Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
ihr Zustandekommen mit der intuitiven, kleinlichen Genauigkeit einer Memme. Er sah ihren Blick immer leerer und trostloser werden; beobachtete das allmähliche Erschlaffen ihres Kinns; die Veränderungen in ihrer Art, sich zu bewegen, durch die in wachsendem Maße Mattheit jede ihrer Regungen lähmte. Wenn er sie vögelte, spürte er, wie sie allmählich reagierte, Selbstabscheu und das Erfordernis, ihn zu befriedigen, sie dazu trieben, ihren Ekel zu verdrängen und seinen Wünschen zu entsprechen. Wenn sie schlief, hörte er sie um Hilfe wimmern, die niemals kam.
    Endlich rang sogar sein schmieriges, argwöhnisches Naturell sich zu der Ansicht durch, er hätte sie klein genug gemacht, um ein gewisses Risiko in Kauf nehmen zu können.
    Weil allerdings sein Bedürfnis nach Vorsicht keine Schranken kannte, traf er trotzdem bestimmte Schutzmaßnahmen und richtete Restriktionen ein. Dann steuerte er sein Raumschiff – mit einer VMK-Polizistin als Crewmitglied – aus dem Versteck.
     
    Sechs Tage später flog die Strahlende Schönheit, deren Triebwerke stotterten, in den Überwachungsbereich der KombiMontan-Station und erbat um Anlegegenehmigung für einen Werftplatz. Zu diesem Zeitpunkt stellte noch niemand peinliche Fragen. Es gab dazu keine Veranlassung: niemand wußte vom Verlust der Stellar Regent. Man erteilte der Strahlenden Schönheit die Genehmigung und unterrichtete Angus, er sollte sich auf die normale Inspektion vorbereiten.
    Der Inspektor, dem die Aufgabe zufiel, sich Angus Thermopyle und der Strahlenden Schönheit zu widmen, hatte an diesem Tag kein sonderliches Interesse am Beruf. Aber nicht einmal mit von Kat umnebeltem Verstand hätte er das anomale Faktum übersehen können, daß Thermopyle den Aufzeichnungen zufolge die KombiMontan-Station allein verlassen hatte, jetzt jedoch mit einem weiblichen Besatzungsmitglied zurückkehrte.
    Er bat Angus nicht, ihm diese Veränderung zu erklären. Er hatte keine Lust, verarscht zu werden. Statt dessen ließ er sich Morns Namen nennen und befragte die Id-Dateien der Stationscomputer.
    Von da an gestaltete die Situation sich höchst heikel.
    Man verordnete der Strahlenden Schönheit Startverbot, und eine ganze Anzahl von Inspektoren stapfte der Reihe nach durchs Raumschiff; sie stellten Fragen, artikulierten Maßregelungen, äußerten Forderungen. Je höherrangige Inspektoren sich einfanden – je stärkere Entschlossenheit sie also mitbrachten, sich Gehorsam zu verschaffen –, um so aggressiver und persönlicher trugen sie ihre Fragen vor, versuchten sie sich mit Maßregelungen durchzusetzen und formulierten sie Forderungen. Und alles galt Morn Hyland.
    Was ist aus der Stellar Regent geworden?
    Wie haben Sie überlebt?
    Wie sind Sie in seine Gesellschaft geraten?
    Unglücklicherweise betätigten die Behörden sich auf der Grundlage aussichtsloser Voraussetzungen. Die Stationszentrale machte sich um die Stellar Regent Sorgen; man sah dort sogar Anlaß zu außerordentlicher Beunruhigung. Der Sicherheitsdienst geiferte geradezu nach einer Chance, sich Angus greifen zu können. Aber es fehlte an jeglicher Handhabe. Es lag keine formelle Meldung über das Schicksal der Stellar Regent vor; mehr als Andeutungen bekam man nicht zu hören. Und Morn wies die Beantwortung aller Fragen zurück. Sie war Polizistin; doch sie lehnte ab.
    In regelmäßigen Abständen versuchte ein Inspektor, den Data-Nukleus der Strahlenden Schönheit zu beschlagnahmen. Angus verweigerte unmißverständlich die Herausgabe, solange das Gesetz sie ihm nicht vorschrieb; und dieser Fall entstand erst, sobald man ihn offiziell eines Verbrechens beschuldigte.
    Ebenso regelmäßig unternahm man Versuche, Morn von ihm zu trennen. Jedesmal zückte sie ihre um VMKP-Daten ergänzte Id-Plakette und erklärte sich außerhalb der Zuständigkeit irgendwelcher sonstiger Behörden. Sie offenbarte keinerlei Angaben oder Einlassungen und stellte Angus stillschweigend quasi unter Polizeischutz.
    Das aufmerksamere Stationspersonal beobachtete, daß in der Haltung, in der sie neben Angus stand, mehr als nur ein wenig Gequältheit zum Ausdruck kam. Für eine Polizistin agierte sie ungewöhnlich hilflos; fast wirkte sie furchtsam. Wäre man ihr in den Fluren der DelSek allein begegnet, hätte man sie mit einer im Leben Gescheiterten verwechselt. So mancher hätte ihr, wäre er in freundlicher Stimmung gewesen, Hilfe angeboten.
    Aber momentan konnte überhaupt nichts unternommen werden. Ihre Id-Plakette verlieh ihr

Weitere Kostenlose Bücher