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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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vor etwa vier Monaten zusammen Abend gegessen. Julianne wollte Ihnen eine ihrer Freundinnen vorstellen.«
    »Die Verlagslektorin.«
    »Genau die. Warum fragen Sie?«
    »Ich habe jedem diese Frage gestellt. Ich rufe an und frage: › Was gibt’s Neues? Super. Hör mal, wann hast du mich zuletzt gesehen? Ja, ist schon viel zu lange her. Wir sollten mal wieder …‹«
    »Und was haben Sie herausgefunden?«
    »Dass ich ganz schlecht darin bin, Kontakte zu pflegen.«
    »Okay, aber die Idee ist richtig. Wir müssen die fehlenden Teile aufspüren.«
    »Können Sie mich nicht einfach hypnotisieren?«
    »Nein. Und ein Schlag auf den Hinterkopf hilft auch nicht.«
    Als er nach dem Aktenkoffer greift, zittert sein linker Arm. Er holt eine Mappe hervor und fischt ein kleines, an den Rändern ausgefranstes, viereckiges Stück Karton heraus.
    »Das hat man in Ihrer Tasche gefunden. Es ist vom Wasser beschädigt.«
    Er dreht das Stück Pappe um. Mein Mund wird trocken.
    Es ist ein Foto von Mickey Carlyle. Sie trägt ihre Schuluniform und grinst in die Kamera, als würde sie über etwas lachen, was wir nicht sehen können.
    Statt Verwirrung empfinde ich unendliche Erleichterung. Ich werde nicht verrückt. Es hat etwas mit Mickey zu tun.
    »Sie sind nicht überrascht.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Sie werden mich für verrückt halten, aber ich habe immer diese Träume.«
    Ich sehe, wie der Psychologe in ihm meine Äußerung bereits in ein Symptom verwandelt.

    »Sie erinnern sich an die Ermittlungen und an den Prozess?«
    »Ja.«
    »Howard Wavell wurde wegen Mordes verurteilt.«
    »Ja.«
    »Sie glauben nicht, dass er sie ermordet hat?«
    »Ich glaube nicht, dass sie tot ist.«
    Jetzt zeigt er endlich eine Reaktion. Er hat eben doch kein Pokerface.
    »Was ist mit den Beweisen?«
    Ich hebe die Hände. Die mit dem Verband könnte eine weiße Fahne sein. Ich kenne sämtliche Argumente. Ich habe geholfen, die Anklage zu untermauern. Alle Indizien einschließlich Faserspuren, Blutflecken und fehlendem Alibi deuteten auf Howard. Die Geschworenen haben ihren Job gemacht, und die Gerechtigkeit hat triumphiert; die Gerechtigkeit, wie sie an einem bestimmten Tag in den Herzen von zwölf Menschen empfunden wurde.
    Die Justiz hat Mickeys Namen durchgestrichen und einen Punkt hinter den von Howard gesetzt. Es ist alles ganz logisch, aber mein Herz will es nicht wahrhaben. Ich kann mir eine Welt, in der sie nicht mehr ist, einfach nicht vorstellen.
    Joe blickt wieder zu dem Foto. »Erinnern Sie sich, das in Ihre Brieftasche gesteckt zu haben?«
    »Nein.«
    »Können Sie sich vorstellen, warum Sie es getan haben?«
    Ich schüttele den Kopf, frage mich jedoch, ob ich sie vielleicht identifizieren können wollte. »Was hatte ich sonst noch bei mir?«
    Joe liest die Liste vor. »Ein Schulterhalfter, eine Brieftasche, Schlüssel und ein Taschenmesser … Sie haben Ihr Bein mit Ihrem Gürtel abgebunden, um die Blutung zu stillen.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Keine Sorge. Wir kehren dorthin zurück. Wir werden den Spuren nachgehen, die Sie hinterlassen haben – Quittungen,
Rechnungen, Terminkalender … Wir werden Ihren Weg Schritt für Schritt zurückverfolgen.«
    »Und dann werde ich mich erinnern.«
    »Oder lernen, sich zu erinnern.«
    Er wendet sich zum Fenster und betrachtet den Himmel, als würde er ein Picknick planen. »Haben Sie Lust auf einen Ausflug? «
    »Ich glaube nicht, dass man mir das erlaubt.«
    Er zieht einen Umschlag aus der Jackentasche. »Keine Sorge – ich habe schon gebucht.«
    Joe wartet, während ich mich anziehe und mit meiner bandagierten Hand an den Knöpfen meines Hemdes herumfummele.
    »Soll ich Ihnen helfen?«
    »Nein«, antworte ich barsch. »Ich muss es lernen.«
    Als ich durch die Halle gehe, beobachtet mich Keebal, als hätte ich eine Verabredung mit seiner Schwester. Ich unterdrücke den Impuls zu salutieren.
    Draußen wende ich das Gesicht in die Sonne und atme tief ein. Ich setze meine Krücken vorsichtig voreinander und gehe über den Parkplatz. Am anderen Ende erwartet mich eine vertraute Gestalt in einem Zivilfahrzeug. Detective Constable Alisha Kaur Barba (die jeder Ali nennt) studiert ein Lehrbuch für ihre Sergeantenprüfung. Jeder, der sich auch nur die Hälfte von dem Kram merken kann, hat es verdient, zum Chief Constable ernannt zu werden.
    Mit einem nervösen Lächeln öffnet sie die Wagentür. Indische Frauen haben so wunderbare Haut und dunkle feuchte Augen. Sie trägt eine

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