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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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sie Amelie aus der Entfernung zu. »So wia Sie gengan wird des Kind a Bua!« Sie näherte sich mit breitem Lächeln und begründete ihre Prognose mit der Sicherheit einer erfahrenen Hebamme. »Weu vo’ hint siacht ma Ihna goanix o und vuan kriagn S’ an Spitzbauch.«
    Als die Hausmeisterin vor ihr stand, klopfte Amelie mit der flachen Hand auf die Stufe neben sich. »Kommen S’, Frau Pepi, setzen Sie sich ein bissl her zu mir.«
    Ächzend ließ sich die Zadrazil neben Amelie nieder und blinzelte in die Sonne. »Ibanexte Woch’n ziagn mia aus«, sagte sie nach einer Weile. »Sie wissn eh, die Rentn…«
    Amelie nickte. Dem Kind in ihrem Bauch schien die Sonne zu taugen, es begann zu strampeln, gedankenverloren zog Amelie sachte Kreise über ihm. »Wenn ich nur wüsste, was ich mit dem Salettl machen soll. Mein Mann meint, ich soll es behalten. Wenn ich möchte. Nicht zum Wohnen, nur zum Arbeiten…« Als die Hausmeisterin schwieg, fragte sie nach einer Weile: »Was würden Sie an meiner Stelle tun, Frau Pepi?«
    Josefine Zadrazil wiegte den Kopf, offenbar dachte sie gründlich nach, ehe sie sich zur Antwort entschloss. »I was net, Fräu’n Lenz, i was net … Sie san jetz in an neichn Lebensobschnitt … Des Salettl is hoit mit so vü ondare Sochn varknipft. Mit den Marmeladinger, mit den Deutschn, den langen … Und mit den gschlecktn Offn, Se wissn scho wen i ma’n … den Hochnosatn … Na – wons mi frogn, I dad an Schnit mochn…«
    Mein Gott, ja … Hermann der Cherusker … Und Gregor! Gregor Freytag, den sie im Laufe der letzten Monate gründlicher vergessen hatte, als die anderen Männer, die vor Daniel in ihrem Leben gewesen waren.
    Am selben Abend eröffnete sie Daniel, dass sie sich entschlossen habe, das Salettl aufzugeben. Sobald das Baby aus dem Gröbsten heraus sei, werde sie eine Agentur aufmachen, hier, zu Hause, wenn’s ihm recht sei.
    August Ulrich Richard Bartenberg wurde am 10. Oktober 2002, um 18.32 Uhr geboren. Er war dreiundfünfzig Zentimeter lang und 3,70 Kilogramm schwer und machte seiner Mutter – wenn man deren schmales Becken und sein eigenes beträchtliches Gewicht in Betracht zog – erstaunlich wenig Schwierigkeiten bei seinem Eintritt in die Welt.
    Daniel war auf seinen eigenen Wunsch bei der Geburt dabei gewesen. Er hatte sich durchaus vernünftig verhalten, hatte zwischen den Wehen Amelies Nacken massiert und während der Wehen ihren Rücken gestützt und war beherrscht geblieben, bis man ihm seinen schmierigen, krebsroten Sohn in die Arme legte. Da erst ging er mit zittrigen Knien auf einen Stuhl nieder.
    Die Familie hatte sich im Spital zusammengerottet. Lizzi und Josef waren in den nächsten Zug gestiegen, sobald sie vom Eintritt der Wehen verständigt worden waren. Auf Zehenspitzen näherten sie sich dem Bettchen ihres ersten Enkels, Lizzi betrachtete ihn selig lächelnd und brachte zunächst nur ein gestammeltes »Mein Engele, mein Engele« heraus, Josef zeichnete ihm ein Kreuzchen auf die Stirn. Leopold ließ ein sensationelles Blumenarrangement schicken und sah erst am Tag nach der Geburt bei Wöchnerin und Kind vorbei. Uli erschien täglich und gebärdete sich, als sei er Augusts Vater. Es regnete Telegramme, Blumen und Geschenke, Amelie erhielt Besuche von Menschen aus Daniels Freundes und Bekanntenkreis, die sie kaum kannte, es gehörte offenbar zum guten Ton, dass man Bartenbergs zum Stammhalter gratulierte. Schließlich hielt es Amelie im Spital nicht mehr aus. »Nimm uns nach Hause, und mach die Tür hinter uns zu«, bat sie Daniel.
    Es war an ihrem ersten Abend daheim. August lag friedlich schlafend im Kinderzimmer, neben seiner Wiege saß August der Bär in seinem Stühlchen.
    Daniel und Amelie lagerten auf ihrem großen Bett. Daniel kraulte den Nacken seiner Frau. »Wir müssen uns über die Taufe unterhalten«, sagte er träge.
    Das Thema Taufe war schon mehrfach besprochen worden. Nachdem die Hochzeit unter Ausschluss jeglicher Öffentlichkeit stattgefunden hatte, schien es den Männern des Hauses Bartenberg angebracht, die neue Familiensituation mit einem Fest zu begehen. Eine Haustaufe. Am ersten Sonntag im Advent. Es war Leopolds Idee gewesen. Auf die Taufpaten hatten sich Amelie und Daniel ebenfalls geeinigt: Uli und Daniels Tochter Anna. Das Mädchen würde am ersten Dezember in Wien ankommen und über Weihnachten bleiben.
    »Also gut, Gästeliste«, seufzte Amelie und fischte Block und Bleistift vom Nachttisch.
    Nachdem sie eine Weile daran

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