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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Vorstellungsvermögen – oder den Mut –, um sich eine so vollständige Rettung zu erträumen.
    Aber er hatte sie das Hassen gelehrt. Und diese Lektion hatte sie gründlich gelernt. Gemeinsam mit dem Schmerz und Ekel hatte sich ihr der Haß in Mark und Bein gefressen. Bei dem ›Etwas‹, das in ihr erwachte, sobald sie Nick Succorso erblickte, handelte es sich schlichtweg um die Hoffnung, Angus könnte von ihm bezwungen werden.
    Was Nick anbelangte…
    So wie Angus machten sich auch Mallorys übrige Gäste von ihm ein falsches Bild.
    Freilich fiel ihm Morns Schönheit sofort auf, und er fühlte sich davon verlockt. Er spiegelte seine Männlichkeit keineswegs vor: sein Gelüst nach reizvollem weiblichem Fleisch verließ ihn nie. Zum Teil aus diesem Grund hatte er seinen weitverbreiteten Ruf als Liebhaber stets genährt. Doch er hatte auch andere Gründe. Es behagte ihm, auf der Gewinnerseite zu stehen, darum unternahm er alles, was es erforderte, um bei Frauen Leidenschaftlichkeit zu entfesseln. Und er war voller Rachgier; ganz besonders dürstete es ihn nach Vergeltung im zwischengeschlechtlichen Bereich. Seine Versessenheit galt der Revanche.
    In Wahrheit konnte er Frauen gar nicht leiden, behielt diese Tatsache jedoch für sich; insgeheim fürchtete und verabscheute er sie. Ihre Leiber hatten für ihn ausschließlich in dem Maß einen Wert, als sein Angelocktwerden ihnen eine noch stärkere Reaktion entrang. Wo diese Art der Befriedigung fehlte, interessierten sie ihn nicht. Dann zog er es vor, sie leiden zu sehen.
    Die Erklärung dafür gab lediglich insofern ein Geheimnis ab, als er niemals darüber sprach.
    Einmal hatte ihn, damals kaum erst Mann und in bezug auf Erfahrung noch Kind, eine Frau übel hereingelegt. Und während sie ihn hereinlegte, ausnutzte, seine Träume zerschlug, hatte sie ihn verhöhnt. Seine Narben entstellten ihn als sichtbare Male ihrer Verachtung, als Zeichen dafür, daß sie ihn nicht einmal als des Umbringens würdig erachtet hatte. Alle anderen, sämtliche sonstigen Männer an Bord des Raumschiffs, fast zwanzig, hatte sie ermordet; ihn hingegen ließ sie am Leben und ihm zur Erinnerung nur die Narben zurück. Er hatte nichts zustande bringen können, das ihr vor ihm Furcht verursacht hätte.
    Das Raumschiff hatte seinerzeit Käptens Liebchen geheißen und Nick zu dem Namen der feschen Interspatium-Barkentine inspiriert, die er heute flog. Die Zuneigung, die er für sein heutiges Schiff erübrigte, bildete einen Reflex seiner Sehnsucht nach dem damaligen Raumschiff. Seit dem Alter, von dem an man überhaupt solche Träume haben konnte, hatte es seine Träume beherrscht.
    Nick Succorso – diesen Namen hatte er, nebenbei erwähnt, nicht immer getragen – kam im gleichen Sinn als Stationsbewohner zur Welt, wie andere Menschen als Planetenbewohner, nämlich aus dem einen oder anderen Grund unfähig oder unwillig, die Heimat zu verlassen; als Sohn einer Familie von Administratoren auf einer der KombiMontan-Station ähnlichen, allerdings ein halbes Hundert Parsek entfernten Weltraumstation, die eine der offiziellen (und deshalb hochgradig profitablen) Handelsflugrouten zwischen der Erde und dem Bannkosmos überwachte. Schon als Bub war er an Scannern zu sitzen gewohnt, so wie die meisten Administratorenkinder der Station es machten, um frühzeitig Fähigkeiten einzuüben, die sie während des restlichen Lebens brauchten.
    Im Gegensatz zu seinesgleichen in seiner Umgebung hatte er jedoch zu dem, an dessen Überwachung er mitwirkte, eine regelrechte Vorliebe entwickelt, zum weiten Abgrund des Alls und dem Locken des Hyperspatiums, der Romantik des Durchsegelns unberechenbarer Sonnenwinde, dem Rätselhaften des hyperspatialen Hinübergeschleudertwerdens, das Menschen und Raumschiffe durch Dimensionen jenseits der Maßstäbe ihres vorherigen Daseins beförderte.
    Vor allem in die Käptens Liebchen hatte er sich vernarrt gehabt.
    Sie schien ihm unter sämtlichen stattlichen Raumschiffen am herrlichsten zu sein, ein rasantes Metallgeschoß mit genug Energie, um die Sternengefilde des Alls zu durchqueren und das Hyperspatium zu durchdringen. Sie hatte eine elegante Form, aber strotzte von Waffen. Trotz riesiger Laderäume kreuzte sie so flott durch den Erfassungsbereich der Scanner, legte so graziös an und ab, als wäre sie ein lebendiges Geschöpf der großen kosmischen Klüfte. Ihre Besatzung sah er als exotische Männer aus den fremdartigsten Teilen der Galaxis an, als harte Burschen, die

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