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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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kommt dein Vater«, sagte ich stattdessen. »Und wie üblich verspätet.«
    Ramses blickte über seine Schulter auf die Straße. Kein Zweifel, dort unten wandelte Emerson. Auffallend gut aussehend wie eh und je, mit schwarzglänzenden Locken und irisierend saphirblauen Augen, überragte er mit seiner eindrucksvollen Statur die Passantenmenge, und seine wohltönende Stimme war weithin vernehmbar. Lautstark begrüßte er englische und einheimische Bekannte, das Arabische mit deftigen Kraftausdrücken gespickt, weshalb die Ägypter ihm den Beinamen Vater der Flüche gegeben hatten. Sie waren seine Ausdrucksweise gewohnt und reagierten breit grinsend auf Anwürfe wie »Na, wie geht’s denn so, Ibrahim, missratener Sohn eines stinkenden Kamels?« Mein geliebter Mann, der renommierteste Ägyptologe seiner wie jeder noch kommenden Ära, genoss den Respekt der Ägypter, mit denen er seit vielen Jahren zusammenarbeitete, weil er mit ihnen so umsprang, als wären sie seine Archäologen-Kollegen. Soll heißen, er beschimpfte sie wüst, wenn sie irgendetwas gemacht hatten, das ihm nicht in den Kram passte. Es war nicht weiter schwierig, Emerson auf hundertachtzig zu bringen. Er hatte rigide professionelle Standards, ein stringentes Berufsethos und ein aufbrausendes Temperament, das er selbst mit zunehmendem Alter nicht zu mäßigen wusste.
    »Er hat jemanden bei sich«, sagte Ramses.
    »Stimmt«, antwortete ich. »Was für eine Überraschung.«
    Die Person, die in Emersons gewaltigem Schatten folgte, war kein Geringerer als Howard Carter.
    Vermutlich sollte ich den Grund für meinen Sarkasmus näher erläutern. Howard war einer unserer ältesten Freunde, ein Archäologe, dessen Karriere Höhen und Tiefen erfahren hatte. Derzeit war er für Lord Carnarvon tätig und mit der Suche nach unbekannten Pharaonengräbern im Tal der Könige betraut. Und genau dem galt auch Emersons gesteigerter Ehrgeiz, dem er jedoch nicht frönen konnte, solange Carnarvon seine Konzession nicht zurückgab. Es kursierten Gerüchte, dass seine Lordschaft sich mit ebendiesem Gedanken trage, nachdem er wie die meisten anderen Ägyptologen zu dem Schluss gekommen war, dass das Tal keine weiteren Schätze mehr preisgeben würde.
    Emerson teilte diese Überzeugung nicht. Gegen Ende der letzten Saison hatte er mir gegenüber eingeräumt, dass es nach seinem Dafürhalten wenigstens ein weiteres unentdecktes Königsgrab gebe, nämlich das des jung verstorbenen Pharaos Tutanchamon. Howard hatte er diese Einschätzung geflissentlich vorenthalten. Und um zu eruieren, welche Pläne Howard und sein Mäzen für die anstehende Saison hatten, waren wir früher als sonst nach Ägypten gekommen.
    Ich las in Emersons markantem Gesicht wie in einem offenen Buch. Ungeachtet seiner blumigen Begrüßungstour waren seine saphirblauen Tiefen umwölkt, seine wohlgeformten Lippen missmutig verzogen: Carnarvon hatte seinen Firman nicht zurückgegeben.
    Howard Carter schien mir auch nicht besser gelaunt. Wie üblich flott gekleidet mit Tweedanzug und Fliege, eine Zigarettenspitze in den Fingern balancierend, begrüßte er mich mit einer steifen Verbeugung, ehe er auf dem angebotenen Stuhl Platz nahm.
    »Schön, Sie zu sehen, Howard«, hob ich an. »Wir haben diesen Sommer mehrfach versucht, mit Ihnen Verbindung aufzunehmen, aber leider erfolglos.«
    »Bedaure sehr«, brummelte Howard. »Ich war überall und nirgends, wie es so schön heißt. Schwer beschäftigt.«
    »Ich hab ihn zufällig im Büro des Direktors getroffen«, meinte Emerson, der ihm dort schon seit zwei Tagen auflauerte. Er verfiel in brütendes Schweigen. Ramses warf mir einen vielsagenden Blick zu und versuchte, das Gespräch wieder in Gang zu bringen.
    »Sie sind dieses Jahr früher dran, Carter, genau wie wir.«
    »Ging nicht anders.«
    Der Kellner nahte mit einem beladenen Tablett. Mit der im Shepheard’s üblichen Professionalität hatte er sich die Anzahl der Personen an unserem Tisch notiert. Jetzt brachte er Tassen und Gebäck für alle.
    »Das Gebiet, in dem ich graben will, ist ein beliebtes Touristenziel«, nahm Howard den Faden wieder auf. »Und ich möchte fertig sein, bevor der Massenansturm losgeht.«
    »Ah«, meinte Ramses. »Dann bleibt Lord Carnarvon also noch eine weitere Saison in der Region. Uns ist zu Ohren gekommen, dass er seinen Firman zurückgeben will.«
    Emerson entfuhr ein gedämpftes Grummeln, und Howard tat ganz erstaunt. »Aber nein, eine Saison bleiben wir mindestens noch. Ich konnte

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