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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Betracht ziehen – Angus nahm sie ernst, weil sein Mißtrauen ihn zwang, in solchen Bahnen zu denken –, daß Nicks Durchtriebenheit ausreichte, um eine Falle zu riechen, wenn man sie zu stark parfümierte.
    Er hatte den Wunsch, Nick zum Aktionismus zu provozieren, weil nahezu alles, was Nick anfinge, ihm einen Vorwand böte, um ihm das Lebenslicht auszublasen – und gleichzeitig gegen jede Mordanklage den Einwand der Selbstverteidigung erlaubte. Angus konnte sich auf so gut wie alles vorbereiten, weil er über Nicks Gewerbe und Umtriebe mehr wußte, als Nick ahnte.
    Und sobald er Nick abgeräumt hätte, wäre er in idealer Ausgangsposition, um für sich auszunutzen, was er über den Stationssicherheitsdienst herausgefunden hatte. Nicks Kumpan würde zu seinem Komplizen. Etwas Druckausübung und ein wenig Erpressung könnten es Angus anbahnen, künftig so bequem zu leben, wie Nick es gegenwärtig konnte.
    Also sorgte er dafür, daß Nick fortan Morn möglichst oft sah. Mit einer Vorsätzlichkeit, deren insgeheime Hinterlist niemand durchschaute, offerierte er sie ihm nachgerade, um ihn zum Handeln zu drängen, zu verleiten.
    Zur gleichen Zeit ballte sich in Angus’ Schädel mörderische Finsternis, und die Fäuste juckten ihm vor Blutgier, weil er glaubte, Morn sei hinter dem Nichtssagenden ihrer Miene, der ganzen Verhärmtheit und notgedrungenen Ausdrucksarmut ihres Gebarens, für seinen Gegner Feuer und Flamme.
    Bei jedem Mal, wenn er sie in eine Situation brachte, in der sie und Nick einander sehen konnten, nahm er sich vor, schwor er sich, ihr gleich nach der Rückkehr ins Raumschiff die Geschlechtsteile herauszureißen, damit nie mehr ein Mann einen Grund hätte, auf sie geil zu sein.
    Und jedesmal, wenn sie beide sich wieder auf der Strahlenden Schönheit eingefunden hatten, vermochte er sich nicht der zärtlichen Gefühle zu erwehren, die ihn überkamen. Sein Mund überhäufte sie mit Obszönitäten; doch seine Berührungen gerieten ihm sanft, beinahe zaghaft. Er ließ sie nur noch auf seltsame Weise biedere Dinge tun, verhielt sich fast rücksichtsvoll, als wäre es sein Bedürfnis, nachdem er sie ihres Willens, der Hoffnung und ihrer Menschenwürde beraubt hatte, daß sie ihm verzieh.
    Sie versuchte ihre Verblüffung zu verbergen, aber es gelang ihr nicht. Mittlerweile kannte er sie zu genau; inzwischen verstand er sich aufs Deuten der geringfügigsten Schwankungen in der Farbschattierung ihrer Augen, des Zuckens der kleinsten Muskeln ihrer Wangen. Sie spürte die Veränderungen, die sich bei ihm vollzogen, seine Seelenpein, aber begriff nicht, was sie davon halten sollte.
    Zärtlichkeit? Seitens Angus Thermopyle? Dafür kannte sie wiederum ihn zu gut.
    Sie schaute ihn an, als sähe sie sein Verhängnis voraus.
    Empfand sie Schadenfreude? Angus vermutete es.
    Er war überzeugt, sie baute längst darauf, daß Nick Succorso sie befreite und ihn abservierte. Er unterstellte, daß sie schon in bis ins kleinste ausgefeilten Rachegedanken schwelgte. Bei dieser Vorstellung verkrampften sich ihm alle Gliedmaßen vor Lust, sie in Stücke zu hauen.
    Trotzdem tat er ihr nichts. Sie war ihm unterdessen zu kostbar geworden. Ebenso hemmte ihn ihre Perplexität. Ihre Verwirrung hatte Implikationen, die er nicht im entferntesten nachvollziehen konnte. Ein Mann seines Schlags wäre nie zu überlegen fähig gewesen, ob sie möglicherweise ihren Haß überprüfte. Er hätte nie verstanden, daß seine Furcht und seine plötzliche Sanftheit gerade an den durch seine Mißhandlungen so empfindlich gewordenen Teil ihres Innenlebens rührten.
    Wenn er allein im Kommandomodul saß, mußte er die Zähne zusammenbeißen, um nicht wieder in ein lautes heulendes Winseln auszubrechen.
    Verfluchtes Weib, in der Hölle sollst du schmoren! Was hast du aus mir gemacht? Er beteuerte sich, er sei auf alles gefaßt. Männern wie Nick Succorso hatte er sich seit seinem zwölften Lebensjahr als ebenbürtig erwiesen. Und er wußte über Nick alles, was er an Wissen brauchte, mit Ausnahme des Inhalts der verschlüsselten Mitteilungen. Er fand sich bereit. Zweifellos bereit.
    Doch der tief in seinem Innern angestaute Schmerz sagte ihm das Gegenteil. Er ahnte, daß er nie wieder auf alles gefaßt sein könnte.
    Was hast du aus mir gemacht?
    Alle Zeit, die ihm sein Widerpart ließ, verbrachte er mit fieberhaften Anstrengungen, den unbekannten Code zu knacken. Aber sobald Nick von Bord der Käptens Liebchen ging, beeilte Angus sich mit Morn aus der

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