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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Verhalten hatte die Ärmste völlig aus dem Konzept gebracht, doch sie fasste sich rasch wieder. Hoch erhobenen Hauptes schwebte sie aus dem Zimmer und die Herren nahmen wieder ihre Plätze ein.
    Für Augenblicke sprach niemand. Den Regeln des Anstands folgend, wartete ich, bis Salisbury oder Lord Edward das Thema ansprachen, doch auch sie schienen zu zögern. Emerson, der nicht mit der Gnade der Geduld gesegnet ist, stand kurz vor einem Redeschwall, als die Tür aufsprang und ein weiterer Mann hereinkam.
    Er war mittelgroß und schlank, hatte glänzendes schwarzes, aus der Stirn frisiertes Haar und ein markantes Gesicht. Seine gebogene Nase und das vorstehende Kinn schienen die Lippen beinahe zu verbergen. Seine wettergegerbte Haut mit den winzigen Fältchen, vor allem im Augenbereich, ließen auf langjährige Auslandsaufenthalte schließen – nicht in Ägypten, sonst hätte ich ihn gekannt; möglicherweise in Indien. Er setzte sich auf Lady Salisburys frei gewordenen Stuhl und starrte mich eisig an.
    Sein Bemühen, mich zu verunsichern, war indes verfehlt. Ich starrte zurück. »Wenn dieser Gentleman – ich will ihn einmal so nennen, hat er doch ganz offensichtlich an der Tür gelauscht – sich an unserer Diskussion zu beteiligen wünscht, sollte er vielleicht so nett sein, sich vorzustellen.«
    Die schmalen Lippen öffneten sich einen Spaltbreit.
    »Smith.«
    »Gütiger Himmel, wie unoriginell«, entfuhr es mir. »Nehmen Sie ein Glas Portwein?«, erkundigte sich Salisbury bei mir und klang etwas irritiert.
    »Nein, danke, auch keine Zigarre. Aber, bitte, rauchen Sie nur; es läge mir fern, die Atmosphäre maskuliner Kongenialität zu zerstören.«
    »Das hast du bereits getan«, räumte Emerson anerkennend ein. »Wir sollten zum Geschäftlichen kommen, oder? Wir haben schon genug Zeit vertrödelt und ich möchte nach Hause. Die Antwort lautet nein.«
    Er schob seinen Stuhl zurück. »Sei nicht so voreilig, Emerson«, wandte ich ein. »Die Antwort ist nein, aber ich hätte noch einige andere Fragen zu klären. Erstens …«
    »Ihr seid beide zu übereilt«, warf Nefret ein. »Und anmaßend. Er kann für sich selber reden.«
    Sie war überaus elegant gekleidet. Ihre blaue Abendrobe stammte von Worth, dazu trug sie ein Collier aus goldgefassten Diamanten und persischen Türkisen. Nicht dass sie solche Äußerlichkeiten gebraucht hätte, um ihre jugendliche Schönheit und Anmut zu unterstreichen. Sie hatte es für ihn getan – er sollte stolz auf sie sein. Aufgrund ihres Unmuts waren ihre Wangen leicht gerötet und ihre blauen Augen blitzten; selbst der rätselhafte Mr Smith quittierte dies mit einem kurzen, geräuschvollen Atemzug. Ich stellte fest, dass sie ausgesprochen wütend auf alle war – auch auf mich und Emerson.
    Sämtliche Blicke richteten sich auf Ramses. Die feingliedrigen Finger um den Stiel seines Glases gelegt, hatte er gebannt die rubinrote Flüssigkeit betrachtet. Jetzt sah er auf.
    »Nein.«
    »Aber mein junger Freund, Sie haben unseren Vorschlag nicht einmal gehört«, lenkte Lord Edward ein.
    »Dann machen Sie ihn«, versetzte Ramses höflich.
    Die Brauen gehoben, blickte Lord Edward zu dem Mann, der am anderen Ende des Tisches saß. Smith hatte außer einem Nachnamen, der gewiss nicht seiner war, keinen Ton gesagt. Jetzt meldete er sich zu Wort: »Ich kann und werde keine wichtigen Angelegenheiten diskutieren, solange Frauen zugegen sind. Wenn sie unbedingt bleiben wollen, werden wir uns auf eine weitere Zusammenkunft einigen müssen, zu einem späteren Zeitpunkt und an anderer Stelle.«
    Ramses’ dichte schwarze Brauen bildeten einen Winkel, der seinem Gesicht einen bewusst skeptischen Ausdruck verlieh. »In einer solchen Zusammenkunft sehe ich keinen Sinn. Aus reiner Höflichkeit wollte ich mir Ihren Vorschlag anhören, gleichwohl vermag ich mir nicht vorzustellen, was mich dazu bewegen könnte, eine weitere Aufgabe zu übernehmen.«
    »Tut mir Leid, aber das können wir so nicht akzeptieren. Wir müssen zumindest den Versuch machen, Sie umzustimmen«, wandte Salisbury mit seiner ruhigen, wohlklingenden Stimme ein. »Ihre Pflicht gegenüber Ihrem Vaterland …«
    »Pflicht«, wiederholte Nefret. Ihre Stimme bebte, die hübsche Farbe war aus ihren Wangen gewichen. Ihr Blick schweifte zu Lord Edward. »Sie müssen es schließlich wissen, nicht wahr? Sie waren Offizier, Sie haben Ihre Männer in die Schlacht geführt, das Schwert in der Hand, mit fliegenden Fahnen und dröhnenden Fanfaren.

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