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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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den Gram seines Herzens zu lindern. Sein Magen krampfte sich zu einem Klumpen schwärzesten Hasses zusammen, und sein Gehirn troff schier über von solcher Gewalttätigkeit, daß sein Geisteszustand an Umnachtung grenzte.
    Sobald sie das Raumschiff betreten hatten, zog er vorsätzlich eine sorgsam ausgedehnte Schau ab, machte sämtliche Luken dicht, aktivierte alle Alarmanlagen, schaltete dagegen die Kommunikation völlig aus, isolierte praktisch die Strahlende Schönheit von der Station, als käme es ihm darauf an, für Morn die Spannung zu verlängern, ihr ausgiebig Gelegenheit zu lassen, das Bevorstehende in ärgster Beklemmung abzuwarten.
    Zum Schluß drückte er am Kontrollgerät ihres Z-Implantats eine Taste.
    Ursprünglich hatte er im Sinn, ihr nur Passivität aufzuzwingen. Sie sollte alles sehen und fühlen, was er tat. Doch seine Finger schienen ihren eigenen Willen zu haben. Sein gesamter Körper sogar ignorierte das abgrundfinstere, erbitterte Übelwollen seines Gemüts. Statt Morn in Passivität oder Katatonie zu versetzen, drückte er die Taste, die sie in Schlaf senkte. Dann hob er sie auf die Arme und schleppte sie zu einer Koje.
    Er bettete sie auf die dünne Matratze; schob ihr ein Kissen unter den Nacken; breitete über sie eine Decke und befestigte die Anti-G-Gurte. Während Krämpfe seinen Magen umwühlten, von seinem Gehirn vor Betäubung nichts als Schwindelgefühl ausging, ließ er sie allein, sperrte den Korridor ab, der zu ihrer Kabine führte, und schloß sich im Kommandomodul ein.
    Dort stimmte er ein winselndes Geheul an, als wäre er ein von Schmerzen gepeinigtes Tier.

 
12
     
     
    Selbstverständlich wären die Bedingungen für ihn besser gewesen, hätte er eine Schwarzwerft angeflogen. Dort hätte er vielleicht mit Gunsterweisen Morns das Geld einnehmen können, das ihm für die Reparaturen der Strahlenden Schönheit fehlte. Seine Macht über sie hätte höhere Preise eingetragen als auf der KombiMontan-Station. Und es wäre ihm möglich geworden – unter der Voraussetzung, Nick Succorso wäre ihm gefolgt –, gegen seinen Rivalen in einem unkomplizierteren und für seine Begriffe daher faireren Umfeld die Initiative zu ergreifen.
    Der Stand der Dinge wäre für ihn günstiger gewesen, hätte er schlichtweg von der KombiMontan-Station abgelegt, auf die Käptens Liebchen ein paar Torpedos abgefeuert und schleunigst auf Nimmerwiedersehen das Weite gesucht.
    Die Situation wäre für ihn vorteilhafter gewesen, hätte er Morn Hyland getötet und sie in einer Triebwerksdüse der Strahlenden Schönheit eingeäschert.
    Wirklich nahm er sich im Laufe der nächsten beiden Standardwochen – immerzu vom einen zum anderen Moment – abwechselnd den einen oder anderen dieser möglichen Auswege fest vor, manchmal sogar alle auf einmal. Aber er setzte nichts davon in Taten um.
    Statt dessen arbeitete er auf Nicks Verderben hin.
    Erst widmete er sich natürlich der Strahlenden Schönheit. Er veranlaßte, daß man sie so gründlich wartete, wie es sich ohne Durchführung größerer Reparaturen einrichten ließ. Er bezahlte Röntgenuntersuchungen und -analysen ihres Rumpfs und der Schotts auf Metallermüdung. Alle neu erforderlichen Komponenten, die er sich momentan leisten konnte, kaufte er. Und er zog ihren Namen und die Kennungsbuchstaben mit frischer Farbe nach.
    Zur gleichen Zeit aber stellte er Fragen, wo sich nur eine Gelegenheit ergab. Er zahlte für Informationen – sogar bloße Andeutungen – beachtliche Summen, die ihn nahezu ruinierten. Und dadurch gelang es ihm zu guter Letzt, für einen kurzen Moment des Triumphs in den Hauptcomputer der Station einzudringen. Doch ehe die Abwehrprogramme des Computers ihn zum Zurückstecken zwangen – er mußte nachgeben, um zu verhindern, daß man ihn als unbefugten Kontakter identifizierte –, molk er soviel Daten, wie er konnte.
    In gewisser Hinsicht erreichte er ein schlechtes Resultat. Außer Dateien voller Routinekram lagen ihm jetzt lediglich die Codes und Datenübertragungswege vor, die die Computer der Käptens Liebchen bei der Kommunikation mit den Computersystemen der Station benutzten. Theoretisch konnte er mit diesem Wissen nichts anfangen. Er kam ja an die tatsächlichen Verbindungen nicht heran, durch die die Käptens Liebchen ihre Angelegenheiten mit den Stationscomputern abwickelte. Letztere erfaßten unverzüglich alles, was die Unversehrtheit dieser Leitungen antastete. Und die Kenntnis der Codes und Datenübertragungswege hatte

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