Amelie und die Liebe unterm Regenschirm
nie einen Menschen lachen gesehen oder gehört hatte. Das Lachen schien tief in seinem Inneren zu entstehen, anzuwachsen, aufzusteigen bis es seinen ganzen Körper erfasst hatte und sein ganzes Wesen erfüllte. Es war kein lautes, es war ein überwältigtes und ein triumphierendes Lachen.
»Du lachst wie eine Symphonie von Mozart«, sagte sie.
»Welche?«, gelang es ihm zu fragen.
»Jupiter«, antwortete sie, ohne nachzudenken.
Alles Weitere nahm Daniel in die Hand. Es vollzog sich reibungslos, als wäre es von langer Hand vorbereitet.
Sie würden möglichst rasch heiraten. Vorerst standesamtlich ohne Aufsehen in Salzburg, Letzteres schon Amelies Eltern wegen. Dank der Bartenberg'schen Verbindungen hatten sie zwei Wochen später einen Termin für die Trauung in Schloss Mirabell.
Der Erste, der von der Hochzeit erfuhr, war Lorenz. Amelie rief ihn im Büro an.
»Hast du am 22. Februar, um 11 Uhr etwas vor?«
»Warum?«
»Ich bräuchte dich.«
»Wofür?«
»Als meinen Trauzeugen.« Das verschlug selbst Lorenz die Sprache.
Sie flogen in der Früh nach Salzburg. Ob Amelie die Sache mit der Überraschung der Eltern nach wie vor für eine gute Idee halte, wollte Daniel wissen. Im Gegensatz zu ihm war sie davon überzeugt. Nach der Trauung würden sie nach Anif fahren, Lorenz würde dafür gesorgt haben, dass Josef zu Hause sei, Amelie würde den Eltern Daniel als ihren Mann vorstellen, allgemeine Begeisterung würde folgen.
Daniel hatte einen ehemaligen Studienkollegen als seinen Trauzeugen mobilisiert. Zusammen mit Lorenz erwartete er sie vor Schloss Mirabell. Vetter Lenz, der einen Brautstrauß für Amelie besorgt hatte, sah dem Paar mit kritisch umwölkter Miene entgegen. Er entspannte sich noch, während sie in der Warteschleife der Hochzeitspaare standen. Die drei Männer schwätzten und scherzten, während sie langsam vorrückten. »Musik?«, schnarrte der Amtsdiener, ehe sie eintraten, Daniel winkte ab, der Standesbeamte, der die Trauung vornahm, redete Schwulst, Amelie kämpfte einen Lachkrampf nieder, und eh sie sich’s versah, hieß sie Amelie Bartenberg.
Das Elternhaus betraten sie Hand in Hand. »Hallo, keiner da?!«, rief Amelie im Vorhaus. Lizzi kam aus der Küche geschossen, Josef trat aus seinem Arbeitszimmer, beide ahnungslos, was ihnen bevorstand. »Ich möchte euch meinen Mann vorstellen«, sagte sie leise.
Vater und Mutter begriffen zunächst nicht. Wortlos starrten sie Amelie und den Fremden an, der neben ihr stand. Josef Lenz fasste sich zuerst. Er heftete den Blick auf Daniels Gesicht und ließ es eine ganze ernste Weile nicht los. Daniel erwiderte den Blick ebenso. Josef schluckte, nickte und murmelte hilflos: »Na ja, wenn das so ist…«, er räusperte sich, ehe er fortfahren konnte: »…dann heiße ich Sie…heiße ich dich willkommen.«
Herr und Frau Bartenberg flogen mit der Abendmaschine nach Wien zurück. Amelie rieb ihren Kopf an Daniels Schulter.
»Mutter war überfordert, aber Vater war souverän, findest du nicht?«, fragte sie.
»Das kann man wohl sagen. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten würde, wenn Anna mir eines Tages so käme.« Josef und er hatten nicht lange gebraucht, um einen gemeinsamen Draht zu finden. Mit Lizzi hatte er sich schwerer getan, vielleicht weil sie zunächst nicht ihr wahres Selbst gewesen war. Die Überraschung hatte sie glatt verstummen lassen, wie eine Somnambule war sie dagesessen und hatte Daniel angesehen, als wäre er eine Halluzination. Erst als Amelie den Eltern eröffnete, dass sie schwanger sei, war sie zu sich gekommen. Allmählich wie Licht in einem Lampion hatte ihr Gesicht von innen her zu leuchten begonnen. Als es heller nicht mehr ging, hatte sie ihre Arme ausgebreitet und mehr zu sich selbst als zu den anderen »So ein Glück…nein, was ist denn das für ein Glück…« gesagt.
Die Maschine befand sich im Anflug auf Wien, man sah die Lichter der Stadt, als Amelie sich zum ersten Mal, seit sie von ihrer Schwangerschaft wusste, beklommen fühlte.
»Jetzt hast du wieder eine Frau am Hals. Und bald auch einen schreienden Säugling. Wolltest du das?«, fragte sie leise.
Daniel versteifte sich, sie spürte es deutlich, gleich darauf wurde sein Körper wieder locker. Seine große, warme Hand legte sich über die ihre, und über ihrem Scheitel hörte sie seine dunkle Stimme. »Sag das nie wieder, Amelie Bartenberg, hörst du? Sag das nie wieder.« Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust und hörte sein Herz klopfen, während er
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