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Amerika

Amerika

Titel: Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Macks Braut war. Sie hätte ja nur um eine Kleinigkeit anders sich zu ihm verhalten müssen, und er hätte sie wegen ihrer Beziehungen offen bewundert. Noch überlegte er das alles, aber schon merkte er, daß man keine Überlegungen von ihm
    verlangte, denn Green öffnete die Tür und sagte dem Diener, der vom Postamente sprang: »Führen Sie diesen jungen Mann zu Fräulein Klara«.
    ›So führt man Befehle aus‹, dachte Karl, als ihn der Diener, fast laufend, stöhnend vor Altersschwäche, auf einem besonders kurzen Weg zu Klaras Zimmer zog. Als Karl an seinem Zimmer vorüberkam, dessen Tür noch immer offen stand, wollte er, vielleicht zu seiner Beruhigung, für einen Augenblick eintreten.
    Der Diener ließ das aber nicht zu.
    »Nein«, sagte er, »Sie müssen zu Fräulein Klara. Sie haben es ja selbst gehört.«
    »Ich würde mich nur einen Augenblick drinnen aufhalten«,
    sagte Karl, und er dachte daran, sich zur Abwechslung ein wenig auf das Kanapee zu werfen, damit ihm die Zeit rascher gegen Mitternacht vorrücke.
    »Erschweren Sie mir die Ausführung meines Auftrages nicht«, sagte der Diener.
    ›Er scheint es für eine Strafe zu halten, daß ich zu Fräulein Klara gehen muß‹, dachte Karl und machte ein paar Schritte, blieb aber aus Trotz wieder stehen.
    »Kommen Sie doch, junger Herr«, sagte der Diener, »wenn
    Sie nun schon einmal hier sind. Ich weiß, Sie wollten noch in der Nacht weggehen, es geht eben nicht alles nach Wunsch, ich habe es Ihnen ja gleich gesagt, daß es kaum möglich sein wird.«
    »Ja, ich will weggehen und werde auch weggehen«, sagte
    Karl, »und will jetzt nur von Fräulein Klara Abschied nehmen.«
    »So?« sagte der Diener, und Karl sah ihm wohl an, daß er
    kein Wort davon glaubte.
    »Warum zögern Sie also, Abschied zu nehmen; kommen Sie
    doch.«
    »Wer ist auf dem Gang?« ertönte Klaras Stimme, und man
    sah sie aus einer nahen Tür sich vorbeugen, eine große
    Tischlampe mit rotem Schirm in der Hand. Der Diener eilte zu ihr hin und erstattete die Meldung. Karl ging ihm langsam nach.
    »Sie kommen spät«, sagte Klara.
    Ohne ihr vorläufig zu antworten, sagte Karl zum Diener leise, aber, da er seine Natur schon kannte, im Ton strengen Befehls:
    »Sie warten auf mich knapp vor dieser Tür!«
    »Ich wollte schon schlafen gehen«, sagte Klara und stellte die Lampe auf den Tisch. Wie unten im Speisezimmer schloß auch hier wieder der Diener vorsichtig von außen die Tür. »Es ist ja schon halb zwölf vorüber.«
    »Halb zwölf vorüber?« wiederholte Karl fragend, wie
    erschrocken über diese Zahlen. »Dann muß ich mich aber sofort Verabschieden«, sagte Karl, »denn Punkt zwölf muß ich schon unten im Speisesaal sein.«
    »Was Sie für eilige Geschäfte haben«, sagte Klara und
    ordnete zerstreut die Falten ihres losen Nachtkleides. Ihr Gesicht glühte und immerfort lächelte sie. Karl glaubte zu erkennen, daß keine Gefahr bestand, mit Klara wieder in Streit zu geraten.
    »Könnten Sie nicht doch noch ein wenig Klavier spielen, wie es mir gestern Papa und heute Sie selbst versprochen haben?«
    »Ist es nicht aber schon zu spät?« fragte Karl. Er hätte ihr gern gefällig sein wollen, denn sie war ganz anders als vorher, so als wäre sie irgendwie aufgestiegen in die Kreise Pollunders und weiterhin Macks.
    »Ja, spät ist es schon«, sagte sie, und es schien ihr die Lust zur Musik schon vergangen zu sein. »Dann widerhallt hier auch jeder Ton im ganzen Hause, ich bin überzeugt, wenn Sie spielen, wacht noch oben in der Dachkammer die Dienerschaft auf.
    »Dann lasse ich also das Spiel, ich hoffe ja bestimmt noch wiederzukommen; übrigens, wenn es Ihnen keine besondere
    Mühe macht, besuchen Sie doch einmal meinen Onkel und
    schauen Sie bei der Gelegenheit auch in mein Zimmer. Ich habe ein prachtvolles Piano. Der Onkel hat es mir geschenkt. Dann spiele ich Ihnen, wenn es Ihnen recht ist, alle meine Stückchen vor, es sind leider nicht viele, und sie passen auch gar nicht zu einem so großen Instrument, auf dem nur Virtuosen sich hören lassen sollten. Aber auch dieses Vergnügen werden Sie haben können, wenn Sie mich von Ihrem Besuch vorher verständigen, denn der Onkel will nächstens einen berühmten Lehrer für mich engagieren – Sie können sich denken, wie ich mich darauf
    freue –, und dessen Spiel wird allerdings dafür stehen, mir während der Unterrichtsstunde einen Besuch zu machen. Ich bin, wenn ich ehrlich sein soll, froh, daß es für das Spiel schon zu spät

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