatte: Ich saß zwischen Salisbury und seinem Bruder, Nefret, Ramses und Emerson auf der anderen Seite der Tafel. Als der Butler den Digestif servierte, erhob sich Lady Salisbury und warf mir einen viel sagenden Blick zu. Ich lächelte sie freundlich an und blieb sitzen.
    »Ich hoffe, Sie verzeihen mir, Lady Salisbury. Da ich ein persönliches Interesse an dem Thema habe, das die Gentlemen zu erörtern beabsichtigen, ziehe ich es vor zu bleiben.«
    Lord Edwards Blick glitt von mir zu Nefret, die scheinbar Wurzeln auf ihrem Stuhl geschlagen hatte. Seine Brauen schossen nach oben. »Habe ich es dir nicht gesagt, Jimmy?«
    »Du brauchst es nicht zu vertiefen.« Genau wie die anderen Herren hatte Salisbury sich erhoben. »Meine geschätzte …«
    Adel verpflichtet. Mein unorthodoxes

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