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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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soviel Couragiertheit hatten, dem Vakuum und dem Bannkosmos die Stirn zu bieten, und er mutmaßte, daß sie wirklich fabelhafte Reichtümer transportierten. Als Junge kannte Nick Succorso kein dringlicheres Anliegen, als unter Eingehung jedes beliebigen Vertrags oder zu jeden Bedingungen auf diesem Raumschiff anzuheuern.
    Um Himmels willen, nein! rief seine Mutter.
    Bist du bescheuert? fragte sein Vater.
    Was den Kapitän der Käptens Liebchen betraf, so sagte er einfach nein. Dank seiner Autorität und der Glitzerborten seiner Uniform wirkte er majestätisch wie ein Fürst und wies Nick rundheraus ab. Hätte nicht sein Stellvertreter angesichts der Niedergedrücktheit in Nicks Miene Bedauern mit ihm gehabt, wäre ihm nicht einmal eine Begründung genannt worden. Doch der Stellvertreter des Kapitäns meinte es gut mit Nick und nahm sich für ihn einen Moment Zeit. Schlag dir das aus dem Kopf, Junge. Wir heuern für die Crew nie Stationsbewohner an. Mit denen gibt’s zuviel Schwierigkeiten. Ihnen fehlt das richtige Einfühlungsvermögen. Der einzige Weg, je auf einem Raumschiff zu fliegen, ist für dich, eine der Raumfahrtakademien zu besuchen. Erde. Aleph Grün. Orion-Sphäre.
    Um Himmels willen, nein! wiederholte Nicks Mutter.
    Bist du jetzt völlig überkandidelt? fragte sein Vater. Wie kommst du auf die Idee, wir hätten soviel Geld?
    Ein Dummkopf zu sein, hatte man von Nick nie behaupten können. Er sah seine Träume vom Verfliegen bedroht. Auch er selbst erblickte keine Aussicht, jemals ›soviel Geld‹ zu verdienen. Die einzigen Berufe, die man so gut bezahlte, übte man auf Raumschiffen aus.
    Aber er konnte nicht dulden, daß seine Träume dahinschwanden; deshalb ließ er lieber einen anderen Bestandteil seines Innern verkümmern.
    Er fing an, Verbrechen zu planen.
    In seiner Jugend bedeutete die Raumpiraterie längs der stellaren Flugrouten ein permanentes, aufreizendes Problem. Die VMK-Polizei hatte man erst vor kurzem gegründet; ihre Möglichkeiten, die Gesetze der Erde zu verteidigen, reichten noch nicht weit. Und der Bannkosmos machte allem Anschein nach keinen verläßlich erkennbaren Unterschied zwischen ehrlichem und unehrlichem Handel.
    Mit der Logik der Jugend folgerte Nick, daß dort, wo es Piraterie gab, auch Piraten aktiv sein mußten. Und wo sich Piraten betätigten, mußte Bedarf an Informationen bestehen.
    Zielangaben. Fracht. Ankunftstermine. Abflugstrajektorien. Flugrouten-Plazets. Nick lernte an Scannern. Zumindest indirekt hatte er Zugang zu dieser Art von Informationen.
    Schon als Jugendlicher, noch kaum als junger Mann zu bezeichnen, fand er seine Chancen, wann er sie brauchte, wenn er die Bereitschaft hatte, sie zu nutzen. Sobald er genug geheime Bitterkeit angesammelt, hinlänglich konkrete Pläne geschmiedet und sich echten Zugriff auf die erforderliche Sorte Informationen verschafft hatte, begegnete er der Frau, die ihm die Narben beibrachte.
    Selbstverständlich fügte sie ihm die Verletzungen erst später zu. Sie wußte, was sie tat, und verstand sich darauf gut. Erst kam beiläufiges Geplauder, dann gelegentlich gemeinsam ein Drink. Schließlich ab und zu Bumsen. Seine anfängliche, vorsichtige Erwähnung der Käptens Liebchen überging sie, als hätte sie nichts gehört. Erst nachdem er ihr genügend über seine Pläne, die Informationen und seine sehnsüchtigen Wünsche erzählt hatte, ließ sie ihn die Habgier in ihren Augen sehen.
    Sie wollte das Schiff.
    Und er hatte tatsächlich noch das Gemüt eines Jungen. Es fiel ihm nicht schwer, sich einzureden, ihr läge aus den gleichen Beweggründen wie ihm an der Käptens Liebchen.
    Also verübte er Verrat an dem Raumschiff, das er so ins Herz geschlossen hatte. Er dachte, er könnte Mitglied der künftigen Crew werden. Zum Schluß würde er – so erträumte er es sich – der neue Kapitän sein.
    Er irrte sich; doch es sollte, wie er sich danach schwor, das letzte Mal in seinem Leben bleiben.
    Die Frau nahm ihn an Bord ihres Raumschiffs. Nick erlebte es als Zeuge mit, wie sie der Käptens Liebchen auflauerte, das Handelsschiff durch Beschuß beschädigte, es zur Kapitulation zwang. Er begleitete die Piratin beim Entern des Raumfahrzeugs, das an dem Zeitpunkt zerschossen durchs All trieb.
    Schon da wich die Wirklichkeit von seinem Traum ab. Nie wäre es ihm eingefallen, die Käptens Liebchen dermaßen zu demolieren. Was den einst so majestätischen Kapitän und seine Crew betraf, hatte sich Nick natürlich gewünscht, sie

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