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Amerika

Amerika

Titel: Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Rede Karls hatte Herr Pollunder
    aufmerksam zugehört, öfters, besonders wenn der Onkel
    erwähnt wurde, Karl, wenn auch unmerklich, an sich gedrückt und einige Male ernst und wie erwartungsvoll zu Green
    hinübergesehen, der sich weiterhin mit seiner Brieftasche beschäftigte. Karl aber war, je deutlicher ihm seine Stellung zum Onkel im Laufe seiner Rede zu Bewußtsein kam, immer
    unruhiger geworden, hatte sich unwillkürlich aus dem Arm
    Pollunders zu drängen gesucht. Alles beengte ihn hier; der Weg zum Onkel durch die Glastüre, über die Treppe, durch die Allee, über die Landstraßen, durch die Vorstädte zur großen
    Verkehrsstraße, einmündend in des Onkels Haus, erschien ihm als etwas streng Zusammengehöriges, das leer, glatt und für ihn vorbereitet dalag und mit einer starken Stimme nach ihm
    verlangte. Herrn Pollunders Güte und Herrn Greens
    Abscheulichkeit verschwammen, und er wollte aus diesem
    rauchigen Zimmer nichts anderes für sich haben als die Erlaubnis zum Abschiednehmen. Zwar fühlte er sich gegen Herrn Pollunder abgeschlossen, gegen Herrn Green kampfbereit, und doch
    erfüllte ihn ringsherum eine unbestimmte Furcht, deren Stöße seine Augen trübten.
    Er trat einen Schritt zurück und stand nun gleich weit von Herrn Pollunder und von Herrn Green entfernt.»Wollten Sie ihm nicht etwas sagen?« fragte Herr Pollunder Herrn Green und faßte wie bittend Herrn Greens Hand.
    »Ich wüßte nicht, was ich ihm sagen sollte«, sagte Herr
    Green, der endlich einen Brief aus seiner Tasche gezogen und vor sich auf den Tisch gelegt hatte.
    »Es ist recht lobenswert, daß er zu seinem Onkel
    zurückkehren will, und nach menschlicher Voraussicht sollte man glauben, daß er dem Onkel eine besondere Freude damit
    machen wird. Es müßte denn sein, daß er durch seine
    Unfolgsamkeit den Onkel schon allzu böse gemacht hat, was ja auch möglich ist. Dann allerdings wäre es besser, er bliebe hier.
    Es ist eben schwer, etwas Bestimmtes zu sagen; wir sind zwar beide Freunde des Onkels und es dürfte Mühe machen, zwischen meiner und Herrn Pollunders Freundschaft Rangunterschiede zu erkennen, aber in das Innere des Onkels können wir nicht
    hineinschauen, und ganz besonders nicht über die vielen
    Kilometer hinweg, die uns hier von New York trennen«.
    »Bitte, Herr Green«, sagte Karl und näherte sich mit
    Selbstüberwindung Herrn Green. »Ich höre aus Ihren Worten heraus, daß Sie es auch für das beste halten, wenn ich gleich zurückkehre.«
    »Das habe ich durchaus nicht gesagt«, meinte Herr Green
    und vertiefte sich in das Anschauen des Briefes, an dessen Rändern er mit zwei Fingern hin und her fuhr. Er schien damit andeuten zu wollen, daß er von Herrn Pollunder gefragt worden sei, ihm auch geantwortet habe, während er mit Karl eigentlich nichts zu tun habe.
    Inzwischen war Herr Pollunder zu Karl getreten und hatte ihn sanft von Herrn Green weg zu einem der großen Fenster
    gezogen. »Lieber Herr Roßmann«, sagte er, zu Karls Ohr
    hinabgebeugt, und wischte zur Vorbereitung mit dem
    Taschentuch über sein Gesicht und, bei der Nase innehaltend, schneuzte er sich, »Sie werden doch nicht glauben, daß ich Sie gegen Ihren Willen hier zurückhalten will. Davon ist ja keine Rede. Das Automobil kann ich Ihnen zwar nicht zur Verfügung stellen, denn es steht weit von hier in einer öffentlichen Garage, da ich noch keine Zeit hatte, hier, wo alles erst im Werden ist, eine eigene Garage einzurichten. Der Chauffeur wiederum
    schläft nicht hier im Haus, sondern in der Nähe der Garage, ich weiß wirklich selbst nicht, wo. Außerdem ist es gar nicht seine Pflicht, jetzt zu Hause zu sein, seine Pflicht ist es nur, früh zur rechten Zeit hier vorzufahren. Aber das alles wären keine Hindernisse für Ihre augenblickliche Heimkehr, denn wenn Sie darauf bestehen, begleite ich Sie sofort zur nächsten Station der Stadtbahn, die allerdings so weit entfernt ist, daß Sie nicht viel früher zu Hause ankommen dürften, als wenn Sie früh – wir fahren ja schon um sieben Uhr – mit mir in meinem Automobil fahren wollen.«
    »Da möchte ich, Herr Pollunder, doch lieber mit der Stadtbahn fahren«, sagte Karl.
    »An die Stadtbahn habe ich gar nicht gedacht. Sie sagen
    selbst, daß ich mit der Stadtbahn früher ankomme, als früh mit dem Automobil.«
    »Es ist aber ein ganz kleiner Unterschied.«
    »Trotzdem, trotzdem, Herr Pollunder«, sagte Karl, »ich werde in Erinnerung an Ihre Freundlichkeit immer gerne herkommen,

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