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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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verfolgt…«
    »Mit Informationen über Mickey Carlyle?«
    »Mag sein.«
    Warum sollte jemand sich auf einem Boot verabreden? Das kommt mir seltsam vor. Andererseits ist der Fluss nach den abendlichen Dinnerfahrten der Ausflugsboote relativ verlassen und ein schneller Fluchtweg.
    »Warum hätte irgendjemand Grund, auf Sie zu schießen?«, fragt Joe.

    »Vielleicht haben wir uns gestritten oder…«
    »Oder was?«
    »Es war eine Säuberungsaktion. Wir haben keine Leichen gefunden. Vielleicht sollen wir keine finden.«
    Herrgott, ist das frustrierend! Ich will in meinen Schädel greifen und meine Finger auf den grauen Haferschleim pressen, bis ich den verlorenen Schlüssel dort ertaste.
    »Ich möchte das Boot sehen.«
    »Es ist in Wapping, Sir«, erwidert der Sergeant.
    »Auf geht’s.«
    Er dreht lässig am Steuerrad und beschleunigt, der Außenbordmotor taucht tiefer ins Wasser und wirbelt eine Gischtwelle auf, während sich der Bug hebt. Gischttropfen kleben an Alis Augenbrauen, und sie presst ihre flatternde Kappe mit beiden Händen auf den Kopf.
    Zwanzig Minuten später und eine Meile flussabwärts von der Tower Bridge erreichen wir die Zentrale der Marine Support Unit, der Wasserschutzpolizei von London.
    Die Motoryacht Charmaine liegt auf Holzbalken in einem Trockendock inmitten von Abdeckplanen. Auf den ersten Blick wirkt der vierzig Fuß lange Kreuzer absolut makellos mit seinem Steuerhaus aus lackiertem Holz und den Messingbeschlägen, aber bei genauerem Hinsehen erkennt man die eingeschlagenen Bullaugen und die zersplitterten Deckplanken. Blau-weißes Polizeiband ist um die Reling gewickelt, und kleine weiße Fähnchen markieren die diversen Einschusslöcher und andere relevante Spuren.
    Ali berichtet, dass die Charmaine vierzehn Stunden, nachdem man mich gefunden hatte, vom Kew Pier im Westen Londons gestohlen gemeldet wurde. Sie rattert Größe, Länge, Breite und Höchstgeschwindigkeit herunter. Sie weiß, dass ich Fakten mag.
    Eine Beamtin der Spurensicherung in einem weißen Overall kommt aus dem Steuerhaus und bückt sich am Heck des Bootes. Sie zieht ein Maßband über das Deck, notiert sich etwas und
korrigiert die Einstellung des Theodoliten, der auf einem Stativ neben ihr steht.
    Schließlich dreht sie sich um, schirmt die Augen gegen die Sonne ab und erkennt den Sergeant.
    »Das ist Detective Constable Kay Simpson«, stellt er sie vor.
    Sie ist noch keine vierzig, hat kurzes blondes Haar und neugierige Augen. Sie starrt mich an, als wäre ich ein Gespenst.
    »Was genau machen Sie im Augenblick?«, frage ich verlegen.
    »Flugbahn, Aufprallgeschwindigkeit, Gierwinkel, Zielpunkt, Entfernungen, Fehlerbereich, Spritzmuster…« Als sie merkt, dass ihr keiner folgt, unterbricht sie sich mitten im Satz. »Ich versuche zu rekonstruieren, wie weit der Schütze entfernt war, in welcher Höhe er postiert war und wie oft er sein Ziel verfehlt hat.«
    »Er hat mein Bein getroffen.«
    »Ja, aber vielleicht hat er auf Ihren Kopf gezielt.« Nach einer kurzen Pause fügt sie rasch ein »Sir« hinzu, für den Fall, dass ich beleidigt bin. »Der Schütze hat Boattail-Hohlspitz-Munition mit einer Geschossgeschwindigkeit von achthundertfünfzehn Metern pro Sekunde verwendet, im Handel ist die kaum erhältlich, aber in Osteuropa kann man heutzutage praktisch alles beschaffen. «
    Plötzlich hat sie eine Idee. »Würden Sie mir vielleicht helfen, Sir?«
    »Wie?«
    »Können Sie sich gleich hier auf das Deck legen?« Sie zeigt auf ihre Füße. »Halb auf die Seite, mit ausgestreckten, leicht gekreuzten Beinen.« Ich lege meine Krücken ab und lasse mich von ihr wie ein Künstlermodell in die richtige Position bringen.
    Als sie sich über mich beugt, taucht vor meinen Augen unvermittelt das Bild einer anderen Frau auf, die über mir schwebt und mit ihren Lippen die meinen berühren will. Dann zittert die Luft, und das Bild ist verschwunden.
    Detective Constable Simpson schraubt das Stativ auf die Höhe meiner Beine herunter. Direkt über meinem bandagierten
Oberschenkel zeichnet sich ein hellroter Lichtstreifen auf meiner Hose ab.
    Nackte Angst packt mich, und ich brülle sie an, sie soll in Deckung gehen. Los! Runter, alle Mann! Ich erinnere mich an das rote Licht, den tanzenden roten Streifen, das Signal des Todes. Ich lag vor Schmerzen gekrümmt in der Dunkelheit, als der Strahl auf der Suche nach mir über das Deck wanderte.
    Offenbar hat mich niemand schreien hören. Das Geräusch ist nur in meinem Kopf. Die

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