Amnion 1: Die wahre Geschichte
Käptens Liebchen vollständige Korrektheit walten ließ.
Und daß Nick zwei Mitteilungen in einer Verschlüsselung erhalten hatte, die Angus’ Computer nicht kannte und auch nicht knacken konnte.
Angus vermochte diese Mitteilungen nicht zu entziffern. Doch er konnte, weil er schon den Datenübertragungsweg wußte, ihre Herkunft ermitteln.
Sie stammten vom Sicherheitsdienst der Station.
Angus hätte in ein und demselben Moment lachen, etwas zertrümmern und eine Feier veranstalten können, als er diese Feststellung machte. Sie rundete das Gesamtbild ab: das mußte der letztendliche Grund sein, weshalb sein Bluff gewirkt hatte. Es gab wirklich beim Sicherheitsdienst eine undichte Stelle, einen Verräter. Wieso sonst sollte Nick Succorso verschlüsselte Nachrichten dieses Ursprungs empfangen? Die aus der Luft gegriffene Verdächtigung, die Angus angedeutet hatte, um zu begründen, weshalb Morn bei ihm blieb, mußte die Inspektoren der KombiMontan-Station im Innersten getroffen, ihre geheime Richtigkeit seinen Darlegungen eine Glaubwürdigkeit verliehen haben, fast als hätte er die Gabe der Hellsichtigkeit.
Und Nick Succorsos Renommee als Erfolgsmensch beruhte auf Insider-Informationen. Er hatte beim Sicherheitsdienst einen Kumpanen; einen Freund in wichtiger Position.
Infolge seiner charakteristischen Eigenschaften verschwendete Angus keinen Gedanken ans Warum. Er vergeudete nicht einmal Zeit mit der Frage, wie so etwas möglich sein konnte. Ihn interessierte nur die nackte Tatsache.
Nick Succorso hatte beim Sicherheitsdienst einen Komplizen.
Das erhöhte seine Gefährlichkeit. Aber es schrumpfte ihn auch zusammen. Er stand nicht auf eigenen Beinen; ähnelte einer eindrucksvollen Fassade ohne etwas dahinter; er führte das Dasein eines Maulfechters. Selbst ein Nervenspritabhängiger konnte hinkriegen, was er schaffte, solange der Süchtige sich auf vertrauliche Informationen stützte, einen Informanten in maßgeblicher Position hatte. Nick mochte hohnlächeln, über wen er wollte; doch es hatte nur Bedeutung, weil jemand beim Sicherheitsdienst auf seiner Seite stand.
»Du Schweinehund«, knirschte Angus durch die Zähne. »Du Dreckfresser und Schmeißfliege. Dir reiß ich die Eier ab.«
Die Frage lautete nur noch: Wann und wo?
13
Diese Zeitspanne, die fast eine Woche lang dauerte, brachte Morn Hyland überwiegend entweder im Schlaf oder in Katatonie zu. Wenn Angus sie mißbrauchte, dann ohne sie vom Einfluß des Z-Implantats zu befreien. Er wünschte nicht, daß sie wußte, was er tat; das Risiko, daß sie irgendeine Möglichkeit fand, um es zu sabotieren, konnte er nicht tragen. Deswegen holte er sie nur zu den Mahlzeiten aus dem Bett oder wenn sie ihn zu Mallory begleiten sollte.
Jedesmal wenn er sich an ihrem Leib verging, vertiefte sich seine gegen Nick Succorso gerichtete Entschlossenheit. Und jedesmal, wenn er sich mit ihr in der Öffentlichkeit zeigte, empfand er ein derartig heftiges Verlangen, sie zu beschützen, daß es ihn quälte wie heimlicher Schrecken.
Aber die zweite Woche verlief anders. Nun timte Angus seine Aufenthalte außerhalb der Strahlenden Schönheit so, daß sie jeweils mit Nicks Abwesenheit von der Käptens Liebchen zusammenfielen. Und dann hatte er unter seiner Bordmontur ein NervoRelais, eine mit Klebeband auf der Haut befestigte, kleine Elektrode, die elektrisch ein schwaches Kribbeln erzeugte, sobald die Käptens Liebchen durch die Kommunikationsanlagen der KombiMontan-Station nach Nick forschte, seine Rückkehr aufs Raumschiff erbat. Morn zu Mallory mitzunehmen, gehörte jetzt zu Angus’ Plan, zu seinem Köder. Er wollte, daß Nick sie sah und aktiv wurde; er gedachte sie Nick aufreizend genug zu präsentieren, um ihn zu Taten herauszufordern.
Einmal überlegte er sogar ernsthaft, ihr neue Kleider zu kaufen. Falls er ihr dazu Gelegenheit gab, konnte sie überwältigend schön aussehen. Und er verspürte danach eine gewisse sehnsüchtige Neigung, sowohl um ihrer wie auch seiner selbst willen, so daß sie als seine Begleiterin dermaßen umwerfend wunderbar aussähe, ähnlich wie die Strahlende Schönheit mit frischem Anstrich.
Doch schließlich entschied er, sie weiter in ihrer zerknitterten, zu großen Bordmontur herumlaufen zu lassen, nicht wegen der Kosten, sondern aus Rücksicht auf das zusätzliche Gefahrenpotential. Sah sie zu gut aus, mochte das zu Verwicklungen führen, auf die er sich nicht eingestellt hatte. Und man mußte die Möglichkeit in
Weitere Kostenlose Bücher