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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ärgerliche Angewohnheit, seine Pläne selbst vor mir bis zum letztmöglichen Augenblick geheim zu halten.
    Dieser Augenblick schien meiner Meinung nach gekommen.
    »Also gut, Emerson«, sagte ich nach ein paar entspannenden Schlückchen Whisky. »Du hattest mehrere Gesprächstermine mit dem Direktor der Antikenverwaltung, von denen du halbwegs ausgeglichen zurückgekehrt bist. Bestimmt hat Monsieur Lacau positiv auf deine Bitte reagiert. Welches Gebiet hat er dir denn angeboten?«
    »Das weißt du doch«, gab Emerson zurück. »Hab ich dir doch schon gesagt.«
    »Nein, hast du nicht.«
    »Das Westtal?«, forschte Ramses.
    Emerson, der uns gern noch länger auf die Folter gespannt hätte, schaute betreten drein. »Ähm … ja. Ganz recht.«
    »Und was ist mit Carter und Carnarvon?« Ich ließ nicht locker. »Wenn die beiden im Osttal leer ausgehen, wollen sie doch ganz bestimmt im Westtal weitermachen, oder? Das ist immerhin Teil ihres Firmans.«
    »Falls – oder besser gesagt – wenn sie das Osttal aufgeben, schließt Carnarvon die Saison womöglich vorzeitig ab«, meinte Emerson hoffnungsvoll. »Oder sie widmen sich dem Grab von Amenophis III., wo Carter 1919 eine sehr oberflächliche Exkavation vornahm. Das ist am Ende des Westtals, weit weg von unserem Gelände. Da ist genug Platz für ein halbes Dutzend weiterer Ausgrabungstrupps, wenn ihr mich fragt.«
    Ich wählte meine Worte mit Bedacht. »Es wäre sicher sinnvoller, wenn wir mit Cyrus Vandergelt an dem Grab von Aja weiterarbeiteten. Anders als Cyrus sind wir etwas verlegen um Arbeitskräfte.«
    Ein leises Klopfen an der Tür unterbrach mich.
    »Wer zum Teufel ist das jetzt wieder?«, polterte Emerson. »Ich bin reif fürs Abendessen. Und wo steckt Nefret?«
    »Sie ist gleich wieder hier«, bemerkte Ramses. »Sie wollte sich nur kurz frisch machen und umziehen.«
    »Nun geh schon an die Tür, Emerson«, sagte ich ungnädig.
    Der diensthabende Sufragi überreichte Emerson unter höflichen Verbeugungen ein Kärtchen. »Der Gentleman wartet, Vater der Flüche.«
    »Der kann warten, bis er verfault«, muffelte der Professor nach einem flüchtigen Blick auf die Visitenkarte. »Das ist dieser Bandit Montague, Peabody. Den will ich nicht sehen.«
    Emerson mag die wenigsten Leute sehen, aber auf Sir Malcolm Page Henley de Montague hatte er einen besonderen Rochus. Montague war ein betuchter Antiquitätensammler und gehörte damit zu einer Spezies, die mein Göttergatte zutiefst verabscheut. Zudem war er ein impertinenter Zeitgenosse, und ich bezweifelte, dass er uns aus freundschaftlichen Motiven besuchte. Trotzdem ist es nie von Nachteil, sich die wahren Beweggründe solcher Personen zu erschließen, nur so kann man ihren Machenschaften im Ernstfall vorgreifen.
    »Emerson, sei nicht so unhöflich«, krittelte ich. »Wir müssen ohnehin auf Nefret warten, also können wir uns ruhig kurz mit ihm unterhalten. Bring ihn herein, Ali.«
    Sir Malcolm trug ein geckenhaftes Stöckchen mit silbernem Knauf bei sich, das er nicht etwa als Gehhilfe benutzte, sondern um damit seine bedauernswerten ägyptischen Bediensteten auf Trab zu bringen. Damit seine sorgfältig frisierte silberweiße Haarpracht nicht litt, lüftete er vorsichtig den Hut, verbeugte sich und begrüßte uns reihum.
    »Schön, Sie wieder in Ägypten zu wissen«, begann er hochtrabend.
    »Pah«, schnaubte Emerson. »Und was wollen Sie von uns?«
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz, Sir Malcolm«, sagte ich mit einem mahnenden Stirnrunzeln zu Emerson. »Wir waren auf dem Weg in den Speisesaal, aber das eilt nicht.«
    Die Tür, die Ali hinter Sir Malcolm geschlossen hatte, ging erneut auf, und Nefret betrat den Raum. Erstaunt gewahrte sie unseren Besucher und hielt ihm die Hand hin, die er mit einer galanten Verbeugung fasste. Sein bewundernder Blick war verständlich; sie sah einfach bezaubernd aus, wenn die aktuelle Mode auch bei weitem nicht mehr so stilvoll war wie in meiner Jugend. Das himmelblaue Kleid, das die Farbe ihrer Augen hervorragend zur Geltung brachte, hatte keine Ärmel, sondern schmale Träger, die ein perlenbesticktes Oberteil in Form hielten, und der Rock endete knapp unterhalb der Knie. Wenigstens trug sie ihre goldblonden Locken nicht nach dem neuesten Trend kurz geschnitten, sondern zu einem eleganten Knoten frisiert.
    »Verzeihen Sie, wenn ich ungelegen komme«, sagte Sir Malcolm. »Da ich weiß, dass der Professor gesellschaftliche Konventionen ablehnt, komme ich direkt zum Kern der Sache.

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