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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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gefasst, dass Anna das Kind fallen lassen könnte, und allzeit bereit, es aufzufangen. Die Zeremonie verlief würdig und ohne Zwischenfall, August schlief friedlich im Arm seiner Halbschwester, die wiederum machte ihre Sache gut und schien von dem kleinen Wesen entzückt.
    Die letzten Gäste verließen das Haus gegen siebzehn Uhr. Die Familie lungerte erschöpft im Salon, August schlief, von August dem Bären und Anna der Schwester bewacht, in seinem Kinderzimmer.
    »Sie ist völlig vernarrt in ihn, Gott sei Dank, das färbt auch auf ihre Einstellung mir gegenüber ab, wir kommen gut miteinander zurecht.« Amelie saß neben Uli auf der Stiege zum ersten Stock. Sie hatte ihre Schuhe ausgezogen und knetete ihre schmerzenden Zehen.
    »Nettes Mädel, hat Daniels Augenfarbe, genau wie August«, bemerkte Uli und geriet gleich darauf ins Schwärmen. »Was für ein Fest, mein Hühnchen. Elegant, tolle Stimmung. Alle sind sie gekommen, die Reichen, die Feinen…«
    »Und die Neugierigen und die Lieben und die Treuen«, unterbrach Amelie mit Nachdruck. »Lorenz und Susan, Burgi und Lilo, sogar Ludwig hat uns die Ehr’ erwiesen.«
    Sie saßen eine Weile in schweigendem Einverständnis nebeneinander. »Nicht zu fassen«, stieß Uli plötzlich hervor und schüttelte den Kopf.
    »Was kannst du nicht fassen, Hähnchen?«, fragte Amelie und gähnte.
    »Was dir in diesen letzten zwei Jahren widerfahren ist. Eine vulkanartige Schicksalsentwicklung.«
    »Hm«, machte Amelie und versuchte, ihre Füße wieder in die Schuhe zu zwängen.
    »Ich meine, wenn man bedenkt, dass heute vor zwei Jahren noch mein besonderer Freund der Cherusker aktuell war«, sinnierte Uli vor sich hin.
    »Der gute Hermann.« Amelie lächelte matt. »Er hat mir erst unlängst sein Buch geschickt.«
    »Und? Wie ist es?«
    »Wie Hermann. Gescheit, sprachlich perfekt, total unsentimental.« Sie stand auf und strich freundschaftlich über Ulis Stoppelfrisur. »Sei nicht bös, Hähnchen, ich bin hundemüde, ich geh hinauf nach August sehen, und dann hau ich mich ein bissl hin.«
    Uli schien ihren beabsichtigten Abgang nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. »Und dann deine fixe Idee mit dem Gamaschenmann! Der totale Wahnsinn…« Er schüttelte den Kopf.
    Amelie nahm die erste Stufe.
    »Ein unlauterer Mensch, dieser… wie hieß er noch?«
    Amelie antwortete nicht und stieg langsam weiter.
    »Freytag!«, sagte Uli laut. »Ein einziger Irrweg, dieser Freytag.«
    Amelie blieb einen Augenblick stehen. »Irrweg?… Ich habe mich getäuscht, ja, aber Irrweg…«, sagte sie nachdenklich, stieg weiter bis ans Ende der Treppe, drehte sich um und rief zu Uli herunter: »Weil am End’ macht doch jeder Weg irgendwie einen Sinn.«

17
    Der ungewöhnlich heiße Sommer 2003.
    Im Juni fuhr Amelie mit August und Lizzi an die nördliche Adria. Grado sei gut für das Kind, hatte der Familienrat beschlossen. Amelie litt unter der Hitze und anfallartig auftretender Sehnsucht nach Daniel. Beides zusammen führte dazu, dass sie sich halbe Nächte lang schlaflos in einem zu weichen Bett wälzte. Lizzi in ihrer totalen großmütterlichen Hingabe fiel ihr auf die Nerven. August wiederum wollte partout in den Sand, fraß selbigen, sobald er drin saß, und entwickelte einen Ausschlag, der erst verging, als sie wieder in Wien waren.
    Der Aufenthalt im Jagdhaus war Leopolds Idee gewesen. Es sei einfach zu heiß in der Stadt, das Jagdhaus stehe leer, Daniel sei seit Jahren nicht mehr und Amelie noch nie da gewesen. Jagdhaus also.
    August das Kind und August der Bär wurden bei den Großeltern in Anif geparkt. Wozu der Bär, dieses Trum, hatte Lizzi gemotzt und sich mit ihm erst abgefunden, als ihr klar wurde, dass August das Kind nur einschlief, wenn der Teddy neben seinem Bettchen wachte. Sie wartete ungeduldig darauf, dass die Eltern sich von ihrem Sprössling verabschieden würden, und war glücklich, als das Auto mit Amelie und Daniel um die Ecke bog.
    Leopolds Jagdhaus lag im Toten Gebirge, in 1.500 m Höhe, am Ufer eines glasklaren kleinen Sees, knapp unter der Baumgrenze, und war eher eine Hütte. Stube, Küche, zwei Schlafkammern, Dusche, Plumpsklo, Dachboden. Ein Paradies, das mit dem Auto nicht zu erreichen war und an dem kein eingezeichneter Wanderweg vorbeiführte.
    Zweimal stieg Daniel zwecks ausreichender Verproviantierung von dem weit unten geparkten Auto zur Hütte. Jeweils eine Stunde steil bergan. Schweißtreibend, denn selbst hier oben blieb die Hitze drückend. »Faun!«, rief

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