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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Augenschein nehmen konnte – männliche Besucher. Frauen durften diesen nicht betreten.
    Einer schroffen Geste Emersons folgend, der in seiner Rolle förmlich aufging, rafften Nefret und ich unsere weiten Gewänder und huschten durch eine Seitentür und über eine enge Stiege in den Harem.
    Uns folgten mehrere Frauen, die uns gackernd wie Hühner ihre Hilfe andienten. Ich erkannte mit einem Blick, dass eine umfassende Aufgabe vor mir lag, wollte ich dieses Haus in Ordnung bringen. Der Grundriss war praktisch, wenn auch etwas altmodisch, mit einem Bad und einer Reihe kleinerer Räume, die einen gemütlichen Salon – ein geräumiges Zimmer mit gewölbter Decke und Fliesenboden – umgaben. Am Ende befand sich eine Empore, mit Teppichen und zwei Diwanen. Ich vermag ästhetischen Gemütern (und das sind meine Leser gewiss) den Zustand des Ganzen nicht zu beschreiben. Ich konnte nur noch die Augen verdrehen und mir einen Besen schnappen. Da dies unmöglich war, besann ich mich auf meine Rolle als Ehedrachen und brüllte Anweisungen. Ich bezweifle, dass sich diese aufgescheuchten Frauen schon jemals so flink bewegt hatten. Teppiche und Kissen wurden entfernt, um ausgeklopft und gesäubert zu werden, der Boden gewischt und gefegt, Staub und Spinnweben beseitigt. Als der Raum bewohnbar schien und man uns einen Krug warmes Wasser gebracht hatte, schickte ich die ganze Bande ins Bad und betonte, ich würde persönlich nachschauen, ob sie anständig sauber gemacht hätten.
    Nefret hatte geflissentlich geschwiegen; sie sprach nicht so gut Arabisch wie ich. Ich fragte mich, was Ramses von ihrem veränderten Äußeren halten würde. Sie hatte ihre Haut ein, zwei Nuancen dunkler geschminkt, und ihr Haar schimmerte jetzt in einem aparten Braunton. Die kornblumenblauen Augen ließen sich zwar nicht verleugnen, aber vermuten, dass sie von den hellhäutigen Tscherkessen oder Berbern abstammte. In türkischen Harems gab es viele solcher Mädchen.
    »Du siehst wirklich aus wie die Lieblingsgespielin eines in die Jahre gekommenen Scheichs«, bemerkte ich in Französisch.
    Wir hatten entschieden, dass diese Sprache sicherer sei, auch unter vier Augen, falls man uns belauschte.
    Nefret zog eine Grimasse und zupfte an dem bestickten Überwurf, der diverse andere Stoffschichten bedeckte. »Ich rieche aber nicht wie eine. Ich würde alles geben für ein Bad.«
    »Ich auch. Aber das wird warten müssen. Du kannst den Überwurf ablegen und dich ein bisschen frisch machen. Verflucht, ein paar von den Frauen kommen zurück.«
    Sie brachten unsere Sachen, darunter auch die Matten, auf denen wir sitzen und schlafen wollten. Emerson hatte gestöhnt beim Anblick der Gepäckberge, die ich für notwendig befunden hatte – er wäre nach Timbuktu aufgebrochen, mit nichts als den Kleidern, die er am Leib trug –, aber ich weigerte mich entschieden, mein Bett mit der interessanten Artenvielfalt an Insekten zu teilen, die ich hier sicherlich vermuten durfte. Die Frauen breiteten die Matten über die Diwane und packten einiges aus, auch mein Reise-Teeservice mit silbernem Kessel und Spirituskocher. (Das hatte zu einigen besonders sarkastischen Bemerkungen seitens Emersons geführt.)
    Ich wollte die Damen gerade wortreich entlassen, als Emersons Auftauchen mir diese Mühe ersparte. Die Frauen flüchteten unversehens, verbargen ihre Gesichter in den Stofffalten und schlossen die Türen hinter sich.
    Breitbeinig, die Hände in die Hüften gestemmt, inspizierte Emerson, gebieterisch schnaubend, den Raum und uns. Er sah großartig aus! Ich verdrängte das faszinierte Prickeln, das meinen Körper durchflutete – unwahrscheinlich, dass ich darauf in der nächsten Zeit reagieren könnte.
    »Sieht doch sehr gut aus hier«, bemerkte er.
    »Französisch, Emerson, s’il vous plaît«, mahnte ich.
    »Merde«, sagte Emerson, dessen französischer Wortschatz begrenzt ist. Allerdings kennt er die meisten Flüche.
    »Ich habe angeordnet, dass das Abendessen hierher gebracht wird«, fuhr er fort. »Es ist ein Zugeständnis meinerseits, aber ich bin ein treu ergebener, nachsichtiger Gemahl. Du wirst mir selbstverständlich auf Knien servieren.«
    »Treib es nicht zu weit, Emerson«, warnte ich.
    »En français, ma chérie, s’il vous plait.« Emerson grinste breit. Er fuhr in seiner Version dieser Sprache fort, mit gelegentlichen Rückfällen ins Englische, wenn ihm die Vokabeln fehlten. »Selim ist schlechter Stimmung, wegen des Automobils. Er hat die – äh – Haube

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