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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ohne Zugang zum wirklichen Datenstrom keinen Wert.
    Aber seine Notlage machte Angus verzweifelt. Selbst nach eigener Einschätzung mußte er den Verstand verloren haben. Zu seiner Sicherheit legte er Morn schlafen, damit sie nicht erfuhr, was er betrieb, ihn dabei nicht störte. Dann nahm er, indem er so stark hyperventilierte, daß der EA-Anzug kaum den Ausgleich leisten konnte, Externaktivitäten auf, schwitzte dabei viehisch.
    Seine Aktion ging gut aufgrund ihrer Abwegigkeit. Die Personen, die außerhalb ihrer Raumschiffe Arbeiten verrichteten, erledigten sie in der Werft, also auf der anderen Seite der KombiMontan-Station. Nur Leute, die an solchem Argwohn wie Angus litten, kamen überhaupt auf die Idee, die in ihrer Nachbarschaft verankerten Raumschiffe zu scannen. Anscheinend krankte Nick Succorso an keinem derartigen Mißtrauen. Oder vielleicht verließ er sich zu sehr auf seine Unangreifbarkeit. Jedenfalls bemerkte niemand Angus’ Vorgehen.
    Grimmig den Blick vom Sternengeflimmer der Weltalltiefen abgewandt, wanderte Angus, durch Haftnäpfe gegen ein Abtreiben von der metallenen Außenhülle geschützt, von der Strahlenden Schönheit über die gewaltige Rundung des Rumpfs der KombiMontan-Station zur Käptens Liebchen. Dort angelangt, testete er mit einem Spannungsprüfer jedes der Kabel zwischen Raumschiff und Station, bis er die Verbindung für den Datenstrom entdeckte. Mit verbissener Sorgfalt umwickelte er sie vom Ausgangsanschluß bis zur Anschlußbuchse fest mit einem Telekommunikationskabel und führte es bis hinüber zum eigenen Raumschiff.
    An Bord der Strahlenden Schönheit zurückgekehrt, gönnte er sich keine Verschnaufpause, um sich erst einmal von den EA zu erholen. Er handelte wie ein Besessener. Ihm zitterten vor Eifer und Furcht die Hände, während er das Kabel an die Bordelektrizität anschloß, so den Datenstrom der Käptens Liebchen mit einem schwachen Magnetfeld umhüllte. Danach koppelte er das Kabel mit einem Oszilloskop und maß das Magnetfeld auf Fluktuationen.
    Es funktionierte. Bei stärkster Einstellung zeigte das Oszilloskop endlich eine schnelle Folge von Zacken und Kurven, eine wechselhafte Aneinanderreihung von zu blitzartigen Ausschlägen, als daß das Auge sie zu interpretieren vermocht hätte.
    Seine Computer kannten die Codes und Datenübertragungswege; jetzt hatten sie zudem ein Echo des eigentlichen Datenstroms. Wenig später konnte Angus alle Mitteilungen zwischen Käptens Liebchen und KombiMontan-Station von einem Bildschirm ablesen.
    Unter anderen Verhältnissen wäre sein Interesse an diesen Informationen zeitweilig und ganz spezifischer Natur geblieben. Er hätte diese Einblicke für den Zweck genutzt, Nick Succorsos Konten zu plündern, seine sämtlichen Finanzen sich selbst gutzuschreiben. Diese Art von Computertransaktion unnachspürbar und unbeweisbar vorzunehmen, wäre bei Anwendung der eigenen Codes und Leitwege auf keine Schwierigkeiten gestoßen. Anschließend hätte er das Kabel entfernt und zufrieden die Hände in den Schoß legen können, und es wäre fraglich gewesen, ob auf der Käptens Liebchen je irgend jemand den Hergang erriete. Aber jetzt hatte Angus andere Pläne.
    In gewissem Sinne vereinfachte die Tatsache, daß Nick gar nicht über Finanzen verfügte, die zur Reparatur der Strahlenden Schönheit genügt hätten, die Lage. Trotz seines Erfolgstyp-Gehabes besaß er kein größeres Vermögen als Angus. Da somit der monetäre Anreiz entfiel, forderte es Angus weniger Mühe ab, der Versuchung zu widerstehen, irgend etwas von dem, was er sichtete, zu beeinflussen oder zu verändern. Er wollte seinen Nebenbuhler nicht vor der Gefahr warnen, sondern vor Nick verschleiern, daß er es auf ihn abgesehen hatte.
    Anstatt im Datenstrom herumzupfuschen, gab er seinem Bordcomputer eine lange Liste von Stichwörtern und Namen sowie den Befehl ein, bei deren Vorkommen im Dialog zwischen Käptens Liebchen und der Station den Austausch zu speichern. Nachträglich befahl er infolge seines unverbesserlichen Argwohns dem Computer, bei Verwendung unidentifizierbarer Codes ebenso zu verfahren.
    Dann ging er von Bord der Strahlenden Schönheit und befaßte sich weiter damit, Normalität vorzutäuschen.
    Als er ins Raumschiff zurückkehrte und sich besah, was der Computer gespeichert hatte, fand er darin keine Erwähnung seiner selbst, Morns oder anderer relevanter Bezüge. Er stellte lediglich fest, daß Nick Succorso bei allen Formalitäten im Zusammenhang mit der

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