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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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PROLOG
     
     
    Ich fand ein Orakel drei Straßen weiter unten auf der Bravoura, ein Stück außerhalb meines Gebietes. Der Kerl trug die Farben des Hauses der Tiassa, blau und weiß, und er arbeitete über einem Bäckerladen von einem Loch in der Wand aus, dessen zerfallende Tür man über eine lange, verknotete Holzleiter zwischen abbröckelnden Mauern hindurch erreichen konnte. Drinnen sah es ungefähr genauso aus. Mehr muß ich wohl nicht sagen.
    Er war gerade nicht beschäftigt, also warf ich ein paar Goldimperials vor ihm auf den Tisch und setzte mich ihm gegenüber auf einen zerlumpten achteckigen Stuhl, der zu seinem eigenen paßte. Ein bißchen alt sah er aus, wahrscheinlich so an die fünfzehnhundert.
    Zwar warf er einen Blick auf die beiden Jheregs, die auf meinen Schultern kauerten, doch entschloß er sich, unbeteiligt zu tun. »Ein Ostländer«, sagte er. Sehr scharfsinnig. »Gleichzeitig ein Jhereg.« Der Mann war genial. »Wie kann ich Euch dienen?«
    »Ich habe«, antwortete ich, »ganz plötzlich mehr Bares erworben, als ich mir je träumen ließ. Meine Frau möchte, daß ich ein Schloß baue. Ich könnte einen höheren Rang im Jhereg erkaufen – jetzt bin ich Baronet. Oder ich könnte das Geld dazu verwenden, mein Geschäft zu erweitern. Falls ich mich für letzteres entscheide, laufe ich Gefahr, in, ähm, Schwierigkeiten mit Wettbewerbern zu geraten. Wie ernst würden diese ausfallen? Das ist meine Frage.«
    Er legte den rechten Arm auf den Tisch und stützte sein Kinn darauf, gleichzeitig trommelte er mit den Fingern der linken Hand auf der Tischplatte und starrte mich an. Bestimmt hatte er mich erkannt; wieviel Ostländer gibt es, die so hoch in ihrer Organisation stehen und mit Jheregs auf den Schultern herumspazieren?
    Als er mich so lange angeglotzt hatte, daß es Eindruck hinterlassen hat, sagte er: »Wenn Ihr versucht, Euer Geschäft zu erweitern, wird eine mächtige Organisation fallen.«
    Na, Tanderadei. Ich beugte mich vor und gab ihm eine Ohrfeige.
    »Rocza will ihn aufessen, Boß. Darf sie?«
    »Hinterher vielleicht, Loiosh. Stör mich jetzt nicht.«
    Zu dem Tiassa sagte ich: »Ich habe da eine Vision von Euch mit zwei gebrochenen Beinen. Ob die wohl eintrifft?«
    Er grummelte etwas von eigenartigem Humor und schloß die Augen. Nach ungefähr dreißig Sekunden konnte ich Schweiß auf seiner Stirn erkennen. Dann schüttelte er den Kopf und holte einen Satz Karten mit den Insignien seines Hauses hervor, die in blauen Samt gewickelt waren. Ich stöhnte auf. Kartenleser kann ich nicht leiden.
    »Vielleicht will er ja Shereba spielen«, überlegte Loiosh. Ich vernahm den schwachen psionischen Widerhall von Roczas Lachen.
    Mit einem rechtfertigenden Gesichtsausdruck meinte das Orakel: »Ich konnte nichts empfangen.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte ich. »Komm zur Sache.«
    Nachdem wir das Ritual hinter uns hatten, wollte er mir die ganzen Weissagungen erläutern, die ihm die Karten offenbarten. »Nur die Antworten, bitte«, sagte ich darauf, was ihn zu verletzen schien.
    Eine Zeitlang sah er sich den Berg der Veränderungen an und sagte dann: »Soweit ich es sehen kann, Mylord, macht es keinen Unterschied. Was passieren wird, hängt nicht von irgendeiner Eurer beabsichtigten Handlungen ab.«
    Dann sah er mich wieder so rechtfertigend an. Den Blick muß er eingeübt haben. »Besser kriege ich es nicht hin.«
    Spitze. »Also gut«, sagte ich. »Der Rest ist für dich.« Das sollte eigentlich ein Witz sein, aber ich glaube nicht, daß er ihn verstanden hat, also denkt er wahrscheinlich bis heute, ich hätte einen eigenartigen Humor.
    Ich ging die Leiter wieder runter und trat auf die Bravoura hinaus, eine breite Straße, die nach Osten hin vollgepackt ist mit Handwerksläden und nach Westen eher karg von kleinen Wohnhäusern bestanden, so daß sie irgendwie komisch aussieht, als hätte sie Schlagseite. Wir hatten fast die halbe Strecke zu meinem Büro hinter uns, da sagte Loiosh: »Da kommt wer, Boß. Sieht wie ein Schläger aus.«
    Mit der einen Hand strich ich mir die Haare aus dem Gesicht, mit der anderen richtete ich den Umhang, wobei ich ein paar verborgene Hilfsmittel überprüfte. Ich spürte, wie Roczas Griff um meine Schulter fester wurde, überließ es aber Loiosh, sie zu beruhigen. Diese Art Arbeit war noch neu für sie.
    »Nur einer, Loiosh?«
    »Ganz sicher, Boß.«
    »In Ordnung.«
    Etwa gleichzeitig tauchte ein mittelgroßer Dragaeraner in den Farben des Hauses Jhereg

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